Arbeitsproben

Wald und Holz

August 2020
 

Besonderes Pilotprojekt sorgt für Wärme und Spannung
 

Der Baumwerker Simon Biedermann und der Bauer Karl Vetterli setzen im thurgauischen Rheinklingen auf ein Holzgas-Blockheizkraftwerk, das mit Befüllung, Siebung, Aufbereitung und Trocknung speziell ist. Die Anlage wird nicht mit qualitativ hochwertigen Hackschnitzel, sondern mit minderwertiger Qualität aus Astmaterial und Restholz befüllt und erzeugt CO²-neutral Strom und Wärme. Bisher versorgte Simon Biedermann mit dem angefallenen Baumschnitt und Abfallholz eine Hackschnitzelanlage, mit der seine Liegenschaft und die seines Vaters Jack Biedermann geheizt wurden. Die überschüssigen Hackschnitzel wurden verkauft. Simon Biedermann hatte die Idee, mit dem Restholz nicht nur Wärme, sondern auch Strom zu erzeugen und dabei das Abfallmaterial möglichst sinnvoll zu verwerten, das bei seiner täglichen Arbeit als Baumwerker anfällt. Für die rechtliche Absicherung gründete er mit seinem Nachbar Karl Vetterli, die Stromwerker AG, die das Projekt finanziert. Nach einigen Vergleichsangeboten entschieden sich die beiden Investoren für das österreichische Modell Glock GGV 2.7, das auch die schweizer Richtwerte erfüllt. Die Kärntner Firma mit den rund 40 Mitarbeitenden benötigte fünf Jahre für die Entwicklung des Holzgas-Blockheizkraftwerks. Mittlerweile wurden 44 Anlagen montiert und 36 sind bereits in Betrieb.                                                                     
Genug Wärme für kleines Wohnviertel und grossen Hühnerstall                       Bei dem speziellen Blockheizkraftwerk wird das durch einen thermochemischen Umwandlungsprozess erzeugte Holzgas mittels Verbrennungsmotor und Stromgenerator in elektrische Energie umgewandelt. Die Anlage produziert CO²-neutral 53 KW elektrische und 110 KW thermische Energie. Der Strom wird in das Netz eingespeist und mit der Heizenergie wird in erster Linie der Landwirtschaftsbetrieb von Karl Vetterli geheizt. Vetterli betreibt auf seinem 23 Hektaren grossen Betrieb Ackerbau und hat einen knapp 900 Quadratmeter grossen und sehr wärmeintensiven Pouletmaststall mit rund 12´000 Tieren. Um einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage zu ermöglichen, wurden die Betriebsräumlichkeiten der Rheinklinger Zweigstelle der Baumwerker AG, sowie die Liegenschaften von Jack und Simon Biedermann, sowie das in unmittelbarer Nähe gelegene ehemalige Bauernhaus von Thomas Fehr in das Wärmenetz mit eingezogen.      Sechszylinder Gasmotor ist das Herzstück der Heizzentrale                                 Der Hackschnitzelverbrauch der Anlage liegt pro Stunde bei etwa 50 Kilogramm, was einen Jahresverbrauch von rund 2500 m³ entspricht. Bisher musste kein Material zugekauft werden, da bei Simon Biedermann noch genügend Material an Lager ist. Zudem bringt Karl Vetterli aus seinem rund 3,5 Hektaren grossen Wald genügend Hackschnitzel mit ein. Die Hackschnitzel des minderwertigen Ausgangsmaterials werden bei der Anlieferung in einen in den Boden versenkten Fülltrog geleert. Von dort gelangen sie über zwei Steigschnecken in ein Sieb, das sich im Nebenraum der Heizzentrale unter dem Dach befindet. In drei Meter Höhe wird das Ausgangsmaterial vom Dreck getrennt, der direkt aufgefangen und abgefahren werden kann. Die Hackschnitzel werden über weitere Steigschnecken in die beiden Vorrat-Silos mit einem Gesamtfassungsvolumen von 120 m³ befördert, die sich hinter dem Gebäude befinden. Auf dem Trocknungsboden wird das Ausgangsmaterial mit Ventilatoren und von der Abwärme erhitzter Luft getrocknet. Bei einer maximalen Feuchte von 30 Prozent stellt die Anlage ab. „Je trockener das Häckselmaterial ist, umso höher ist der Energiegehalt“, sagte der Projektleiter Andy Vögeli von der Heim Heizsysteme AG aus Aadorf (TG). In einem Trockner wird die letzte Restfeuchte entzogen und die Hackschnitzel gelangen durch Förderschnecken über einen Tagesbehälter in den Holzvergaser, wo das Befüllmaterial auf 800 Grad erhitzt wird. Der thermochemische Umwandlungsprozess der Holzvergasung wird gezielt gedrosselt, damit brennbares Gas entsteht. Das Gas kommt mit einer Temperatur von rund 620 Grad aus dem Holzvergaser und wird im Heissgasfilter gereinigt und im Produktgaswärmetauscher auf etwa 70 Grad heruntergekühlt, ehe es über einen Sicherheitsfilter in den Gasmotor gelangt. Der Sechszylinder Reihen-Verbrennungsmotor mit 11´300 ccm Hubraum treibt den angeflanschten Generator mit einer Nennleistung von 75 KW zur Stromproduktion an. Die Abwärme und das Abgas gelangen in den Abgaswärmetauscher, in dem die Temperatur auf 90 Grad reduziert wird, ehe die thermische Energie ins Wärmenetz gelangt. Die komplette Steuerung der Anlage kann über Smartphone und Tablet bedient werden.  Investoren mussten einige Kompromisse eingehen                                               Das Blockheizkraftwerk wurde von der Firma Glock samt Trocknungsanlage und Fördertechnik auf Plattformen aus der rund 700 Kilometer entfernten österreichischen Marktgemeinde Griffen angeliefert. Ursprünglich sollten die österreichischen Spezialisten bei der Montage dabei sein, doch wegen der Corona Pandemie konnte die Firma Glock die Anlage nicht vor Ort in Betrieb nehmen. Die Heizzentrale wurde von der Heim Heizsysteme AG installiert und in enger kommunikativer Zusammenarbeit mit den österreichischen Techniker über Whatsapp und Telefon eingestellt. Ursprünglich sollte im rund 140 Quadratmeter grossen Wagenschuppen von Biedermann nur das knapp 20 Quadratmeter umfassende Blockheizkraftwerk untergebracht werden und die Aufbereitung der minderwertigen Ware ausserhalb der Anlage erfolgen. Als die Siebung dann aber in das Projekt integriert wurde, wurde es im Gebäude ziemlich eng. „Wenn wir es nochmals von Anfang an machen würden, wäre es sicher sinnvoller, die Anlage in ein neues Gebäude zu integrieren“ sagte Simon Biedermann. Um die Anlage wärmeeffizient zu nutzen, wurden zwei Wärmespeicher mit insgesamt 50 m³ Inhalt installiert. Weil die thermische Energie bei Spitzenlasten im Winter nicht ausreicht, wurde auch ein Hackschnitzelheizkessel eingebaut, der zusätzlich 200 KW Energie bringt.            Abfallprodukte der Anlage werden verwertet                                                          Weil das Holz nur vergast und nicht verbrennt, entsteht als Abfallprodukt keine Asche, sondern jährlich etwa 180 m³ Kohle, die hinter dem Gebäude abgesackt wird. Zurzeit laufen Versuche, Kohle als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft einzusetzen. „Kohle hat eine grosse spezifische Oberfläche und ist ein gutes Speichermedium für Wasser und Nährstoffe“, sagte Biedermann. Die Kleinanteile, die zu Beginn des Prozesses mit dem Dreck ausgesiebt werden, werden von Karl Vetterli zusammen mit dem Hühnermist seines Pouletstalls kompostiert und auf den Feldern ausgebracht. Mittlerweile findet das Material auch für die Stalleinstreuung Verwendung. Mit der im Sommer anfallenden überschüssigen Wärme werden Lohntrocknungen gemacht. „Wir können nicht nur Hackschnitzel trocknen, sondern beispielsweise auch Heu und Weintrauben und haben bei der Heizzentrale genügend Platz für mehrere Container“, sagte der pensionierte Senior Jakob Biedermann, der für den Unterhalt der Heizzentrale zuständig ist. „Der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen, doch wenn die Anlage läuft, sollte eine Stunde Wartung in der Woche genügen“, sagte Andy Vögeli. Die Anlage ist gut angelaufen, doch es gab einige Probleme, weil die Technik noch nicht optimiert werden konnte. Die Anlage überhitzte und die Einstellungen waren nicht optimal. Die österreichischen Techniker Daniel Mühlak und Oliver Brönimann kamen nun Anfang Juni zur Einweisung der Anlage. Um die weiteren Unterhaltskosten möglichst gering zu halten, wurde die Firma Heim Heizsysteme AG auch für die künftigen Unterhaltsarbeiten beauftragt. Alle 600 Stunden muss an dem Gasmotor ein Ölwechsel und alle 1500 Betriebsstunden an der gesamten Heizanlage ein grosser Service gemacht werden. 
Heizzentrale kostete 1,2 Millionen                                                                                  Die Machbarkeitsstudie verdeutlichte bereits, dass das Projekt ohne kostenorientierte Einspeisevergütung (KEV) nicht finanzierbar und realisierbar gewesen wäre. Nachdem das Projekt 2016 eingereicht wurde, kam es erst einmal auf eine Warteliste. Als 2017 dann noch eine Projektfortschrittsmeldung samt Baubewilligung für das fertige Projekt nachgereicht wurde, kam Ende 2018 die Zusage für eine Einspeisevergütung. „Das war der Startschuss“, sagte Simon Biedermann, der im Sommer 2019 mit Karl Vetterli und Jack Biedermann mit dem Bau der Heizzentrale und der Verlegung der Fernwärmerohre begann und die Anlage Mitte März 2020 in Betrieb nahm. Die Heizzentrale besteht aus verschiedenen Komponenten mit unterschiedlicher Abschreibungsdauer und wurde mit Förderbeiträgen des Kantons Thurgau, einem Darlehen der Thurgauer Kantonalbank, sowie mit Darlehen der beiden Investoren Simon Biedermann und Karl Vetterli finanziert. Die Amortisation ist abhängig vom jährlichen Verkaufserlös von Strom und Wärme. „Bei einer Betriebsdauer von 8000 Stunden sollen im Jahr 424´000 KW/h Strom erzeugt werden“, sagte Oliver Brönimann, Techniker der österreichischen Herstellerfirma Glock. Die Wärmebezüger müssen eine pauschale Anschlussgebühr von 10´000 Franken plus 300 Franken pro Kilowatt Anschlussleistung bezahlen. Die Heizkosten setzen sich durch die vom Wärmebezug unabhängige Bereitstellungsgebühr und dem Wärmebezug zusammen. Der Energiepreis ist indexiert und beträgt 12 Rappen pro Kilowattstunde. Die Auslastung der thermischen Energie liegt bei rund 75 % und eine Erweiterung des Wärmenetzes wäre denkbar. Die Heizanlage sollte nach der Inbetriebnahme der Öffentlichkeit vorgestellt werden, doch musste der geplante Tag der offenen Tür wegen der Corona Krise abgesagt werden. „Das machen wir nun an einem schönen Herbsttag“, sagte Jack Biedermann.








Sie haben beim Rheinklinger Pilotprojekt alles im Griff, von links: Oliver Brönimann, Daniel Mühlak, Andy Vögeli, Jack und Simon Biedermann.

Stadt-Anzeiger Opfikon

15. November 2018


Ein grosses musikalisches Geschenk zum Jubiläum

 

Am Samstagabend wurden in der Reformierten Kirche in Opfikon die Jubiläen der Stadt Opfikon und der Swissair Voices gefeiert. Dazu gab es ein grandioses "Belcanto in der Kirche" mit Werken von Mascagni, Verdi und Puccini.

Der Opfiker Stadtrat Bruno Maurer konnte in der reformierten Kirche in Opfikon rund 400 Gäste zum 47. der 50 Anlässe begrüssen, die die Stadt in diesem Jahr anlässlich ihres 50- jährigen Jubiläums durchführt. Vreni Kämpf, Präsidentin der Swissair Voices erinnerte in ihrer Festrede daran, wie der Chor vor 25 Jahren als Firmenchor der damaligen Schweizer Fluggesellschaft entstanden ist und ging auf die Verbindung des Flughafens zu der Stadt Opfikon ein. Das Gemeinschaftskonzert, das am Sonntag auch in Männedorf aufgeführt wurde, war das erste gemeinsame Projekt mit dem Chor Männedorf- Uetikon, der in diesem Jahr aus der Fusion der gemischten Chöre Männedorf und Uetikon am See entstanden ist.

Kirchenmusik im Operngewand

Unter der musikalischen Leitung von Claudio Danuser wurde das "Belcanto in der Kirche" aufgeführt, das aus drei Werken der berühmten italienischen Opernkomponisten Mascagni, Verdi und Puccini bestand. Insgesamt 98 Sängerinnen und Sänger füllten die Kirche mit einem gewaltigen Stimmvolumen, das jedoch stark vom Belcanto geprägt war. Belcanto ist ein italienischer Gesangstil, der von der Weichheit des Tons, dem ausgeglichenen Stimmregister, sowie von der Ausschmückung des Gesangs geprägt ist. Dem Dirigenten Claudio Danuser ist es hervorragend gelungen, die beiden Chöre mit der professionellen Begleitung der international erfolgreichen Zürcher Symphoniker zu einer Einheit zusammenzuführen. Das Ensemble wurde zudem von Sevill Klöti an der Orgel unterstützt, die die Swissair Voices seit Jahren begleitet.

Musik und Gesang zwischen Himmel und Erde

Den Auftakt des einstündigen Konzerts, das ohne Ansagen und Pausen durchgezogen wurde, machten der Chor und das Orchester mit einer ausdrucksstarken Gebetsszene aus Pietro Mascagnis Oper Cavalleria rusticana. Mit zarten Saitenklängen symbolisierte danach das Orchester mit dem Intermezzo sinfonico den Osterfrieden der frommen Kirchgänger als Gegenpol zu den dramatischen Szenen der grandiosen Osterprozession. Ohne Orchesterbegleitung sang der Gesamtchor das Pater noster, eine Nachdichtung des Vaterunsergebets von Dante, das Giuseppe Verdi 1880 im Alter von 67 Jahren für fünfstimmigen Chor komponierte. Das Jubiläumskonzert fand ihren krönenden Abschluss in der mehrsätzigen festlichen Messe "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini. Als Solisten glänzten dabei der Genfer Bariton Fabrice Raviola und der mexikanische Tenor Joel Montero. Wenn es eine Verbindung zwischen Himmel und Erde gibt, dann ist es diese Musik", schwärmte eine Zuhörerin in den vorderen Reihen der gut gefüllten Kirche. Nach dem einstündigen Konzert bedankten sich Claudio Danuser, der Chor und die Symphoniker mit einer Zugabe für die stehenden Ovationen des begeisterten Publikums.










Hochkonzentriert waren die Zürcher Symphoniker bei der Sache.

Klotener Anzeiger

6. Juni 2019

 

Ein grosses Lauffest für die ganze Familie

 

Am Auffahrtsdonnerstag waren wieder über 1700 Läuferinnen und Läufer beim Flughafenlauf in verschiedenen Kategorien am Start.
„Es war wieder ein toller Anlass, vor allem auch weil das Wetter mitgespielt hat“, sagte OK-Präsident Hansjürg Ritzi vom Lauf- und Sportverein Kloten-Bassersdorf. Mit Ausnahme einer gestürzten Läuferin, die sich Schürfungen und einen ausgerenkten Finger zugezogen hat, gab es keine grösseren Zwischenfälle. Der Flughafenlauf hat eine lange Tradition und wurde in diesem Jahr bereits zum 56. Mal ausgetragen. Ritzi bemerkte, dass sich das Budget mittlerweile im mittleren fünfstelligen Bereich angesiedelt hat und dass sich der Anlass Dank der Festwirtschaft für den Veranstalter auch gelohnt hat. „Während dem ganzen Jahr leisteten die elf O.K. Mitglieder unzählige ehrenamtliche Stunden“, bemerkte Ritzi. Inklusive den 25 Verkehrskadetten und zehn Samariter sorgten etwa 150 Helfer für einen reibungslosen Ablauf, wobei knapp die Hälfte der Helfer Vereinsmitglieder der LS Kloten-Bassersdorf waren.                                              Streckenrekorde waren nicht in Gefahr                                                                        Der 17 Kilometer Hauptlauf gilt aufgrund dem Streckenprofil, das lediglich 40 Höhenmeter aufweist, als sehr schnell. Den Streckenrekorde hält Simon Tesfay aus Uster, der 2014 eine Zeit von 53:01 gelaufen ist. Den Rekord bei den Frauen hält Annina Berri aus Näfels mit 1:01 aus dem Jahr 2012. Die Läuferschar erlebte auf der Flughafenrunde über Rümlang und Oberglatt einzigartige Lauferlebnisse. Zum einen liefen sie durch das zweitgrösste Naturschutzgebiet des Kantons, zum anderen landeten und starteten in unmittelbarer Nähe Flugzeuge aus der ganzen Welt. Auf der Strecke gab es drei Verpflegungsposten, an denen sich die Läufer stärken konnten. Der Schnellste im Hauptlauf war der amtierende Schweizer Marathonmeister Armin Flückiger vom TV Oerlikon, der eine Zeit von 55:45 lief. Der Zweitplatzierte Stefan Ulrich hatte mit 57:29 Minuten fast zwei Minuten Rückstand auf Flückiger. Bei den Frauen war Joelle Fluck aus Luzern  mit 1:04,20 die Schnellste.                                                                                       Laufen ist Leidenschaft                                                                                                   Die Teilnehmer liefen ganz unterschiedlich ins Ziel. Manche Läufer fighteten bis auf den letzten Meter, andere liefen Hand in Hand durchs Ziel und einige lagen nach dem Zieleinlauf mit schmerzverzerrtem Gesicht völlig erschöpft in der Wiese oder auf dem harten Beton der Panzerpiste. Das Klotener Läufer Urgestein Peter Gschwend lief mit einem Lächeln durch Ziel und machte seinem Markenzeichen „Run and Smile“ wieder einmal alle Ehre. Der 66- jährige, der mittlerweile im deutschen Klettgau seinen Ruhestand geniesst, wurde mit einer Zeit von 1:08 Zweiter in seiner Altersklasse. Der älteste Teilnehmer des Hauptlaufes war der Züricher Gregorio Sablone, Jahrgang 1937, der eine Zeit von 1:31 benötigte. Der älteste Teilnehmer überhaupt war William Knoblauch, Jahrgang 1935, der in der Kategorie Walking unter der anderthalb Stunden Marke blieb. Laufeinsteiger, Walker und Nordic Walker mussten eine 7,5 Kilometer lange Laufstrecke bewältigen. Die gleiche Distanz mussten wurde auch von den unter 20- jährigen in der Jugendkategorie abverlangt. Die Distanz der vier Jugend-Alterskategorien betrug 1,65 Kilometer. Eher auf einer Sprintstrecke von 900 Meter rannten die Jüngsten in der Piccoloklasse. Der Flughafenlauf gehört zum Zürich Laufcup, der vom Dietiker Neujahrslauf bis zum Pfäffikersee-Lauf 13 Rennen beinhaltet. Die Teilnehmer müssen mindestens sechs Läufe absolvieren und die sechs besten Resultate werden gewertet. Der nächste Lauf des Zürich Laufcups ist der Wylandlauf am 15. Juni in Andelfingen.

Klettgauer Bote









Rino Inäbnit lief den 17 Kilometer langen Hauptlauf rückwärts.

15. Oktober 2020

 

Die alte Glockenturmuhr tickt wieder

 

Das Uhrwerk der 150 Jahre alten Turmuhr vom ehemaligen Schulhaus Guntmadingen wurde von Ehrenamtlichen sorgfältig restauriert. Am Montag wurde es den Medien vorgestellt.

Im Treppenhaus vom Guntmadinger Kindergarten steht seit kurzem eine grosse Glasvitrine mit dem 150 Jahre alten Uhrwerk, das 100 Jahre lang die Turmuhr angetrieben hatte, als der Kindergarten noch eine Schule war. Das mechanische Uhrwerk mit direktem Gangsystem und Stunden-Schlagwerk wurde beim grossen Um- und Anbau in den Jahren 1969/70 durch ein elektronisches Werk ersetzt und das alte Uhrwerk an verschiedenen Orten eingelagert. Nach der Gemeindefusion mit Beringen landete es schliesslich in drei Teilen im Ortsmuseum Beringen. „Zum Entlasten der Museumsräumlichkeiten sollen künftig alte Gegenstände vermehrt an den ursprünglichen Orten ausgestellt werden“, sagte Wilfried Hügli vom Museumsverein Beringen und bemerkte, dass zudem die Gefahr bestand, dass das Uhrwerk irgendwann nicht mehr zu restaurieren gewesen wäre.

Uhrwerk läuft nur zu Demonstrationszwecken
Ein Projektteam aus dem vor zwei Jahren gegründeten Dorfverein Guntmadingen und dem Museumsverein Beringen nahm sich der Sache an. Die Rentner Wilfried Hügli, Ernst Giger, Toni Bachofner, Walter Toniolo, Hans und Erich Schwaninger restaurierten im letzten Herbst in mühsamer Kleinarbeit das Uhrwerk. Die gesamte Mechanik mit Zahnräder, Wellen, Trommeln und Gewichten wurde mit Sandpapier entrostet, mit der Zahnbürste und Sidolin gereinigt und das Pendel sorgfältig eingestellt. Weil die ursprüngliche Glocke immer noch im Turm läutet, wurde eine Glocke von der ehemaligen Beringer Giesserei Syz beschafft und direkt ans Uhrwerk montiert. Der Guntmadinger Schreiner Peter Wenger zimmerte zusammen mit seinem Stift eine Glasvitrine, die sich über zwei Etagen erstreckt. Um das Uhrwerk so originalgetreu wie möglich darzustellen, wurde für das Gestell Eichenholz aus dem Chläggi verwendet. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 3500 Franken. „Die Gemeinde Beringen gab einen Obolus dazu“, sagte die Gemeinderätin Astrid Schlatter, die ebenfalls zur Medienpräsentation gekommen war. Beim Medienanlass zog der Projektleiter Hans Schwaninger das Uhrwerk auf und erinnerte sich daran, wie er das früher schon als Schüler machen musste. „Das war immer Aufgabe der Sechstklässler, auch in den Ferien mussten wir jeden Tag in die Schule, um die Uhr aufzuziehen“, sagte Schwaninger. Das Uhrwerk mit der Glocke wird heute nur noch für Vorstellungszwecke in Betrieb genommen. „Zuerst zeige ich die Uhr den Kindergartenkinder“, sagte Hans Schwaninger, der im nächsten Jahr mit dem Guntmadinger Dorfverein einen Anlass organisieren will, bei dem die Bevölkerung das Uhrwerk betrachten kann.







Sie haben das alte Guntmadinger Turm-Uhrwerk restauriert, von links: Wilfried Hügli, Ernst Giger, Hans Schwaninger, Erich Schwaninger, Toni Bachhofner und Walter Toniolo. 

Südkurier

 

18. April 2013

 

Amphibiengipfel im Wangental

 

Die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer machte auf ihrer Fahrt ins Bundeshaus Bern einen Abstecher ins Jestetter „Wangental“ und hat sich über das Amphibienproblem informiert. Im vergangenen Herbst äußerte sie gegenüber Bündnis 90/Die Grünen und BUND, dass sie selbst zum Helfen komme, wenn die Durchlässe bis zur Wandersaison 2013 nicht fertig sind. Am
Dienstagmorgen kurz nach halb acht war sie da. „Jetzt müssen wir ran, andere Projekte werden nach hinten geschoben“, versprach sie. Im Beisein von Landrat Tilman Bollacher, Jestettens BürgermeisterinIra Sattler und Josef Burghardt-Bergér vom BUND, versprach sie, sich für einen Baubeginn noch in diesem Jahr einzusetzen, damit im nächsten Jahr die ersten zwei Durchlässe
bereitstehen. „Ich will mit meinem Besuch ein Zeichen setzten und den Ehrenamtlichen, die seit Jahren für diese Durchlässe kämpfen, meine Wertschätzung zeigen“, so Schäfer. Die Biologiestudentin Ulrike Richter von der Uni Freiburg schreibt eine Bachelorarbeit über die Amphibien im Wangental und unterstützt dabei die vom Landratsamt Waldshut engagierten Helfer sechs Wochen lang. „Amphibien sind das Symbol einer intakten Natur“, so Richter, die eine Aufstellung machte, welche Arten wo,und in welcher Menge auftreten. „So können wir feststellen wie viel Durchlässe an welcher Stelle sinnvoll sind“. An den zwei Schweizer Durchlässen wurden an einem Tag 608 Frösche gezählt. „Mindestens zehn Durchlässe sind nötig, dazu muss ein komplettes Leitsystem eingerichtet werden“, betonte Reinhard Riegel, der in dreißig Jahren etwa eine halbe Million Amphibien über die Straße getragen hat. „Zehn sind vermutlich zu viel“, meinte die Regierungspräsidentin. „500.000 Euro werden wohl benötigt“, bemerkte sie jedoch. „Wenn wir hier auf der L 165 ein halbes Jahr Geschwindigkeitskontrollen durchführen würden, würde das für mindestens fünf Durchlässe reichen“, schmunzelte die junge Biologiestudentin, die anhand lebender Beispiele die Amphibien erklärte. Sie zeigte beispielsweise, wie ein Frosch Weibchen ihren Froschkönig in das Lustparadies am „Wüsten See“ trug. Bärbel Schäfer hatte keine Berührungsängste beim Anfassen der Tiere. „Gestern habe ich mir das noch viel schlimmer vorgestellt“, gestand sie. Die Regierungspräsidentin erwähnte immer wieder, dass zuerst Grunderwerb getätigt werden müsse. Riegel wies sie jedoch
darauf hin, dass es sich hauptsächlich um Staats- und Gemeindewald handelt. „Die Schweiz hat es schneller erkannt, in Deutschland mahlen die Mühlen der Bürokratie eben etwas länger“, so Josef Burghardt–Bergér, der vom BUND als Koordinator für diese Maßnahme zuständig ist.

 

Die Amphibien auf der Haut weckten unterschiedliche Gefühle. Von links: Jestettens
Bürgermeisterin Ira Sattler, Carsten Preuß von der GWA, Biologiestudentin
Ulrike Richter, Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Landrat Tilman
Bollacher.  

Schaffhauser Nachrichten

Komödienstadel auf dem Hotzenwald

In Rickenbach, im benachbarten deutschen Landkreis Waldshut, wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Nach sechs turbulenten Jahren unter Bürgermeister Norbert Moosmann geht ein äusserst spektakulärer Wahlkampf mit 28 Kandidaten in die erste Runde.

Obwohl die Gemeinde im Südschwarzwald nach den Querelen der Vorjahre landesweit bekannt wurde, ging man davon aus, dass nur wenige Bewerber für dieses Amt kandidieren würden. „Wir haben es dank Herrn Moosmann zu einer  zweifelhaften Berühmtheit in Deutschland gebracht“, bedauert Gemeinderat Andreas Vogt. Die Bevölkerung sehnt sich nach Ruhe im 4000 Einwohner zählenden Luftkurort auf dem Hotzenwald. In der Regel kommen bei einer Bürgermeisterwahl einer Landgemeinde selten mehr als fünf Kandidaten. In Rickenbach sind es 28, eigentlich wären es 29, doch der Rechtsextremist Christian Barthel wurde ausgeschlossen.  „Die wollen doch nur mit Nichtstun eine dicke Pension erreichen, so wie es der Moosmann vorgemacht hat“, ist die verbreitete  Meinung im Dorf.                                         Die Kandidaten                                                                                            Der wegen Zuhälterei vorbestrafte Pierre Keller wurde aufgefordert, seine Kandidatur zurückzuziehen, doch vergeblich. Er steht ebenso auf dem Wahlzettel wie Marc–Oliver Schwarz, Bernhard Kuhn, Stefan Kirsch, Thomas Oschika, Oliver Brodführer und Rolf Joos, die ihre Bewerbung bereits wieder zurückgezogen haben, allerdings nicht form- und fristgerecht. Der Wahlkampf wird dennoch zur grossen Showbühne verschiedenster Selbstdarsteller. So will sich der Suchmaschinen Analyst und freischaffende Philosoph Markus Vogt für hundert Pumpspeicherkraftwerke und ein Norbert Moosmann – Freizeitbad stark machen. Marco Kässheimer tritt mit der „Yes we can“ Parole seines „Amtskollegen“ Barack Obama auf. Einzige Frau im Bewerberfeld ist Elke Maisl, die mit provokanten Sprüchen wie „ Die emotionelle Intelligenz einer Frau ist ausgeprägter als bei einem Mann“, sehr selbstbewusst auftritt. Georg Keller, der von 1983 bis 2007 die Geschicke der Gemeinde als Bürgermeister leitete, bedauert, dass seitens der Kandidaten keine Wertschätzung für ein solches Amt gezeigt wird: „Das Amt eines Bürgermeisters verlangt menschliche Reife, grosses Wissen und ein hohes Verantwortungsbewusstsein“. Auch der Gemeinderat hat eine ablehnende Haltung gegenüber den Kandidaten, denen die Verwaltungserfahrung fehlt. „Wir hatten schon einmal einen Bürgermeister, der keinen Haushaltsplan lesen konnte“, erinnert CDU Vorsitzender Leo Weiss. „Die CDU hat aber den Moosmann unterstützt bis zum Geht nicht mehr“, konterte der Gemeinderat Jürgen Peduzzi von den „Freien Wählern“. Es wird allgemein bezweifelt, dass Erfahrungen in Berufen wie Hotelfachmann, Lagerist, Autoverkäufer, Bäcker, Fabrikarbeiter oder Hausmann zum Führen einer Kommune reicht. „Eigentlich ist eine Ausbildung für den gehobenen Dienst für ein solches Amt eine Grundvoraussetzung“, betont Georg Keller gegenüber den „Schaffhauser Nachrichten“. Es gibt aber keine Zugangsvoraussetzungen für dieses Amt, der Kandidat muss nur wählbar sein.                                                                                               
Die Favoriten
                                                                                                              Lediglich dem Rechtsanwalt Tobias Link und den Diplom- Verwaltungswirten Dietmar Zäpernick und Axel Lais werden daher reelle Chancen eingeräumt. Elke Maisl, die im Ortsteil Egg wohnt, verspricht sich allerdings einen Heimvorteil. „Herr Zäpernik hat klar definiert, dass er bezüglich eines Wohnungswechsels nach Rickenbach nicht flexibel genug ist und es ist auch fraglich, ob ein Anwalt, der durch Streitigkeit der Menschen sein Geld verdient, der Richtige ist“, bemängelte Elke Maisl gegenüber den  „SN“. Axel Lais sehe sie nicht als wirklichen Mitbewerber. Es bleibt abzuwarten, wie die Kandidaten im Wahlkampf weiter miteinander umgehen. Die ältere Frau im „Schmidt´s Markt“ nimmt es dagegen mit Humor: „Dieses Jahr brauche ich wenigstens nicht an die Fasnacht zu gehen, denn wir haben hier oben das ganze Jahr Fasnacht“.                                                                                                                             Wie ein Gemeindepräsi                                                                                                      Ein Bürgermeister ist das Oberhaupt einer deutschen Gemeinde, ähnlich einem Gemeindepräsidenten in der Schweiz. In einer vergleichbaren schweizer Gemeinde entspricht das Amt des Gemeindepräsis etwa einer 40-Prozent-Arbeitsstelle. In Deutschland ist Bürgermeister ein gutbezahlter Vollzeitjob. Bei einer ersten öffentlichen Vorstellung präsentierten sich lediglich 16 der ursprünglichen 28 Kandidaten. Dafür kamen 350 von 2800 Wahlberechtigten, was Ausdruck für das grosse Interesse in der Gemeinde war. Die Stammtische in den Dorfgasthäuser Adler und Engel sind jeden Abend gut besucht, denn Gesprächsstoff gibt es in Rickenbach mehr als genug. Und fast täglich kommt neuer dazu. Vielen ist das Theater mittlerweile auch zu dumm und sie wollen am 24. Februar gar nicht zur Wahl gehen. Ein Kandidat muss dann über 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten, um Bürgermeister zu werden. Kommt keiner über diese Hürde, findet am 17. März der zweite Wahlgang statt, wozu weitere neue Kandidaten in den Ring  steigen könnten. Im zweiten Wahlgang reicht dann die einfache Mehrheit.
Die Idylle im 4000 Seelen Luftkurort Rickenbach trügt. Die kommende Bürgermeisterwahl beschäftigt die Medien in ganz Deutschland.
                

Alb Bote

12.07.2011

 

Heuen wie zu Großvaters Zeiten

 „Heuen wiezu Großvaters Zeiten“ hieß es bei der Lottstetter Familiengruppe des Schwarzwaldvereins. Dazu trafen sich Kinder und Eltern auf einer Wiese am Waldesrand auf dem Dietenberg. Dort wurde in der ersten Nacht im Zelt geschlafen. Christoph Ruess, Naturschutzwart des Lottstetter Schwarzwaldvereins, erinnerte wehmütig an die „Gute alte Zeit“, als es im ehemaligen Bauerndorf Lottstetten noch nahezu hundert Bauern gab. Im Sommer wurde „geheuet“  und auch die Kinder mussten dabei helfen.Dieses Gefühl wollte er den Kindern näher bringen. Zuerst erklärte er die Arbeitsgeräte und die Kunst des Sensenmähens.  „Die
Sense mäht am besten, wenn es nass ist“, so Ruess. Und kurz darauf ging ein erster Platzregen runter. Die Kinder verschwanden in den Zelten oder im benachbarten Heuschuppen. Nach einer verregneten Nacht wurde am frühen Morgen die Wiese gemäht. „Durch die Nässe hat die Sense richtig Zug“, schwärmte „Bosi“  Ruess. Nach getaner Arbeit brachte Christina Glatt den kleinen Bauern das Feldfrühstück . Als sich die Sonne aufgetan hatte, wurde das Heu gewendet und später auf  alte Heinzen  aufgebracht. Heinzen sind  Holzgerüste, wo das Heu schneller trocknet, da die Luft besser durchzieht. Den Kindern wurde bewusst, dass das Wetter bei einer Heuernte durchaus einen Strich durch die Rechnung machen kann.
Trotzdem machte es Spaß, mit Sense, Sichel, Gabel und Rechen sorgfältig
umzugehen. Am späten Nachmittag wurde das Heu auf die Nacht wieder
zusammengemacht. Als Feierabend war, gingen die Kinder in die eigenen Betten nach Hause. Dass am Sonntag bei den Bauern auch gearbeitet wird, war den Kindern egal. So wurde das Heu ohne zu murren nochmals ausgebreitet und am späten Nachmittag eingeholt. Eine gelungene Aktion des Lottstetter Wandervereins.
Christina Glatt-Martin, die für die Aktivitäten der Familiengruppe verantwortlich ist, legt als ausgebildete Kinderpflegerin großen Wert auf die Verbindung zur Natur. Ein lebensbezogener Ansatz mit der Sensibilisierung der Natur sind immer Grundbedingungen für ihre Aktionen  „Wir nützen die natürlichen Ressourcen für die passende Spielelemente mit Lerneffekten“, so Glatt.

 



Der Höhepunkt der Aktivitäten der Familiengruppe des Lottstetter Schwarzwaldvereins ist die zweitägige "Heuernte wie zu Großvaters Zeiten". Naturschutzwart Christoph Ruess (rechts) zeigte den Kindern, wie man mit der Sense umgeht und wie früher das Heu getrocknet wurde.

Bülacher Wochenspiegel "Wospi"

1. Mai 2013



Lauschige Filmabende unter freiem Himmel



Die drei Open Air Kinos „Neues Kino Freienstein“, „Lindenhof Buchberg“ und „Filmtage Eglisau“ arbeiten künftig zusammen und wollen gemeinsam Synergien nutzen.

Die Besucher vom Open-Air-Kino in Buchberg können die Filmvorführungen von der Terrasse der Besenbeiz oder auf dem Wiesenhang in freier Natur geniessen. Markus Simmler bietet auf dem Lindenhof seit 1995 Open Air Kino an. „Am Anfang sind wir mit einem Projektor in einem Loch gehockt“, erinnert sich der Event Gastronom, der bei Regen mit seiner mobilen Technik in die Scheune ausweichen kann. Neben den fressenden Kühen bekommt sein Kino einen eigenen unverwechselbaren Charme. Im letzten Jahr ist das Open-Air-Kino ausgefallen, da Simmlers Partner aus beruflichen Gründen ausgestiegen ist. Im Winter nahm er Kontakt mit Anne Catherine Lang, der Betreiberin vom Freiluftkino Freienstein auf. Kino ist für beide eine Leidenschaft, Open Air Kino nochmals eine andere. „Es ist unglaublich, welche Stimmung bei einem Film herrscht, wenn es anderthalb Stunden regnet“, sind sie sich einig. Die veränderten Anforderungen machen die Aufgabe trotz dem riesigen Aufwand unheimlich spannend. Chrisoph Hagedorn, Organisator der Filmtage Eglisau, ist der dritte im Bunde. Open Air Kino ist ein Non Profit Geschäft und pure Leidenschaft. „Die Eglisauer Filmtage sind mein Sommerurlaub“, schwärmt Hagedorn. Beim Neuen Kino Freienstein wird ein mögliches Defizit einer durch Umbauarbeiten bedingten, verkürzten Saison von einem Förderverein abgedeckt. Während sieben Wochenenden gibt es im idyllischen Fabrikhof der ehemaligen Spinnerei Blumer in Freienstein Freiluftkino. „Wenn drei das Gleiche machen und sie sich zusammentun, ist es für jeden ein Gewinn“, ist der Leitspruch der dreien. Nachdem das Amphitheater in Hüntwangen kein Open Air Kino mehr anbietet, sind ihre Kinos die einzigen in der Region. Es ist ungewöhnlich, dass gleiche Betriebe für die Konkurrenz werben, doch dadurch soll die geographischen Streuungen ausgeweitet werden und mehr Besucher kommen. Die drei Kinobetreiber bleiben jedoch finanziell eigenständig, kooperieren aber sonst zusammen. Da bei einem Open Air Kino die kopierbare digitale Technik angewandt wird, ist ein Filmverleih seitens des Verleihers eine sehr vertrauensvolle Sache. „Die DCP Technik wäre für das Freiluftkino zu teuer“ so Anne-Catherine Lang, die zudem eine der erfolgreichsten Schweizer Filmproduzentinnen ist. Da sie seit Jahren über entsprechende Beziehungen verfügt, wird sie künftig die Filme für alle drei Kinos ausleihen. Zudem bringt sie mit ihren Event Manager Kevin Rechsteiner, der an allen drei Orten als Operator wirkt, auch eine geballte Ladung technisches Wissen mit. Neben der Buchberger Besenbeiz bieten auch die anderen Open Air Kinos Kulinarisches an. In Freienstein serviert immer freitags ein Catering Service ein feines Dreigangmenü und die Eglisauer Filmtage konnten den „Hirschen“ als Partner gewinnen. Drei „good feeling moovies“, antwortet Hagedorn auf die Frage, was denn bei den Eglisauer Filmtage läuft. Mehr verriet
er nicht. Christoph Hagedorn kommt schon wieder ins Schwärmen, wenn er an die achten Eglisauer Filmtage vom 19. bis 21. Juli denkt: „Mit dem Rücken zum Rhein, an der Kirchenwand die Leinwand, links die Sonne, rechts der Mond, waswillst Du mehr“?

 

Sie sind die Macher der Open Air Kinos der Region: Von links Markus
Simmler vom Lindenhof in Buchberg, Anne Catherine Lang vom Neuen Kino Freienstein und Christoph Hagedorn von den Eglisauer Filmtagen.    

Thurgauer Zeitung

Bundesrätin Widmer-Schlumpf zu Besuch in Diessenhofen

 

Das Diessenhofener Lokalfernsehen "Tele D" hatte am Donnerstag bereits zum 94. Mal seit ihres knapp 30- jährigen Bestehens Besuch aus dem Schweizer Bundesrat.

 

Die Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und ihre Kommunikationschefin Brigitte Hauser - Süess waren bereits seit acht Uhr morgens unterwegs, als sie pünktlich beim Diessenhofer Privatsender eintrafen. Mit dem Zug sind sie nach Zürich gefahren, wo die Bundesrätin am Schweizer Versicherungstag ein Referat gehalten hat. Dann wurden sie mit einem Auto des Bundes nach Diessenhofen chauffiert. Die Bunderätin gab sich nach der Ankunft sehr gelassen und plauderte erst einmal mit dem Moderator Mario Testa über dessen Herkunft.

Goldinitiative und Pauschalsteuer

Der Grund des Besuches war eine halbstündige Aufzeichnung einer Diskussionssendung über die bevorstehenden Abstimmungen am 30. November. Eveline Widmer-Schlumpf redete über die Goldinitiative und die Abschaffung der Pauschalsteuer. Sie erklärte, dass die Wirtschaft in enorme Schwierigkeiten käme, wenn die Nationalbank in den nächsten fünf Jahren Gold für 63 Milliarden aufkaufen müsste, zudem würde die Nationalbank an Glaubwürdigkeit verlieren. "Ich habe auch Freude an den Goldvreneli, die ich von meinen Grosseltern bekommen habe", sagte die Bundesrätin, die auch zu bedenken gab, dass Gold nicht so beständig sei, wie immer erzählt werde und die Nationalbank in der Vergangenheit Verluste mit den Goldgeschäften gemacht habe. Für die Preisstabilität der Schweiz sei Gold bedeutungslos. Beim Thema Pauschalbesteuerung betonte sie, dass diese Entscheidung alleine die Kantone zu fällen hätten. Sie bemerkte, dass pauschal besteuerte Ausländer oftmals zusätzlich Quellenteuer im Land entrichten müssten, wo sie ihre Einkünfte beziehen.

Aus dem Nähkästchen geplaudert.

Nach der Fernsehsendung blieben die beiden Damen noch etwas zum Small Talk im Sendestudio, wobei die Bundesrätin aus dem Nähkästchen plauderte. Sie kenne den Thurgau gut, da sie seit über 30 Jahren in Ermatingen eine sehr gute Freundin habe. Immer wieder gehe sie mit ihrer Freundin am Untersee spazieren. Sie plauderte auch über ihre Kinder, die sich der Musik verschrieben haben. "Mein Sohn wäre am liebsten das ganze Leben mit der Trompete unterwegs", so die dreifache Mutter. Die Bundesrätin mag die Charaktere der Menschen im Thurgau: "Sie sind sehr nahe an der Bündner Mentalität, pragmatisch, bodenhaftend und realitätsbezogen". Eveline Widmer-Schlumpf bedankte sich, dass ihr der private Fernsehsender die Möglichkeit gegeben hat, die Menschen, die sehr emotional über die Abstimmungsvorlagen diskutieren, zu erreichen. Sie lobte die Bedeutung des Regionalsenders, der in Schaffhausen, im Thurgau und Teilen von Sankt Gallen 250´000 Zuschauer erreichen. Senderchef Peter Schuppli überreichte zum Dank einen Blumenstrauss und ein Kistchen Gottlieber Schokoladenspezialitäten, die die Bundespräsidentin gerne mit ins Bundeshaus nahm. Nach einer Stunde verschwanden die beiden Damen wieder hinter den verdunkelten Fenstern der schwarzen Nobelimousine in Richtung Bern.

 

Info- Box

Eveline Widmer-Schlumpf wohnt in Felsberg, ist 58 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Die Bundesrätin ist Mitglied der Bürgerlich-Demokratischen Partei der Schweiz (BDP), früher war sie in der SVP. Im Jahr 2009 gewann sie den Swiss Award in der Kategorie Politik und wurde in einer Publikumswahl zur Schweizerin des Jahres 2008 gewählt. 2012 war sie für ein Jahr Bundespräsidentin der Schweizer Eidgenossenschaft.

 

 

 

 

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf gab sich beim Besuch in Diessenhofen sehr unkompliziert. Nach der Fernsehaufzeichnung plauderte sie noch mit dem Moderator Mario Testa.

Hochrhein Anzeiger

4. Mai 2011



Den Krampfadern davon gelaufen



Wie bin ich eigentlich als angefressener Rennradfahrer zum Laufen gekommen? Ganz kurioserweise! Im Jahr 1991 musste ich mich zwei eineinhalbstündigen Krampfaderoperationen an beiden Beinen unterziehen.Vierzehn Tage Krankenhausaufenthalt. Eigentlich eine Frauenkrankheit, die sich in der Regel alle fünf bis zehn Jahre wiederholt. Bei der Krampfader- Ikone Doktor Christoph Schneider aus Rielasingen, der mich operierte, erkundigte ich mich nach vorbeugenden Maßnahmen, um nicht das gleiche Schicksal vieler weiblicher Leidgenossinnen zu erfahren. Radfahren oder kalt duschen? „Nein, laufen Sie so lange bis sie die Zunge am Boden nachschleifen“, war die überraschende Antwort. Gesagt getan. Nun laufe ich bereits seit über 20 Jahren, habe weit über 100 Wettkämpfe bestritten, darunter acht Marathons. Seither habe ich keinerlei Probleme mehr mit Krampfadern. In diesen 20 Jahren hat sich der Laufsport immer wieder verändert. Im Jahr 2004 lief die Fernsehserie 0 auf 42, bei der sich Untrainierte auf den New York Marathon vorbereiteten. Mit dabei war Dieter Schmid, Geschäftsführer der Waldhaus Brauerei. Das löste auch in unserer Region ein wahrer Laufboom aus, obwohl er sich in der regionalen Laufszene nicht zeigte. Jeder wollte auf einmal Marathon
laufen. Und sie sind ihn gelaufen und viele haben dann ihre Lauf-Karriere beendet. Zu jener Zeit nahm ich einen solchen Kollegen mit zum Schluchseelauf. Jung – dynamisch – untrainiert und erfolglos, als viertletzter unter 2000 Teilnehmer kam er ins Ziel - seither nie mehr gelaufen. Genau wie Dieter Schmid, der wenigstens für sein vorzügliches Bier werben konnte. Viele
unterschiedliche Läufer habe ich in dieser Zeit kennen gelernt. Wie den Dillendorfer Fußballer, der einsehen musste, dass er mit seinen dicken und kräftigen Waden keinen Blumentopf in der Ausdauerdisziplin Laufen gewinnen kann. Oder die alte, hagere Dame mit den abgewaschenen Laufklamotten und den gestrickten Wollsocken, die mich regelmäßig bei Laufveranstaltungen stehen
ließ. Wie sagte die tschechische Lauflegende Emil Zatopek? „Lauf einen Marathon und Du läufst in ein neues Leben“. Und Recht hat er. Durch das Laufen bekommst Du ein völlig neues Lebensgefühl. Beim Laufen bist Du ganz allein, kannst ganz tief in Dich hinein hören. Das Leben siehst Du von einem anderen Gesichtspunkt,
vieles wird überflüssig und vieles einfach auch zu dumm. Am Sonntag laufe ich meinen zehnten Schluchseelauf, die größte Laufveranstaltung in der Region. Oft werde ich nach der optimalen
Vorbereitung gefragt: Zuerst muss ich mir ein realistisches Ziel, eine persönlich ausgerichtete Zeitvorgabe setzen. Wie oft kann ich trainieren, wie ist mein Lebenswandel? Als Raucher muss ich gar nicht erst mit Ausdauersport beginnen, das verträgt sich in keinem Fall. Beim Training ist darauf zu achten, dass nicht zu viel und zu hart trainiert wird. Die Trainingsstrecken sollten allerdings etwa der
Wettkampfdistanz entsprechen und es sollen Intervalleinheiten trainiert werden, um den Biss nicht zu verlieren. Wie wird es mir am kommenden Schluchseelauf wohl ergehen? Vermutlich wie immer.
Hochmotiviert werde ich an den Start gehen und zügig vom Start weg die ersten Kilometer laufen. Spätestens bei der Hälfte beim Unterkrummenhof, wenn mir die „Luftschnapper“ mit dem Bier
zuwinken, bekomme ich meine erste Krise. Etwa bei Kilometer 14 kommen dann die schweren Beine dazu. Entlang des Seehafens verfluche ich dann spätestens die ganzen Schreiberlinge, die den Schluchseelauf als Genusslauf publizieren. Die letzten Kilometer sind dann nur noch pure Schinderei und die Frage „Warum tust Du
Dir das denn an“, begleitet mich bis ins Ziel. Dort wartet dann mein kleiner Sohn Maximilian, der einmal mehr enttäuscht ist, dass sein Papa schon wieder nicht gewonnen hat. Trotzdem wird sich bei mir ein Gefühl der vollen Zufriedenheit einstellen.

 

Die Läuferszene trifft sich am Sonntag beim Schluchseelauf. Viele nutzen
diese Veranstaltung, welche in dieser Form die größte der Region ist. Über 5000 Teilnehmer werden erwartet. Beim 18 Kilometer-Lauf um den See sind die letzten Meter auch für unseren Läufer Thomas Güntert (Bild) die härtesten.

Unterland Zeitung

Mittwoch, 8. März 2017

 

Die Lottstetter Helden des Alltags

Als Gemeindearbeiter braucht es Flexibilität und Zuverlässigkeit

Die deutsche Grenzgemeinde Lottstetten hat sich vom Bauerndorf zur attraktiven Wohngemeinde entwickelt und hat auch touristisch und kulturell einiges zu bieten. Das ist auch ein Verdienst der engagierten Gemeindearbeiter, die jeden Tag nach dem Rechten schauen. Jährlich kommen beispielsweise tausende Badegäste zur Liegewiese "Giesse", zum wohl schönsten Badeplatz der Region. Die Gemeindearbeiter sorgen dort für die Grünpflege, entsorgen den Müll und stellen auch das Holz für die Grillstellen zur Verfügung. Bei Veranstaltungen sind sie zur Stelle, wenn Strom und Wasser gebraucht wird und in der Gemeindehalle stellt der Hallenwart alles ins rechte Licht und sorgt für den richtigen Ton. Für Bauarbeiten, Grünpflege und Winterdienst ist der Lottstetter Bauhof mit Traktor, Teleskop-Radlader, Bagger, Pick up und drei Mitarbeiterfahrzeugen bestens ausgerüstet. Momentan sind im Bauhof neun Mitarbeiter beschäftigt, da Hallenwart und Wassermeister im Frühling in Pension gehen. "Bei uns kann man nicht einfach kommen und gleich mit der Arbeit beginnen", betont der Bauhofleiter Stefan Uhl. Die neuen Mitarbeiter werden in einer dreimonatigen Einführungsphase in die neuen Aufgaben eingearbeitet. Der Bauhofleiter legt grossen Wert darauf, dass sich seine Mitarbeiter in den verschiedensten Bereichen auskennen. Uhl wurde vor sechs Jahren als Gemeindeelektriker eingestellt und war Stellvertreter des bisherigen Bauhofleiters Walter Schlageter, der im letzten Jahr nach 34 Arbeitsjahren bei der Gemeinde in Pension ging. Neu dabei ist der Hausmeister Martin Windisch, der zehn Jahre in der Schweiz gearbeitet hatte und froh ist, in seinem Wohnort einen sicheren Arbeitsplatz gefunden zu haben. "Bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich gedacht, zum Zehnjährigen bekomme ich einen Geschenkkorb und bekam die Kündigung", so Windisch. Trotz der eher geringen Bezahlung will auch der 35- jährige Bauhofleiter Stefan Uhl langfristig bei der Gemeinde bleiben. Die Arbeitszeiten unter der Woche bis 16.00 Uhr und freitags bis 13.00 Uhr sind mit ein Grund dafür. " Meine Freizeit verbringe ich lieber mit meiner Frau, als abends im Bülacher Wald im Stau", so Uhl, für den Geld nicht unbedingt Lebensqualität bedeutet.                                                                                                                                   Hunde und Pferde sorgen fürrUnmut                                                                             Der Bauhofleiter muss bei schlechten Wetter schnell umdenken, um seine Leute zu beschäftigen und bei Laune zu halten. "Der Laufende Betrieb erfordert von jedem einzelnen Flexibilität und Zuverlässigkeit", so Uhl. Den Bürgern rät der Bauhofleiter, ihre Anliegen mit einer Mängelmeldung auf dem Rathaus anzumelden. "Was schriftlich auf meinem Tisch kommt, wird auch erledigt", so Uhl. Die Arbeit auf dem Bauhof macht aber nicht jeden Tag Spass. Unverständlich ist für Uhl beispielsweise die Haltung vieler Hunde- und Pferdebesitzer, die sich nicht daran stören, wenn ihre Vierbeiner die Strassen mit Kot verschmutzen. Überwachsene Grundstücke, Vandalismus und zunehmende illegale Müllentsorgungen beschäftigen die Gemeindebediensteten immer mehr. Die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber den Gemeindearbeiter ist gespalten. "Ein Teil meint, dass der Strom von selbst aus der Steckdose und das Wasser aus dem Hahnen kommt", bemerkt Uhl. Der Bauhof hat aber das volle Vertrauen und die Rückendeckung des Bürgermeisters Jürgen Link, der in seinem offenen Neujahrsbrief verbale Ausfälle gegenüber Gemeindebediensteten verurteilte. "Es sind immer die gleichen Nörgler, die gibt es überall", bemerkte Uhl. Marcel Sutter, der seit Januar neu im Team ist,  sieht das eher gelassen: "Ich freue mich bereits auf den Sommer, wo auch ich nach Feierabend in unserer schön gepflegten Giesse zum Schwimmen gehen kann".

 

Infokasten: Die Gemeinde Lottstetten hat insgesamt 2356 Einwohner (Stand 31.12.2016), die sich auf 2215 Hauptwohnsitze und 141 Nebenwohnsitze aufteilen. Im vergangenen Jahr ist die Einwohnerzahl um 41 Personen zurückgegangen. Die Einwohner verteilen sich auf den Kernort Lottstetten (2050 Einwohner), die Ortsteile Nack (183) und Balm (87), sowie auf die Wohnplätze Dietenberg (24) und Nackermühle (12). Bürgermeister ist seit 1996 der 57- jährige Jürgen Link.

 

Die Lottstetter Bauhofmitarbeiter sind bestens ausgerüstet und bei jedem Wetter zur Stelle, von links: Karl-Heinz Stengele, Edwin Kübler, Martin Windisch, Norbert Puschner, Stefan Uhl, Martin Schilling und Lulzim Bujupi, oben: Marcel Sutter.

Andelfinger Zeitung

21.Oktober 2010



Karl
Griesser und Werner Hauser erkunden Geschichte



Karl Griesser, ehemaliger Gemeindepräsident und Sekundarlehrer der Gemeinde Marthalen, sucht die Wurzeln seiner Familie, die er in der Abgeschiedenheit der
Nackermühle fand.

Die Nackermühle mit ihren 15 Einwohnern gilt als der kleinster Ortsteil, respektive Wohnplatz der deutschen Grenzgemeinde
Lottstetten. Sie liegt verträumt in einer Waldschneise zwischen dem Kernort Lottstetten und dem Ortsteil Nack. Der begeisterte Genealoge, sprich Ahnenforscher Karl Griesser wird von seinem deutschen Cousin zweiten Grades und Besitzer des Landgasthofes „Nackermühle“ Werner Hauser bei seinen Recherchen tatkräftig unterstützt. Inzwischen geht der Stammbaum bis ins Jahr 1715 zurück und enthält über 700 Namen. Am Anfang der Aufzählung steht ein Melchior „Griehser“ aus Bühl, der im Jahr 1715 geboren wurde. Die Nachfolger waren als Wachtmeister, Rusticola (Bauer), Molitore (Müller) oder Filia Molitoris (Müllerstochter) erwähnt. Die Nackermühle wurde 1873 erstmals in der Ahnentafel von Karl Griesser und Werner Hauser erwähnt. Ihr gemeinsamer Urgroßvater Alois Griesser aus Riedern am Sand kaufte 1873 von Vinzens Stark die Nackermühle. Der Kaufvertrag vom 6. Juni
1873 ist noch in der Originalfassung, in Kurrentschrift verfasst, vorhanden. „Der Ursprung der Mühle ist bisher allerdings noch nicht geklärt. Wahrscheinlich wurde die „Mühle“ vom Kloster Rheinau erbaut“, so Werner Hausers Vermutung. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie während den kriegerischen Durchzügen von Österreichern, Russen und Franzosen arg geplündert und geschädigt. 1873 zog Alois Griesser mit seiner Frau Juliane und den acht Kindern in die „Nackermühle“. Der Mühle waren ein
großer Bauernhof, eine Sägerei, eine Reibe und eine Öle angegliedert. Alois Griesser hatte zudem noch eine Wagnerei und ein Steinbruch gegründet. Die selbst gebrochenen Tuffsteine wurden mit dem Pferdefuhrwerk zum Häuserbau verkauft. Im Jahr 1884 brannte der Bauernhof samt der Mühle und den
Nebenbetrieben ab. Einzig die freistehende Säge wurde nicht betroffen. Für den großen Landwirtschaftsbetrieb wurde bald ein zu jener Zeit moderner Bauernhof aufgebaut. Die übrigen Betriebe, mit Ausnahme des Steinbruchs und des Sägewerks wurden
aufgegeben. Das Erbe von Alois Griesser wurde 1908 an die ältesten Söhne Albert, Fritz und Emil aufgeteilt. Fritz übernahm die Säge. Sein Sohn Walter Senior verlagerte sie nach Lottstetten, wo sie Walter Junior weiterführte. Durch den frühen Tod dessen Sohnes Albert wurde die Säge mittlerweile   aufgegeben. Albin Griesser, ebenfalls ein Sohn von Fritz Griesser, baute mit seinen
Söhnen Kurt und Franz und dem Schwiegersohn Walter Metz vier weitere Häuser in der „Nackermühle“ und siedelte sich dort an. Die Mühle selbst bekam Emil Griesser, der sie an seine Tochter Elise vermachte. Zur damaligen Zeit ungewöhnlich, doch ihre Brüder Emil und Erwin waren in die „Neue Welt“ nach Amerika ausgewandert. Elise Griesser ehelichte Heinrich Hauser aus Hohentengen. Deren Sohn Werner übernahm 1961 die „Mühle“ und wandelte den Landwirtschaftsbetrieb 1971 in ein Gasthaus um. Peter Hauser, einziges Kind von Werner Hauser, kam 1982 im Alter von 14 Jahren durch einen tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Werner Hauser verpachtete später das Gasthaus, seit fast einem Jahr stand es leer. Nun hat die langjährige Serviertochter Kerstin Panning das Lokal in Pacht übernommen und will es gutbürgerlich weiterführen. Den Rest des grossen Betriebes von Alois Griesser erbte 1908 sein ältester Sohn Albert. Doch das war nurnoch ein kleiner Teil der Landwirtschaft. Im Lottstetter Ortsteil Nack wohnte er mit seiner Frau Luise, die aus Rafz-Wil stammte, und den sieben Kindern in armseligen Verhältnissen. In dem kleinen Häuschen, direkt neben dem heutigen Zollhäuschen, war weder Wasser noch Strom. Das Wasser musste vom laufenden Brunnen im Schopf geholt werden. Von der viel zu kleinen Landwirtschaft konnten sie ihren sieben Kindern keine Existenz bieten. So fing Albert Griesser an, mit allem Möglichen, wie mit Velos, Nähmaschinen und landwirtschaftlichen Geräten zu handeln. 1897 erfolgte in Nack die Gründung seines Handelsgeschäftes, das ab 2011 unter dem Namen „Granit Parts Agritec Griesser“ in vierter Generation weitergeführt wird.
Doch verdient hatte er zuerst recht wenig, zudem wurde die kleine
Landwirtschaft vernachlässigt. Nachdem das „Bauernhöfli“ für 10600 Franken verkauft werden musste, zogen Albert und Luise Griesser in die Schweiz nach Rafz-Solgen. Dort wurde ein Bauernhaus gemietet und die Landwirtschaft und der Handelsbetrieb weitergeführt. Die Kinder wurden zum Taglöhnen zu Bauern geschickt. Im Jahr 1917 zog die Familie nach Kleinandelfingen und bauten einen verlotterten Bauernbetrieb auf. Fünf Stück Vieh konnte gehalten werden und Kartoffeln und Getreide wurde angebaut. Während des Krieges konnten diese
Produkte zu guten Preisen verkauft werden, wodurch Albert Griesser wieder auf die Beine kam. Der Maschinenhandel kam auch wieder ins Laufen, zudem wurde der Kolonialwarenhandel in der Schaffhauserstrasse übernommen. Der Sohn Edwin
gründete 1924 mit einem Plakatanschlaggeschäft eine kleine Existenz. Zu Beginn war es recht mühsam, da Plakate, und Trockenkleister auf dem Fahrrad mitgeführt werden mussten. Pinsel und Kleisterkessel mussten ans Rad gehängt werden, die
Leitern wurden ausgeliehen. Inzwischen war Anfang der zwanziger Jahre eine Wirtschaftskrise ausgebrochen. Albert Griesser stand mit seinem Maschinenhandel kurz vor dem Konkurs. So übernahm Sohn Edwin den Betrieb seines Vaters. Da sein Plakatiergeschäft
immer grösser wurde, war er gezwungen den landwirtschaftlichen Betrieb zu verkaufen. Im Jahr 1930 beschäftigte Edwin Griesser 20 Plakatanschläger. zwei kaufmännische Angestellte und bildete zwei Lehrlinge aus. 1946 verkaufte er seine Firma, und stieg in die Textilbranche ein. Dies entwickelte sich jedoch zum Fehlschlag. Edwin Griesser gründete danach eine Auto Reparaturwerkstatt mit einem Traktorenhandel. Dieser kleine Betrieb entwickelte sich nach und nach zum Landmaschinenhandel. Die Söhne Edwin Alfred und Hans waren bereits ins Geschäft eingetreten, als 1966 die grosse Maschinenhalle mit Werkstatt eingeweiht wurde. Die Brüder trennten sich geschäftlich, da Edwin Alfred sich mit Milchkühlanlagen spezialisierte. Karl, der dritte Sohn von Edwin Griesser ging einen anderen Weg. Als Sekundarlehrer war er 12 Jahre Gemeinderat und -Präsident in Marthalen. Danach stieg er bei der Kältetechnikfirma seines Bruders ein, bevor er beim Theater des Kantons Zürich in leitender Stellung tätig war. Die Nachkommen von Alois und Juliane Griesser waren grösstenteils Handelsleute. Der Kreis schliesst sich, wenn sich die Nachkommen in Werner Hausers „Nackermühle“ zum Gedankenaustausch treffen. Werner Hauser- einer von Ihnen. Der ehemaliger Gastwirt, der Heu an die Schweizer Bergbauern vertrieb und heute noch einen Brennholzhandel führt. Wen wundert’s, eben einer der grossen Griesser Dynastie. Er hat der Nackermühle zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. An der Abzweigung zwischen Lottstetten und Nack steht ein grosses Monument, wo der Original Mühlstein
von 1884 eingefasst ist und so auf die Nackermühle in besonderem Masse aufmerksam macht.

 

Werner Hauser (links), Besitzer der "Nackermühle" und Karl Griesser, ehemaliger
Gemeindepräsident von Marthalen, erkunden die Wurzeln der "Nackermühle". Der Stammbaum der Griesser Dynastie geht bis ins Jahr 1715 zurück und enthält über 700 Namen.

 

Werner Hauser, ehemaliger "Mühlenwirt" hat der Nackermühle ein Denkmal gesetzt. Der
Original Mühlstein von 1884 zeigt an der Nacker Landstrasse die Abzweigung zum
kleinen Lottstetter Wohnplatz.

 

Klettgauer Zeitung

15.Februar 2012

 

Reinhard Riegel wirft den Bettel hin



Reinhard Riegel rettete in den letzten 28 Jahren etwa eine halbe Million Amphibien. Nun haben ihn die Behörden verärgert und er will nicht mehr.                                                                                                                            Bald kommen die Amphibien im Jestetter Wangental wieder vom Osterfinger Wald und wollen zum „Wüsten See“ zum Laichen. Doch dazu müssen sie erst die Landesstrasse 165 überqueren. „Die Frösche sind nicht die schlausten“, weiss Reinhard Riegel. Theoretisch könnten sie sich mit dem Bachlauf unter der Strasse durchtreiben lassen. Stattdessen springen sie über die stark befahrene Straße. Auf Grund dieser Problematik entwickelte sich vor dreissig Jahren eine grenzüberschreitende Amphibienrettung im Wangental. Denn der Wanderpfad verläuft genau entlang der Landesgrenze. Reinhard Riegel hat die
Rettungsaktion viele Jahre betreut. Froschzäune weisen die Richtung zu den 30 Eimern, die in die Erde eingegraben sind. Dort plumpsen die Amphibien dann hinein und werden über die Strasse getragen. Im vergangenen Jahr waren das über 4000 Frösche und etwa 2000 Erdkröten. Dazu kamen verschiedene Molcharten, Feuersalamander und Gelbbauchunken. „Die Tiere werden zum gefundenen Fressen für die Raubvögel, wenn die Eimer nicht geleert werden“, weiss Riegel. Er betreut die Froschrettungsaktion seit 1984. Das heisst vor allem, Frösche über die Strasse tragen und Zäune
kontrollieren. Er sortiert die Tiere und erstellt Laichwanderungsstatistiken. Der
ehemalige Lehrer der Baltersweiler Grundschule wurde durch seine begeisterten Schüler, im Rahmen der Umwelterziehung, unterstützt. Da sich ein Teil des Überquerungsgebietes auf Schweizer Territorium befindet, errichtete das Kantonale Tiefbauamt Schaffhausen 1985 ebenfalls Schutzzäune. Reinhard Riegel übernahm die grenzüberschreitende Rettungsaktion und trug auch die „Eidgenössischen“ Frösche über die Straße. Dies führte zu einem rapiden Anwachsen der Frosch- und Krötenzahlen. Die Amphibien ziehen sich nach dem Laichen wieder zurück in ihre Sommerresidenz. Auch die Jungtiere ziehen, nachdem sich die Lungenatmung gebildet hat, in die Wälder. Die Wanderungen finden am liebsten bei „Froschregen“ in den lauen Sommernächten statt. Tausende Amphibien wurden dabei überfahren. Deshalb wurde im Jahr 2008 ein zusätzlicher „Rückwanderzaun“ errichtet. Fast 40.000 Tiere wurden 2008 gerettet. Das zeigte wiederum die Grenzen von Reinhard Riegel auf. Er erkannte, dass die Betreuung mehr als nur eine Person benötigte. Es wurde nach einer Dauerlösung durch stationäre Amphibienschutzanlagen gesucht. Riegel stellte Kontakte zu den zuständigen Behörden her. Auch das kantonale Naturschutzamt Schaffhausen wurde informiert. Bereits ein Jahr später erstellten die Schweizer nach 14- tägiger Bauzeit zwei Amphibien Unterführungen. Ein weiterer Froschtunnel auf deutschem Gebiet ist beim ehemaligen Zollhaus geplant. „In Richtung Jestetten wären weitere zehn Tunnels nötig“, weiss Riegel. Doch diese wurden bereits abgelehnt. Er
übergab die Laichwanderungsdaten an das Regierungspräsidium Freiburg, was die Notwendigkeit einer solchen Anlage nochmals aufzeigte. Im Januar 2011 bewilligt die Stiftung Naturschutzfonds 60.000 Euro für den Bau des geplanten
Durchlasses. Riegel trug ein weiteres Jahr seine Frösche über die Strasse, ehe
er die Nase dann gestrichen voll hatte. Mit der Übersendung des
Laichwanderplans 2011 kündigte er die Betreuung des Schutzzauns. Auf Anfrage der“ Klettgauer Zeitung“ beim Regierungspräsidium Freiburg kam heraus, dass das zuständige Strassenbauamt noch nicht einmal ein Planungsbüro mit dieser Baumassnahme beauftragt hat. Die Jestetter Froschschützer sind nun in die Öffentlichkeit gegangen und haben einiges bewirkt. Das Landratsamt Waldshut wollte während der Laichzeit die Strasse durch das Wangental sperren. Mittlerweile haben verschiedene Personen, darunter der Naturschutzbund Klettgau, ihre Hilfe für dieses Jahr zugesagt. Die angedachte Strassensperrung ist dadurch für dieses Jahr wieder vom Tisch. Ein Nachfolger des 70- jährigen Idealisten ist jedoch nicht in Sicht. Dem Lebenswerk des engagierten Reinhard Riegel droht weiterhin das Aus.

 

Der Jestetter „Froschretter“ Reinhard Riegel zeigt den Weg durch den Schweizer

Froschtunnel, der unter der Strasse durchführt. Er fordert solche Anlagen auch

auf deutscher Seite, und bekommt sie nicht. Deshalb hat er nach 28 Jahren den

„Bettel“ hingeworfen.

              

Bote vom Untersee und Rhein

Treibhäuser bei Wagenhausen müssen abgeräumt werden

 

Der Streitfall ging vor das Bezirksgericht

 

Westlich von Wagenhausen, an der Auffahrt zur Rheinbrücke, stehen direkt im Sichtbereich der Hauptstrasse mehrere marode Treibhäuser der Pfenninger Pflanzen AG, die zerfallen. Der Gemeinde Wagenhausen ist das ein Dorn im Auge und sie will, dass das Grundstück mit den Treibhäusern wieder in Ordnung kommt.

 

Auf dem kompletten Gelände ist ein Garten-Gewerbe, eine Bauzone und eine Landwirtschaftszone angesiedelt. Der Gartenbau-Eigentümer Adrian Hess hat die Landwirtschaftszone gepachtet und Treibhäuser aufgestellt. Bereits vor zwei Jahren wurde der Pächter aufgefordert, seine maroden Treibhäuser in Ordnung zu bringen. "Ich investiere doch nicht, solange ich nicht weiss, wie es mit dem Pachtverhältnissen weitergeht", beklagte sich Hess. Im Dezember 2012 haben ihm die Eigentümer mit Wirkung auf Ende 2013 gekündigt. Der Pächter hat gegen die Kündigung im Januar 2014 geklagt und eine Fristverlängerung verlangt.                                                                                         Das Gericht hat entschieden          
Der Fall wurde Ende Februar vor dem Bezirksgericht Frauenfeld verhandelt. Adrian Hess konnte der Richterin nicht darlegen, was
er auf dem gepachteten Grundstück produziert und verkauft. Vor Jahren, als er versuchte hat, Buchsbäumchen zu produzieren, hätte er wie andere Pflanzengeschäfte mit dem Schädling Buchbaumzünsler zu kämpfen. Auf dem Gelände sind keine grösseren Fahrzeuge zu beobachten, die Waren liefern oder abholen. "Wenn der Pächter davon leben wollte, müssten mindestens wöchentlich Pflanzen verkauft und abtransportiert werden", sagt ein Hundebesitzer, der öfters an dem Betrieb vorbeigeht. Die Gemeinde Wagenhausen konnte bisher auch keinen Warenverkehr feststellen. Angeblich betreibt Hess noch den Geschäftszweig Landschaftpflege. Wo und in welcher Art das geschehen soll, weiss ebenfalls niemand, da weder die
entsprechenden Gerätschaften noch Transportbewegungen zu sehen sind.
Die Richterin hat in ihrem Urteil verfügt, dass der Pächter Adrian Hess, bis Ende August 2014 die Folien der zerfallenden Treibhäuser auf dem gepachteten Landwirtschaftsland abräumen muss.                                                                            Das Entgegenkommen                                                                 Adrian Hess bekommt bis Ende 2016 Zeit,
die noch vorhandenen Pflanzen und Einrichtungen abzuräumen. Die Besitzer haben der Pfenninger Pflanzen AG damit mehr als genügend Zeit zugestanden. Auf der Basis des landwirtschaftlichen Pachtrechts hätten die Besitzer auf ihrem ursprünglichen
Kündigungstermin Ende 2013 beharren und die Räumung veranlassen können. Dadurch wäre dem Pächter jedoch durch die verloren gegangenen Pflanzen und Einrichtungen ein erheblicher finanzieller Verlust entstanden. Sollten die Folien bis Ende August 2014 nicht abgeräumt sein, kann die Erstreckung per Ende 2014 beendet und das Grundstück vorzeitig geräumt werden.Markus Nyffeler, Gemeinderat für Umwelt in Wagenhausen ist erfreut, dass das Gericht in seinem Urteil bezüglich den zerfallenden Treibhäuser auf dem Landwirtschaftsland eine klare, absehbare Frist gesetzt hat. "Wir hoffen nun, dass diese auch eingehalten wird und der Schandfleck verschwindet", betont Markus Nyffeler, der es zudem begrüssen würde, wenn die übrigen Treibhäuser im nördlichen Grundstück ebenfalls wieder in Stand gestellt würden. 31.3.2014

Das Bezirksgericht Frauenfeld hat entschieden, dass die Folien der zerfallenen Gewächshäuser bei Wagenhausen bis Ende 2014 abgeräumt werden müssen. Die Pflanzen und Einrichtungen müssen bis Ende 2016 entfernt werden.

Schweizer Bauer

7. Februar 2013



Sekt oder Schampus?



Bald beginnen die närrischen Tage und die Narren machen wieder Party. Für gute Laune sorgen dabei wieder allerhand alkoholische Getränke. Immer grösserer Beliebtheit erfreut sich das „Cüpli“ mit Champagner, Cremant oder Winzersekt?
Der „Schweizer Bauer“ ist der Frage nachgegangen, was denn nun wirklich drin ist, in den „Cüpli“ und wie das edle Getränk entsteht.

Beim deutschen Weingut Clauss, das gleich beim Rheinfall
über der Grenze daheim ist, gibt es beispielsweise seit über 20 Jahren Winzersekt. Bisher hat der Winzer aus dem kleinen Weinbaudörfli Nack allerdings seinen Grundwein von einer Sektkellerei ausbauen lassen. Nun hat er sich der Herausforderung gestellt und will seinen „Pinot noir Brut“ selbst herstellen. Winzersekt ist nichts anderes als die edlen Getränke Champagner oder Crémant. Drei Begriffe – ein Produkt? Bei allen drei Begriffen handelt es sich um Schaumweine, sprich Sekt. Unter Champagner versteht man einen Schaumwein, der im französischen Weinanbaugebiet Champagne nach strengen Regeln angebaut und gekeltert wird und in der Flasche zum zweiten Mal gärt. Als Crémant versteht man französische Schaumweine, die ausserhalb der Champagne, ebenfalls im Flaschengärverfahren hergestellt werden. Auch Luxemburger Schaumweine werden als „Cremant“ bezeichnet. Besonders beliebt sind mittlerweile auch spanische
Schaumweine. „Die werden nur getrunken, weil die milchige Flasche ansprechend wirkt“, schimpft ein Geniesser, der nicht verstehen kann, dass man Sekt aus dem Ausland holt, obwohl es in der deutsch-schweizer Grenzregion hochwertige Winzersekte gibt.

Strenge Regeln                                                                              Für die Sektgrundweine werden Trauben benötigt, die eine feine, frische Säure aufweisen. Daher werden die benötigtenTrauben in der Regel nicht nach Zuckergehalt, sondern auf der Basis des
Säuregehaltes gelesen. Eine feine, frische Säure wirkt im Endprodukt wie ein Geschmacksverstärker und verleiht dem Sekt in Verbindung mit der Versanddosage einen vollen, ausbalancierten Geschmack. Da im Verlauf der physiologischen Reifung der Trauben die Säure sehr stark abnimmt, werden Sektgrundweine vor der allgemeinen Traubenlese geerntet. „Durch die zweite Gärung würde zu viel Alkohol entstehen, wenn man die Trauben hängen liesse, bis sie den vollen Zuckergehalt erreicht hätten“, weiss Berthold Clauss. Die Trauben müssen gesund sein, damit sie den langen Prozess überstehen. Nach der Lese bleiben sie kurz auf der Maische, damit der Sekt etwas Farbe bekommt. Die zerquetschten Beeren müssen schonend gepresst werden, um die Gerbstoffe fernzuhalten, da Gerbstoff in Verbindung mit Kohlensäure nicht schmeckt. Der Wein bleibt dann ein halbes
Jahr im Tank, wo neben dem üblichen Ausbau eine Weinsteinstabilisierung stattfindet, denn Weinstein würde später zu einem zu hohen Druck in der Flasche führen. Wenn es draussen warm wird, mischt Clauss spezielle Sektgärhefe und Zucker bei und die Flasche wird mit einem Kronkorken verschlossen. Der Wein macht bei 16 bis 20 Grad eine zweieinhalbmonatige Flaschengärung durch. Zwischen Abfüllung und Degorgieren ist eine Zeitspanne von neun Monaten vorgeschrieben. Zwei Wochen vor dem Degorgieren müssen die Sektflaschen täglich „gerüttelt“ und gedreht werden, damit sich die abgestorbene Hefe nicht an der
Flasche festsetzt. Dann ist die ganze Familie gefordert, denn beim Weingut Clauss wird „handgerüttelt“. Durch das spezielle Rüttelpult werden die Flaschen immer schräger gestellt, damit sich die Hefe am Flaschenhals sammelt und absetzt, bevor ein Lohnunternehmer mit einem Spezialgerät der Hefepfropf entfernt, was der Fachmann „degorgieren“ nennt. Die Rohsekte werden dabei kopfüber in eine minus 20 Grad kalte Sole getaucht, dass die im Flaschenhals gesammelte Hefe zu einem Pfropfen gefriert. Nach dem Öffnen des Kronkorkens schiesst der Hefe-Eis-Pfropf dann aus der Flasche. Dann wird noch eine Versanddosage für die Süsse beigegeben. „Wir nehmen da schon mal unseren Eiswein dazu“, verriet Berthold Clauss. In der Regel wird eine kleine Menge in Wein gelöstem Zucker oder Fruchtlikör beigemischt. „Sonst wäre der Sekt zu sauer, da sämtlicher Zucker zu Alkohol umgewandelt wird“.              

Trocken ist lieblich                                                                        Die Geschmacksrichtungen vom Sekt unterscheiden sich zum Wein. Ein trockener Sekt hat im Gegensatz zu trockenem Wein eher den Hang zu einem lieblichen Getränk. Richtig „trocken“
wird es erst bei den Bezeichnungen Brut und Extra Brut. Ein Winzersekt ist allerdings nicht ganz billig, doch das hat seine Gründe. Eine Sektflasche, die Drücke bis sechs bar aushalten muss, kostet etwa einen Euro und ist nur einmal zu verwenden, da es sich um einen Druckbehälter handelt. Dazu kommen 50 Cent für
Korken und Flaschenausstattung sowie ein Euro Sektsteuer pro Flasche. „Wie ist es denn möglich, dass man einen Sekt unter drei Euro erhält“, fragten wir den Nacker Winzer. „Da können sie sich vorstellen, was der Grundwein wert ist“, war seine knappe aber treffende Antwort.


Wenn beim Weingut Clauss der Sekt gerüttelt wird, ist die ganze Familie im Einsatz.
Berthold Clauss vergewissert sich dabei, ob sich die Hefe richtig absetzt. Von
links: Susanne, Berthold, Carlo und Christian Clauss.                                                                                      

Badische Bauernzeitung

Wochenblatt des BLHV

17. März 2012

 

Erzeuger und Experten diskutieren über dickere Schweine

Wie ist es möglich, ein Schwein ohne größere Verfettung auf etwa 110 Kilo Schlachtgewicht zu bringen, das war die Frage, die im Fokus der „Qualivo“ Informationsveranstaltung beim Schlachtbetrieb Adler in Bonndorf stand. Martin Russ, Vorsitzender der Erzeuger- und Vermarktervereinigung „Qualivo“, hatte zu dieser Veranstaltung 25 Erzeuger aus Südbaden eingeladen, die nach strengen Kriterien Rind- und Schweinefleisch der Extraklasse produzieren. Ein sicheres Kontrollsystem gewährleistet naturnahe und artgerechte Tierhaltung mit hochwertiger Fütterung. Bessere Haltung – bessere Fütterung – besseres Fleisch“, ist der Leitspruch der Fleischerzeuger, die mit Adler und Migros Deutschland kooperieren. Die Vermarkter hätten gerne etwas fetteres Fleisch, da der Trend vom mageren Fleisch weg geht. „Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger, und ohne Fett schmeckt´s einfach nicht“, betonte Klaus Josef Högg, Betriebsleiter der Bonndorfer Metzgerei. „Das Fleisch magerer Schweine ist zu schwabbelig, da ist nichts da, was es zusammenhält“, meint auch der regionale Verkaufsleiter Ulrich Albert. Nach seinen Vorstellungen sollte ein Schwein im ausgenommenen Zustand etwa 105 Kilo haben Dadurch würde man Tiere mit prozentual weniger Magerfleisch, jedoch mit einer viel bessere Fettqualität züchten. „Qualivo“ gibt ein Schlachtgewicht zwischen 80 und 105 Kilo vor. Bei einem Schwein nimmt ab 100 Kilo allerdings die Wachstumsrate ab. „Zudem frisst eine 100 Kilo Sau mehr als ein 80 Kilo schweres Tier“, meint ein Erzeuger. Marie Luise Adler riet, schon beim Ferkelkauf auf bessere Qualität zu achten und ständig auszusortieren, damit eine qualitativ noch bessere Ware auf den Tisch kommt. „In der Natur wird es immer Unterschiede geben“, entgegnete Russ. 2011 wurden 15.200 Schweine von „Qualivo“ vermarktet, das Ziel liegt bei 20.000. Dieses Ziel will man gemeinsam mit Migros Deutschland erreichen. Deren Geschäftsleiter Albin Öschger stellte die die Kooperation Qualivo – Adler – Migros vor. Stefan Frommherz, Abteilungsleiter von Migros Freiburg, zitierte den Schweizer Firmengründer Gottlieb Duttweiler: „Wir wollen eine direkte Brücke vom Produzenten zum Konsumenten“. Migros hat mittlerweile in Deutschland fünf Zweigstellen in Freiburg, Lörrach, Reutlingen, Ludwigshafen und Ludwigsburg. Seit 1999 vertreibt die größte schweizer Detailhandelskette in Deutschland „Qualivo“ Rindfleisch, seit 2007 deren Schweinefleisch und seit 2008 kooperieren sie in bei Wurstwaren mit Adler und „Qualivo“. Mit verschiedenen Aktionen wie Hoffesten und Kochvorführungen, sowie einem geschultem Fachpersonal will man Transparenz vermitteln. Eine Rückverfolgung der Herkunft des Fleisches garantiert der zertifizierte Schlachtbetrieb Adler. Karl Friedrich Hartmann, technischer Direktor der Schweizer Futtermittelfirma "Hokovit“ ging auf die Rolle der Fütterung in Bezug auf die Fettqualität ein. Niedrige Fütterungsintensität ohne Mais, jedoch mit Gerste, verringert den Fettansatz.Weibliche Schweine setzen weniger Fette an als Kastraten. Nach langer Diskussion schlug Klaus Josef Högg vor, einen Testbetrieb festzulegen und in den Vermarktungsbetrieben die Resonanz der Kunden bezüglich des Fleisches von dickeren Schweinen zu erfahren.  

Wie erreicht ein Schwein, ohne größere Verfettung, ein Schlachtgewicht von 110 Kilo? Diese
Frage stellten sich Erzeuger und Experten beim "Qualivo" Infotag in Bonndorf. Von links: Ulrich Albert, Verkaufsleiter beim Schlachtereibetrieb Adler, Futtermittelexperte Karl Friedrich Hartmann, "Qualivo" Vorstand Martin Russ und die Vermarkter Albin Öschger und Stefan Frommherz von Migros Deutschland.

Der Badische Winzer

Juni 2011

 

Gelungener Dreiklang



Der Nacker Kellermeister Berthold Clauß, Tonmeister Jan
Zacek und Gourmetkoch Gerd Saremba bieten unter dem Motto "Nacker Werke" als Dreiklang Musikdarbietungen, Kulinarisches und Weine an. Diese Veranstaltung hat sich im Lottstetter Ortsteil Nack etabliert. Die etwa 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich auf dem Weingut Clauß, Kellermeister Berthold Clauß führte in den Weinberg, Tonmeister Jan Zacek griff zwischen den
Rebstöcken in die Saiten seiner Gitarre. Der Rundgang führte zu einem Konzert in die Klangscheune, im Tonstudio "Accustica" von Jan Zacek. Der 3. Werkgang samt 4-Gänge-Menü fand im Restaurant Kranz statt.

 

Der tschechische Tonmeister Jan Zacek griff bei den "Nacker Werken"
während einem Rebrundgang spontan in die Saiten seiner Gitarre und sorgte für
eine besondere Atmosphäre im Nacker Rebberg.

Das deutsche Weinmagazin

Die technische Entwicklung hat geschlafen

Vor 30 Jahren hat man in der Nordschweiz angefangen, an steilen Lagen die Reben auf Terrassen zu pflanzen. Nun wäre es an der Zeit, diese zu sanieren. Doch dafür haben die Schweizer anscheinend keine optimale Lösung.

Mit dem Terrassieren der Rebberge wollten die Winzer dem Hangabschwemmen im Rebberg entgegenwirken. Zudem kann man auf Terrassen in Steillagen grade stehen und die
Reben maschinell bewirtschaften. Durch das Alter der Rebstöcke, die Verdichtung des Bodens, die Ablagerungen der Pflanzenschutzmittel und die schlechte Wasserführung kommt es im Laufe der Jahre zwangsläufig zu weniger Ertrag und zu einer Verminderung der Qualität. Daher ist es üblich, die Rebstöcke alle 30 Jahre auszuwechseln. Oftmals will man gleichzeitig auf moderne Anlagensysteme
umstellen oder gefragtere Sorten anpflanzen. Bei Neuanpflanzungen wird der Boden rigolt, das heißt er wird tief umgepflügt. Durch das Vermischen der Bodenschichten
werden die Mikroorganismen wieder angeregt. Da auf Terrassen immer auf der gleichen Spur gefahren wird, wird der Boden im Laufe der Jahre stark verdichtet. Durch das Rigolen erreicht man eine Durchlüftung und bringt den
Boden in den optimalen ursprünglichen Zustand zurück. Die Terrassen bekommen durch das Schwemmen im Laufe der Jahre auch eine Schräglage. Die Terrassen werden vorzüglich mit einer Spatenmaschine bearbeitet. Da die technischen Möglichkeiten allerdings begrenzt und nicht ausgereift sind, machen viele Winzer an ihren Terrassen nichts.                                                           Buchberger Rebbau Pionier                                      Als der Winzer Markus Simmler aus Buchberg im Kanton Schaffhausen seine Terrassen sanieren wollte, war er mit den technischen Begebenheiten nicht zufrieden und suchte nach einer anderen Lösung. "Mit einer Spatenmaschine kann man den Ursprungszustand nicht erreichen", ist sich Simmler sicher. "Sie lockert die Erde lediglich auf und wirft sie wieder dorthin, wo sie nicht hingehört", bemerkt Simmler weiter, denn der angeschwemmte hochwertige Boden bleibt an der Hangseite liegen, wo er nicht viel bringt. Zudem setzt die Spatenmaschine am höchsten Punkt an und der Boden wird unterschiedlich tief um gegraben. Auf der tiefer liegenden Pflanzseite wird die Tiefe nicht erreicht, wo sie eigentlich am nötigsten wäre. Simmler sanierte seine Rebberge mit einem speziell
umgebauten Zwei Tonnen Bagger. Diese Arbeiten in Steilstlagen bis zu 75 Prozent Gefälle ist nicht ganz ungefährlich. "Da braucht es eine Menge Routine", betont der Schweizer Rebbau Pionier. Für ihn gibt es noch nichts
besseres als seinen Bagger. "Die Entwicklung hat einfach geschlafen", sagt Simmler. Je nach Bodenbegebenheiten gräbt er den mit Mikroorganismen belebten Boden zwischen 30 und 50 Zentimeter um. Zu tief graben kann er nicht, da dadurch der Boden mit Lehm oder anderweitigen Untergründen vermischt würde. Auf der Böschungsseite trägt er 20 Zentimeter Erde ab und deponiert diese im
gleichen Arbeitsgang auf der Pflanzseite. Dabei entsteht ein leichtes Gegengefälle von 15 Prozent. In diesem Zustand wird die Terrasse bis zur Pflanzzeit liegen gelassen. Vor dem Pflanzen verfeinert Simmler den Boden noch mit der Kreiselegge. Mit seinem Bagger werden auch die Jungreben gepflanzt und die Rebpfähle eingerammt. Mittlerweile ist Simmler den ganzen Winter unterwegs
um Terrassen zu sanieren. Damit hat sich der Schweizer Winzer, neben seiner Landwirtschaft, dem Rebberg, und dem Erlebnisbauernhof "Lindenhof" ein weiteres Standbein geschaffen.                                        25. Januar 2014

Da es für den Schweizer Rebbau Pionier keine ausgereifte technische Lösung gibt, saniert er die Terrassen im Rebberg mit dem Bagger. Mittlerweile hat er sich dadurch ein weiteres berufliches Standbein geschaffen.                         

Obst- und Weinbau

Winzer aus purer Leidenschaft

 

Erzinger Schönwetter-Winzer stehen in den Startlöchern

 

Das deutsche Weinanbaugebiet Baden zieht sich von Tauberfranken bis zum Bodensee.
In der Mitte liegt der Hochrhein mit den drei Weinbaugemeinden Nack, Hohentengen und Erzingen, die zum Bereich Bodensee gehören, obwohl sie durch die Schweiz vom Bodensee getrennt sind. In Erzingen gibt es eine trockene Winzergenossenschaft
von 30 Hobbywinzern, die ihren Wein gemeinsam in der Badischen Winzerkellerei in
Breisach keltern und ausbauen lassen
.
Erzingen ist der Kernort der deutschen Gesamtgemeinde Klettgau. Die Rebberge schliessen nahtlos an die Rebberge des Schweizer Klettgaus, dem grössten zusammenhängenden Rebbaugebiet der Deutschschweiz, an. Bei den ersten Sonnenstrahlen kommen die Erzinger Winzer hinter dem Ofen hervor und gehen in die Rebberge. Neben einigen grossen Eigenkelterbetrieben bewirtschaften die Hobbywinzer acht, der 30 Hektar Reben, die auf dem Gemeindegebiet stehen. Bereits 1961 haben sich Erzinger Winzerfamilien, die mit viel Sachverstand, Idealismus und einer grossen Verbundenheit zum traditionellen Weinbau ihre
Reben gehegt und gepflegt haben, zur Winzergenossenschaft zusammengeschlossen. Der Kostenaufwand für die Eigenkelterei war für die kleinen Betriebe damals schon zu gross. Die Erzinger Hobbywinzer bewirtschaften heute Rebflächen von acht Ar bis anderthalb Hektar, wobei man dann schon von einem Nebenerwerb sprechen kann. Bevor das Lesegut ins 140 Kilometer entfernte Breisach gefahren wird, wird es in Erzingen klassifiziert und einer strengen Eigenkontrolle unterzogen. "Da schaut jeder Winzer genau hin, dass keiner der Kollegen schlechte Trauben in den Bottich schüttet", weiß der Vorsitzende Martin Stoll. Im Februar reiste eine Erzinger Abordnung in die Winzerkellerei nach Breisach, um mit dem Kellermeister die Vinifizierung zu besprechen und den jungen Wein zu kosten. Die Qualitätsrichtlinien sind dabei ganz wichtig. "Wir sind die Experten im Weinberg und im Keller haben wir die besten Fachleute zur Seite", betont Stoll. Der Jahrgang 2013 war sehr vielversprechend, da durch den späten
Austrieb eine späte Ernte zu erwarten war. Doch der Herbst hat nicht gebracht, was sich die Winzer erhofft hatten. Statt dem Goldenen Oktober gab es einen verregneten Herbst. Die Erzinger Winzer konnten durch einen höheren Arbeitsaufwand trotzdem eine überdurchschnittliche Qualität ernten. Das verlangte aber eine sorgfältige Handauslese der Trauben. "Wie es aussieht, werden es spritzige, nicht zu alkoholreiche Weine mit einer besonderen Eleganz", so Martin Stoll. Der Winter ist für die Erzinger Hobbywinzer kein Problem, denn sie gehen nur bei schönem Wetter in den Wingert. Werden die Reben früh geschnitten, wird das Wachstum angeregt und es erfolgt ein früher Safteinstoss. Bei einem kräftigen Frost kann dann die Rebe gefrieren und geht kaputt. Die Hobbywinzer können im Gegensatz zu den grossen Winzer den Rebschnitt bis in den Frühling hinauszögern und das Risiko gering halten. Sie lassen zudem einen Frosttrieb stehen, der erst nach den Eisheiligen weggeschnitten wird. So wird ein guter Ertrag garantiert. "Bei grossen
Weinbaubetrieben wird geschnitten, wenn die Betriebshelfer aus Polen oder Rumänien da sind", weiss Martin Stoll. Wetterbedingt kann dann schnell mal ein Zeitdruck entstehen, wodurch eine intensive Pflege der Rebstöcke nicht immer gewährleitet werden kann. "Ein günstiger Genossenschaftswein kann qualitativ durchaus der bessere Wein sein als ein teurer Winzerwein",
bemerkt Martin Stoll. Der Erzinger Wein wird über die Badischen Winzerkeller vertrieben, wobei das Weinhandelsgeschäft im Ort der Generalabnehmer ist, und von den Erzinger Winzern mit verschiedenen Aktionen unterstützt wird. Die Weine der Erzinger Winzergenossenschaft kann man am 13. April bei der Erzinger Weinmesse in der Gemeindehalle ausgiebig degustieren.

April 2014

In Erzingen haben sich 30 Hobbywinzer, die ihre Reben mit viel
Sachverstand, Idealismus und einer großen Verbundenheit zum traditionellen Weinbau pflegen, bereits vor über 50 Jahren zur Winzergenossenschaft zusammengetan. Von links: Vorsitzender Martin Stoll und die Winzer Heinz-Peter Hierholzer, Josef Stoll und Gustav Bendel vor der Erzinger Bergkapelle, die der besten Lage den Namen Kapellenberg gab. Vorn der Nachwuchswinzer Johannes
Stoll.

PR Magazin Jestetten & Lottstetten

Im Spagat zwischen Tradition und Moderne

Der Gasthof zum Kranz in Nack besteht seit 1769 und befindet sich in der sechsten Familiengeneration. 1999 hat Gerd Saremba
zusammen mit seiner Partnerin Manuela Fritz, das Lokal übernommen und daraus ein Spezialitätenrestaurant erster Klasse gemacht. Nach der Lehre im "Goldenen Kreuz" im benachbarten Rafz sammelte er in seinen Lehr- und Wanderjahren internationale
Erfahrungen. Als er 1997 im Londoner Nobelrestaurant "Mosimanns" die fernöstliche Küche kennen lernte, kam überraschend der Anruf seines Onkels Theo Rieger mit dem Angebot, den Kranz in Nack zu führen. Zurückgekehrt aus der multikulturellen Weltmetropole in das 200 Seelen Dörfchen Nack stellte sich Saremba die Frage "Was soll ich denn nur kochen, wo die Stammgäste 30 Jahre das gleiche gegessen haben". Anfänglich hat er im Kranz nicht viel verändert, doch bei den Gästen war der Wunsch nach etwas Neuem da. So bekam die Speisekarte sowie das gesamte Erscheinungsbild nach und nach ganz behutsam ein neues Gesicht. "Heute kann ich kochen, und ausprobieren was ich will, die Gäste schätzen meine Kreationen und sind immer offen für etwas Neues", so sieht er seinen Erfolg im Vertrauen der Gäste bestätigt. Sarembas Speisekarte wird durch die Jahreszeiten bestimmt. "Das macht das Kochen abwechslungsreich und spannend zugleich ", betont der Chefkoch. Über 90 Prozent der Gäste sind Stammkunden, ein Großteil kommt aus der Schweiz aber auch viele einheimische Gäste schätzen das ungezwungene Ambiente. Der Kranz gehört mittlerweile zu den besten Restaurants der Region. Obwohl Gerd Saremba nie auf Auszeichnungen hingearbeitet hat, ist der Nacker Gasthof aktuell im Michelin erwähnt, im Gault Millau bekam er 14 Punkte und im Gusto sechs Pfannen. "Die Auszeichnungen sehe ich als Motivation für mein Team, das Gewicht lege ich aber darauf, dass meine Gäste zufrieden sind", so Saremba.

März 2014

Schweiz am Sonntag

11. August 2013

 

Entscheidung fiel in der dritten Halbzeit

 

In der „Kleinen Allmend“ in Frauenfeld fand am Samstag
das Länderspiel der Winzer zwischen der Schweiz und Österreich statt. Die Schweizer hatten am Schluss mit 4:3 knapp die Nase vorn.



Der Schweizer Trainer Fabio Naselli, der mit einem Weissweinglas am Spielfeldrand mitfieberte, freute sich über den knappen Sieg, der mit einer kalten Platte und deutschen und Österreicher Weinen gefeiert wurde. Eine starke Partie lieferten die Bündner Herrschaften mit Johannes Hunger, Jan Adank, Christian Herrmann und Raffael Hug, der mit einem unhaltbaren Weitschuss das 2:0 erzielte. Beim Fachsimpeln wurden die Winzer der Bündner Herrschaften auch nach der Herkunft ihres Namens gefragt. „Das betrifft lediglich die Gemeinden Malans, Maienfeld, Fläsch und Jenins, wo früher der Adel daheim war“, wusste Hug, der den Fön als Ursache dafür sieht, dass auf einer Höhe von 600 Meter überhaupt Wein wächst. Hug erklärte, dass die spätere Ernte ein typischer eleganter und frischer Bündner Wein hervor bringt, dass die Blauburgunder Weine nicht so fruchtig wie beispielsweise aus dem Schaffhauser Blauburgunderland schmecken und die Bündner Riesling Sylvaner in die Richtung eines Rieslings gehen und stark von Mineralstoffen geprägt sind. Hug, der in Österreich Önologie studierte, kennt auch die Weine der Nachbarn. „Die Weissweine sind frischer und fruchtiger und haben mehr Säure. Die Rotweine sind kräftiger als vergleichbare Schweizer Weine“. Die typischen Österreicher Sorten Grüner Veltliner und Zweigelt leben vom besonderen Klima und den Bodenbegebenheiten. „Ein Anbau in der Schweiz wäre nicht ideal“, weiss der 29- jährige Produktionsleiter der Malanser Weine. Der Walliser Teamchef Diego Mathier, der in diesem Jahr beim „Grand Prix du Vin Suisse“ mit 13 Gold- und 12 Silbermedaillen ausgezeichnet wird und Favorit bei der Wahl zum Schweizer Winzer des Jahres ist, hat das Schweizer Nationalteam vor zwei Jahren gegründet. „Die Grundidee ist die Promotion des Schweizer Weines“, so Mathier. Er will mit solchen Begegnungen auch den Respekt der Winzer untereinander fördern. Einen gewissen Neid, der früher untereinander spürbar war, will er in Kameradschaft umwandeln. Voraussetzung für die Nominierung ins Nationalteam ist eine Tätigkeit, die mit dem Wein zu tun hat. Mathier konnte selbst nicht mitspielen, da er kurzfristig aus Zermatt vom „Swiss-Food-Festival“ kam, wo er im Organisationskomitee sitzt. Er weiss, dass die Österreicher Weine internationaler sind: „Im günstigen Preissegment sind wir zu teuer, im teuren Segment zu billig“. Da Schweizer Wein überwiegend in der Schweiz getrunken wird, ist es das Ziel, dass dieser bei Schweizer Anlässen ausschliesslich angeboten wird. Mathier lobt, dass junge Winzer wieder autochthone Rebsorten aufleben lassen, die dort wachsen, wo sie ihren Ursprung haben. Alle Spieler waren sich in dem Punkt einig: Der Wein hat in den letzten Jahren eine grosse, qualitätsorientierte Entwicklung gemacht. „Der Österreicher Wein hat den Italiener vom Markt verdrängt, die nächsten, die wir putzen sind die Franzosen“, verkündete der Österreicher Teamchef Karl Rosner zuversichtlich. Vor Jahren hat der österreichische Wein durch die Glykol Affäre einen riesigen Einbruch erlebt. „Das war aber auch der Startschuss für die qualitätsorientierte Entwicklung“, behauptet Hans Preschitz, der am Neusiedler See zehn Hektaren Reben bewirtschaftet. Für die Österreicher Winzer waren bei den Besichtigungen der Weingüter von Roland Lenz in Uesslingen und der Rutishauser Weinkellerei besonders die Weine der pilzwiderstandsfähigen Sorten sehr interessant. „Bei den „Piwi“ Weinen sind wir fünf Jahre hinterher“, betonte Preschitz in der dritten Halbzeit. Wie diese dritte Halbzeit ausgegangen ist,
stand zum Redaktionsschluss allerdings noch nicht fest.

 



Die Schweizer Nationalmannschaft der Winzer: Stehend von links: Trainer Fabio
Naselli, Salgesch; Harry Zech, Schaanwald; Jan Adank, Maienfeld; Michel
Voilloz, Varen; Thomas Schmid, Schlattingen; Raffael Hug, Malans und Diego
Rothen, Salgesch. Kniend von links: Christian Hermann, Fläsch; Roland Lenz,
Uesslingen; Johannes Hunger, Maienfeld; Stefan Gysel, Neftenbach; Martin
Wiederkehr, Satigny; Michael Balmer, Berlingen und Peter Gehring, Freienstein.

Trierischer Volksfreund

10.August 2009

 

Besondere Radsportgruppe „WinLo“ in den Schweizer Bergen

Wieder waren sie unterwegs - die Radsportfreunde „WinLo“,
die ganz spezielle Radtouristikgruppe. Diese entstand aus der Freundschaft des Radsportclubs „Obermosel Wincheringen“ und der Radsportgruppe Lottstetten, die seit 1987 besteht. Lottstetten liegt direkt an der Schweizer Grenze, zehn Kilometer nahe dem Rheinfall bei Schaffhausen. Vor drei Jahren entstand daraus die
eigenständige Radsportgruppe „WinLo“. Die Radsportler, die mittlerweile aus dem gesamten süddeutschen Raum, der Schweiz und Luxemburg kommen, treffen sich zweimal jährlich zu Etappenfahrten. 26 Radrennfahrer und fünf Begleitpersonen
sind hierzu nach Innertkirchen ins Berner Oberland gereist. Vor dem Start wurde Lothar Birkel gedacht, der beim 20- Stunden Radmarathon in Fell tödlich verunglückte. Ebenso dem Lottstetter Sportkameraden Gerd Seifert, der vor wenigen Wochen ebenfalls verstorben war. Am ersten Tag stand bereits die Königsetappe über 120 Kilometer und 3500 Höhenmeter auf dem Programm. Vorbei am Steingletscher wurde der Sustenpass auf 2224 Meter Höhe erreicht. Nach einer 20- Kilometer Abfahrt ging es über die stark befahrene Schöllenenschlucht hinauf nach Andermatt, der Metropole der Schweizer Alpen. Mit dem Furkapass (2431) stand der höchste Punkt bevor. Nach einer rasanten Abfahrt, vorbei am
Rhonegletscher, wurde der Ort Gletsch erreicht, bevor die letzten Serpentinen zum fjordartigen Grimselsee hinauf führten. Lohn für diese Plackerei war dann die 30 Kilometer- Abfahrt nach Innertkirchen. Die landschaftlich schönste Tour führte die Radler am zweiten Tag durch das Rosenlauital, mit Blick auf die Eigernordwand, über die „Grosse Scheidegg“ nach Grindelwald. Extreme Steigungen ließen teilweise nur Geschwindigkeit bis 10 Km/h zu. „Es war wunderschön und hammerhart“, so Hermann Goergen aus Wincheringen. Über Interlaken führte die Tour bei hohen Temperaturen entlang des Brienzer Sees zurück an den Ausgangspunkt. Die Radsportler wurden vom Begleitbus durch Alfons Steinmetz und Bruno Pfeiffer professionell versorgt. Im
Rahmen der Festivitäten zum Schweizer Nationalfeiertag fand in Innertkirchen ein Nachtumzug statt. Die deutschen Radsportler, ausgestattet mit roten T-Shirts mit weißem Schweizerkreuz, marschierten als „Eidgenossen“ mit. Bürgermeister Walter Brog begrüßte dann die Radsportler persönlich. Für die Sportler von der Obermosel ein einzigartiges Erlebnis. Am dritten Tag musste
die Alpenfahrt jedoch wegen eines typischen Wettereinbruchs in den Bergen abgebrochen werden. Stattdessen wurde ein Ausflug nach Interlaken unternommen, bei dem sich die Radsportler von
Hochrhein und Obermosel erholen konnten.

 

Die Radsportgruppe "WinLo" besteht aus Rennradfahrer aus
Wincheringen/Obermosel und Lottstetten am Hochrhein.

Neues Bülacher Tagblatt

20.02.2011

Ein Elvis im Musical

 „Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg. Du bist so groß und ich nur ein Zwerg“. Seine Stimme gleicht einem Donnerhall, sein Körper zittert voller Ehrfurcht vor dem Berg. So steht er auf der Bühne und beschwört im Musical „Auffi-muasi“ seinen Schicksalsberg, den Watzmann. Die Rede ist vom Rafzer Stephan Merkt, der mit einer internationalen Laien-Musicaltruppe im Jestetter Zipfel eine wahre „Watzmanie“ ausgelöst hat. „Der Watzmann zieht sie alle in seinen Bann“, so Stephan Merkt. Er ist Erzähler und Leadsänger des Musicals, das nach dem Kultstück von Wolfgang Ambros „Der Watzmann ruft“ arrangiert und in Jestetten viermal vor ausverkauftem Haus aufgeführt wurde. Stephan Merkt (42) wohnt seit 2007 mit seiner Lebensgefährtin Heike Blessing und dem gemeinsamen sechsjährigen Sohn  Robin in Rafz. Tochter Leila (12) kommt regelmässig an den Wochenenden. Das Musical „Auffi muasi“, das aus einer Mischung aus Bauerntheater, Klamauk, Rockmusik und einem Schuss Erotik besteht, ist Stephan Merkt auf den Leib geschrieben, denn er ist eben ein Naturbursche. In der deutschen Nachbargemeinde Lottstetten aufgewachsen, hatte er schon früh an Rafz mit seinem alten Ortskern und den Riegelhäuser seinen Gefallen gefunden. Folglich wählte er den Beruf des Schreiners, ehe er als Werkzeugverkäufer in Wallisellen tätig war. Nebenbei meldete der Tüftler eine eigene Bohrlehre zum Patent an. Seit einem Jahr hat er sich im Werkzeughandel als Freier Handelsvertreter selbständig gemacht. Sein Ausgleich zur Familie und Beruf ist die Musik. Durch einen Freund, der eine Bontempi Orgel hatte, ist er im Kindesalter zur Musik gekommen. Mit 12 Jahren konnte Stephan Merkt seine Eltern davon überzeugen, dass dies genau sein Instrument war. Und nicht die Klarinette, die er wiederwillig lernte. Nach vier Jahren Orgelunterricht lernte er noch das Gitarrenspiel. Das Schlagzeug lernte er sich selbst. Letztendlich ist er beim Gesang und bei dem Neuzeit Instrument  Computer hängen geblieben. Früher war er ein begnadeter Fussball-Gooli und  spielte bei den Junioren des FC Schaffhausen. Doch seine Aktivitäten verlagerten sich vom Sportplatz auf die Showbühne. Mit der Kanadierin Sabina Smiraldo räumte er regelmässig verschiedene  Schlagerwettbewerbe ab. Zudem trat er als Elvis Imitator auf und tingelte mit  der Schaffhauser Tanzband „Slow Motion“ fast zehn Jahre durch die Region. Heute besitzt er sein eigenes mobiles Tonstudio. Damit geht er hinaus zu den Veranstaltungen, macht Live Mitschnitte, CD Aufnahmen oder Film Vertonungen. Wie für das Watzmann-Projekt produziert er auch besondere Soundeffekte wie Blitz, Donner, Wind und Wasser. Musikalisch ist das Watzmann-Musical momentan sein einziges Projekt.“Die Emotionen für dieses Stück sind einfach zu gross, um nebenher noch etwas Anderes  zu produzieren“, so Stephan Merkt. Im Frühjahr geht er mit seinen Musicalfreunden auf Tour. Es gibt viele Anfragen, auch aus der Schweiz, die jedoch noch nicht spruch- beziehungsweise druckreif sind. Herr Merkt, wo möchten Sie denn ganz gerne einmal auftreten? „Im Amphitheater in Hüntwangen“, war die spontane Antwort, des Rafzer „Watzmannes“.

In seinem Tonstudio nimmt der Rafzer Stephan Merkt CDs auf oder vertont Filme. Sein grösstes Projekt derzeit ist jedoch das Musical "Auffi-muasi"

Schaffhauser Bock

28. April 2011:

 

Der Mythos Bad Nack                                                                  Atomgegner nehmen deutsche Quelle ins Visier



In der deutschen Grenzgemeinde Lottstetten sprudelt im Ortsteil Nack eine kleine Thermalquelle. In den 60-er Jahren träumten die Einwohner von einem Thermalbad ähnlich wie in Zurzach.

Bei einer Infoveranstaltung der Nagra kam die Nacker Thermalquelle bezüglich des Atomendlagers in Benken zur Sprache. Das seismische Risikopotential der Region wurde mit der Nacker Quelle in Verbindung gebracht. Thermalquellen sind unterirdisch durch vulkanische Tätigkeiten vorerwärmte
Quellen. Dass diese an die Oberfläche gelangen, sei ein Zeichen, dass die Untergrundschichten doch nicht so dicht sind, wie es von den Befürwortern des atomaren Endlagers in der Opalinustonschicht behauptet wird. Die Verantwortlichen der Nagra wussten allerdings nichts mehr vom Bad Nack. Wir sind diesem Mythos nachgegangen. „Glückliche Familien sonnen sich am Südhang der Lochwiese und vergnügen sich auf der Wellnessanlage in „Bad Nack“. Das sind allerdings nur noch die Träume, die übrig geblieben sind vom Mythos „Bad Nack“. Die Thermalquelle im Lottstetter Ortsteil droht langsam zu versiegen. Im Gewann „Rooswiesen“ unterhalb des Zollhäuschens, bei den Einheimischen schlicht das „Loch“ genannt, fließt eine gefasste
Thermalquelle. Eine Wasserfontäne schoss in der Vergangenheit das Heilwasser in drei  Meter Höhe. Heute fließt das Wasser nur noch aus einem Edelstahlrohr, das aus einem Findling ragt. Die Quelle wurde 1938 zufällig entdeckt, als bei einer Untersuchungsbohrung nach Eisenerz 543 Meter tief gebohrt wurde und mineralisiertes warmes Wasser an die Oberfläche trat. Da die Suche nach dem Eisenerz erfolglos blieb, wurde das Bohrloch wieder verschlossen. Im Jahr 1956 kam der Gedanke der Wiedererschließung dieser Quelle zum wirtschaftlichen
Nutzen. Verschiedene Verhandlungen, Gespräche, Vorstellungen und Planungen fanden diesbezüglich statt. Als Investor trat die Reithinger Bank aus Singen auf und erwarb das nötige Grundstück. Es dauerte jedoch noch zwölf Jahre, bis die Quelle 1968 wieder erschlossen wurde. Nach dreiwöchiger Bohrung bis in eine Tiefe von 590 Meter sprudelte 22 Grad warmes Wasser aus dem Boden. Die Ergiebigkeit weckte durchaus Hoffnung auf eine wirtschaftliche Nutzung. Die durchgeführten Wasseruntersuchungen und die erstellte „Kleine Heilwasseranalyse“ bestätigten in der Charakteristik „Natrium-Hydrogenkarbonat-Thermalwasser“, wie in der Lottstetter Chronik zu lesen ist. In Nack löste das eine wahre
Euphorie aus. Doch der Traum wurde nicht wahr. Da in der gleichen Epoche, im 1955, die Natrium-Hydrogenkarbonat-Thermalquelle in Zurzach gefasst wurde, kamen wilde Spekulationen auf, warum die Lottstetter Quelle nicht realisiert wurde. „Zu wenig Wasser oder zu geringe Wassertemperatur waren nur einige der „fadenscheinigen“ Begründungen, weshalb das „Bad Nack“ im Sand verlaufen ist“,
weiß ein alter Nacker Zeitzeuge. So blieb den Nacker nur ein Springbrunnen mit einem kleinen Bassin, das wenigstens von den Kindern als Planschbecken genutzt wurde. Manche Einwohner holten sich das Wasser  als Heil- oder Badewasser nach Hause. 
In den frühen 80er Jahren baute der Architekt Klaus Mannig im Auftrag der Schweizer NAGRA (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) am Bohrloch eine massive Holzhütte für eine Messstation. Die Nagra nutzte diese Tiefenbohrungen für seismische Untersuchungen. Inzwischen wurde die Reithinger Bank verkauft und ging vor ein paar Jahren Konkurs. Die Erben der Thermalquelle sind zerstritten. Mehrere Kontaktaufnahmen bei der in München wohnenden Erbin Renate Strehle-Reitinger blieben erfolglos. Was weiteren Spekulationen zusätzliche Angriffsflächen bietet. Jahrelang wurde die  kleine Anlage von der Gemeinde, die zehn Prozent der Anteile besass. Doch vor ein paar Jahren
konnte die Gemeinde ihre Anteile und Verpflichtungen abgeben und seither vergammelt die Anlage. Die Familiengruppe des Schwarzwaldvereins Lottstetten reinigt von Zeit zu Zeit
das Becken. Ein paar Nacker Bürger sind ebenfalls an einer Pflege des ehemaligen Springbrunnens interessiert. Doch ohne die Zustimmung der Eigentümerin macht dies alles keinen Sinn. Die Natursteinplatten des Beckens sollten renoviert und die
Wasserfontäne instandgesetzt werden. Für Klaus Mannig, der immer noch einen besonderen Bezug zur Nacker Quelle hat, 
ist es unverständlich, wie man ein solches Kulturgut einfach vermodern lässt. „Das ist eine einzigartige Oase für Körper und Geist, dazu die heilende Kraft des Wassers“.

 

Düstere Aussichten für die Nacker Thermalquelle. Seit die Gemeinde nicht mehr für die
Pflege zuständig ist, vergammelt das kleine Einod, mitten in einer idyllischen
Landschaft.

Konradsblatt

15. Januar 2011



Feierliche Nachprimiz in Jestetten



Der Jestetter Thomas Zureich feierte in seiner Heimat-Pfarrgemeinde „Sankt Benedikt“ seine Nachprimiz. Bei seiner ersten, als Hauptzelebrant gefeierten Heilige Messe, wirkte Pfarrer Richard Dressel als Konzelebrant mit. Der Musikverein Jestetten, der Gesamtkirchenchor „Valbenja“, Stefan Brunnenkant und Markus Rehm umrahmten den Gottesdienst musikalisch. „Ave Maria“, einzigartig von Markus Rehm auf der Trompete vorgetragen, war der festliche Höhepunkt zum Abschluss dieser liturgisch gestalteten Primiz. Thomas Zureich wurde 1972 in Jestetten geboren und ist als ältestes von neun Kindern aufgewachsen. Nach der Schulzeit erlernte er das Schreinerhandwerk. Unter Pfarrer Scheuermann fand er als Ministrant bereits den Zugang zum aktiven Kirchendienst. Im Alter von 24 Jahren wollte er sich beruflich verändern und machte das Abitur, was Voraussetzung für das Priesterseminar in Freiburg war. Dann stellte sich für den jungen Theologen die Frage, ob er in einer Diözese oder in einem Orden seinen Glauben aktiv lehren will. Seine Schwester Susanne war damals schon bei „Missionaries of Charity“, dem Orden, der Mutter Theresa in Kalkutta gegründet hatte. In Rom wollte er Erfahrungen in diesem Ordensleben erfahren. Doch fand er dort nicht seine Berufung und zog wieder nach Hause. Ein Indischer Priester zeigte ihm in dieser Zeit die zwischenmenschlichen Erfahrungen auf Exerzitien. „Gott möchte mich als Priester haben“, war fortan seine Überzeugung. Ein befreundeter australischer Priester ermöglichte ihm, dass er in Perth/Australien weitere Erfahrungen sammeln konnte. Eine interessante Aufgabe erwartete den jungen Theologen. Im Gegensatz zu Deutschland herrscht in Australien eine gewisse Aufbruchsstimmung. Die Messen werden lebendig und sehr weltoffen gehalten. Die Jugend und ihre Musik werden in die Kirche integriert, obwohl die dortigen Katholiken auch an die Richtlinien Roms gebunden sind. Es entstehen immer neue Pfarreien. Thomas Zureich belegte ein weiteres in Australien und lernte Land, Leute und Kultur kennen. Er untersteht nicht mehr der deutschen Kirchenführung, sondern dem Bischof von Australien, Barry James Hickey, der ihn am 12. August in der „St. Mary´s
Cathedral“ in Perth zum Priester geweiht hat. In den nächsten zwei Jahren wird Zureich in Clarkson bei Perth als Diakon tätig sein. Danach erhält er seine eigene Pfarrei in Australien. Thomas Zureich hat seine Berufung gefunden. „Man lässt viel zurück und trägt viele Entbehrungen. Doch als Priester bekommt man so viele Erfahrungen, die man sonst nicht erleben würde.“

Der Jestetter Thomas Zureich feierte in seiner Heimat Pfarrgemeinde "Sankt
Benedikt" Jestetten die Primiz als katholischer Priester. Künftig wird der
Theologe in Australien für zwei Jahre eine Vikarstelle übernehmen, ehe er dort
seine eigene Pfarrei erhält.      

                    

Schaffhauser Landzeitung

11.02.2012

 

Der Jestetter Zipfel macht das Loch zu

Nachdem Jestetten einstimmig für den Beitritt zum
Schaffhauser Naturpark gestimmt hat, haben nun auch die Lottstetter
Gemeinderäte grünes Licht gegeben. Allerdings mit zwei Gegenstimmen. Gustav Munz und Bernhard Egli vom Fachausschuss „Regionaler Naturpark Schaffhausen“ stellten das grenzüberschreitende Projekt dem Lottstetter Gemeinderat vor. Die deutschen Gemeinden Lottstetten und Jestetten sollen die Lücke zwischen den kantonalen Enklaven Buchberg und Rüdlingen schliessen. Diese Variante „Maxi“ ist nur durch eine zusammenhängende Fläche möglich. Eine lebhafte Diskussion folgte der Vorstellung. Es stellte sich die Frage, ob die Schaffhauser Variante, auf Grund der vielen Antragsteller, überhaupt mit einer Förderung rechnen kann. Gustav Munz sieht die Finanzierung als gesichert, falls die Voraussetzungen für den Park erfüllt werden. Wie sich die grenzüberschreitenden Probleme des möglichen Atomtiefenlagers „Südranden“ und der geplanten Rheinabsenkung bezüglich dieser Voraussetzungen auswirken, wollte ein Gemeinderat wissen. Bernhard Egli, selbständiger Biologe und Schaffhauser Kantonsrat, erklärte, dass jedes der drei Projekte ein Baustein der Agglomeration ist. „Der Naturpark ist eher als Hilfsmittel gegen ein Endlager zu sehen“, meinte Lottstettens Bürgermeister Jürgen Link. Gemeinderat und Landwirt Martin Russ kritisierte, dass im bestehenden Fachausschuss kein deutscher Vertreter sitzt. Er kann sich ein Mitglied des Deutschen Bauernverbandes gut vorstellen. Zudem befürchtet er auch, dass deutsche Bauvorhaben innerhalb des Naturparks künftig von den schweizer Stimmrechten abhängig sind. Bürgermeister Jürgen Link betonte, dass ein solcher Naturpark keine Rechtskraft auf Deutschland hat. Ausser Mitgliedsbeiträge kommen keine Auflagen auf die Gemeinde zu. Für die deutschen Gemeinden wird pro Einwohner ein Franken abgerechnet. In der Planungsphase mussten die deutschen Gemeinden keine Kosten übernehmen. Die meisten Lottstetter Gemeinderäte befürworten das Projekt und sehen es als Brücke über die mental immer grösser werdenden Landesgrenzen, die sich in den Köpfen der Bewohner diesseits und jenseits der Grenze festgesetzt haben. Am 10. März kann nun die Gründungsversammlung der neuen Trägerschaft mit den beteiligten Gemeinden stattfinden. Lottstettens Bürgermeister Jürgen Link und Ira Sattler, Bürgermeisterin von Jestetten haben Stellung genommen.                                                                                                                   Jürgen Link: Der Kanton Schaffhausen befindet sich in einer ungünstigen Randlage. Bei der Realisierung eines Naturparks ist er auf die landwirtschaftlichen Gebiete angewiesen. Die Gemeinden Rüdlingen und Buchberg sind mit ihrer einzigartigen Lage am Rhein und dem Weinbau unentbehrlich. Für uns ist das Label „Naturpark“ natürlich auch sehr interessant. Die landwirtschaftlichen Produkte, vor allem der Obst – und
Weinbau, sind ohnehin unsere Stärken. Ich begrüsse das Projekt auch bezüglich der Pflege der grenzüberschreitenden Kontakte und hoffe auch, etwas vom internationalen Rheinfall-Tourismus zu profitieren. Aber der Naturpark soll nicht eine „Käseglocke“ über unserer Region werden. Wir wollen uns auch künftig nicht einschränken und Bestimmungen ausgesetzt werden. Wenn sich die Region verändern soll, dann bitte in eine positive Richtung.                                                                      
Ira Sattler: Der Kanton Schaffhausen und die deutschen Gemeinden Lottstetten und Jestetten haben ein hohes Naturraumpotenzial und eine historisch gewachsene Kulturlandschaft. Somit haben wir in jeder Hinsicht ein Pfund, mit dem wir gewichten können. Die Naturparkprojekte sollen unter Einbeziehung der Bevölkerung, Gemeinden, Verbänden und Vereinen, entwickelt werden. Der Park wird wirtschaftliche Impulse für die Region auslösen, einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten und sich zum Paradeinstrument zur Förderung des ländlichen Raums entwickeln. Für die 
Naturschutzprojekte stehen sowohl in der Schweiz als auch in Baden-Württemberg Fördertöpfe bereit.         


Die natürlich gewachsene Landschaft von Lottstetten ist eine Bereicherung für den
Schaffhauser Naturpark.

 

 

Badische Zeitung

 

1. Februar 2012



Anti-Atom Demonstration in Schaffhausen

 

In Schaffhausen fand eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre statt. Unter der Parole „Kein Atommüll im kleinen Paradies", demonstrierten etwa 300 Atomgegner gegen die potenziellen Atommüll-Oberflächenlager in der Region
Schaffhausen.                                                                                       
Die Demonstranten, darunter viele aus dem deutschen Grenzgebiet, zogen mit Trillerpfeifen, Kochtöpfen und allerlei „Lärmereien“ durch die Innenstadt zur Kundgebung in den Mosergarten. Der Sozialpolitiker Luca Tissi forderte den fundamentalen Wiederstand gegen die Pläne aus Bern. Weitere Reden von Stadtrat Urs Tanner und Gabi Buff von der Bürgerinitiative „Klar! Schaffhausen“ informierten über die Vorhaben der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle). Die Nagra hat vor kurzem Vorschläge über die möglichen Standorte für Oberflächenanlagen offen gelegt. Für den Betrieb eines geologischen Tiefenlagers braucht es eine Oberflächeninfrastruktur. Dort werden die Abfälle angeliefert und für die Einlagerung vorbereitet. Bis Ende Jahr wollen sie einen Standort pro Endlagergebiet festlegen. Elf von 20 möglichen
Anlagen befinden sich in unmittelbarer Nähe des Kantons Schaffhausen. Lukas Tissi wies auf die irritierte und
verängstigte Bevölkerung hin. „Die Gemeinden werden gegeneinander aufgehetzt“. Er kritisierte, dass hochradioaktiver Abfall „verbuddelt“ und sichselbst überlassen wird. „Das kann
zur ökologischen und wirtschaftlichen Katastrophe führen. „Bevor die Standortfrage für ein Tiefenlager geklärt ist, soll nun über die
Deponie-Eingänge diskutiert werden“, fragte er in die Menge. „Wir bauen doch auch keine Toilette, bevor wir nicht wissen, wo das Haus hinkommt“, so Luka Tissi. Er drückte dies allerdings in einer nicht druckreifen Umgangssprache aus. Gabi Buff befürchtet
Auswirkungen auf Lebensqualität, Wirtschaft und Tourismus der betroffenen Regionen. Es sei unverantwortlich, atomaren Müll an so dicht besiedelten Standorten vergraben zu wollen. In der Schweiz stehen drei geologische Standortgebiete für ein Lager für hochaktive Abfälle zur Auswahl. „Zürich Nordost“, nur wenige Kilometer vom Jestetter Zipfel, „Nördlich Lägern“, gegenüber von Hohentengen und „Jura Ost“ in der Region von Laufenburg. Dazu
wurden sechs geologische Standortgebiete für ein Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle vorgeschlagen. Fünf Gebiete liegen im nördlichen Mittelland, eines in der Zentralschweiz. Nahezu alle Standorte liegen in unmittelbarer Nähe der deutschen Grenze. Kritiker sehen darin den Vorteil der Nagra, dass sich der Wiederstand der Bevölkerung auf mehrere Stellen verteilt. Die Deutschen haben kein Mitbestimmungsrecht in der Auswahl der Standorte. Urs Tanner forderte, den geplanten Atomausstieg
endlich zu realisieren. „Bei einer Energiegewinnung, die in der Schweiz zu 60 Prozent aus Wasser erreicht wird, sollte das doch möglich sein“


In Schaffhausen fand eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre statt. 300
Atomgegner zogen durch die Schaffhauser Innenstadt zur Kundgebung im Mosergarten.

Zürcher Unterländer

                                                                                                            2. September 2007

Drei Tage Musik, Tanz und alte Traktoren



Die Traktorenszene trifft sich am kommenden Wochenende in der deutschen Grenzgemeinde Lottstetten.                                                                                    Dort findet das 3. Internationale Oldtimer & Traktorentreffen statt. Es werden etwa 500 Traktoren und Oldtimer zur Schau gestellt. Wie wir von Leopold Gassenhofer vom verantaltenden Verein
„Traktorenfreunde Jestetter Zipfel“ erfahren haben, sind bereits 312
Anmeldungen mit 348 Ausstellungsstücken eingegangen. Zwei Drittel der Aussteller kommen aus der Schweiz. Die Traktorengruppe Neukum & Wischnewski aus Rafz, der Deutz Traktorenclub aus Bülach-Nussbaumen und die Hürrlimann
Gruppe aus Glattfelden werden neben vielen anderen Ausstellern vor Ort sein. Josef Brändle aus Rafz stellt seinen Meili C.L. Conard aus dem Jahr 1928 aus, Hans Angst aus Will kommt mit dem Bührer Baujahr 1939 nach Lottstetten. Das älteste angemeldete Fahrzeug ist der Chevrolet Auto-Traktor von Siegfried Maag
aus Oberglatt. Teilnehmer aus Vevey sind gemeldet.
Nachmeldungen sind bis zum Ausstellungstag, Samstag, 1. September möglich. An der Nackerstrasse befindet sich das grosse Ausstellungsgelände. Dieses erreicht man auf der
Verbindungsstrasse Eglisau – Zürich direkt über die Ausfahrt Lottstetten nach dem Zoll Rafz-Solgen. Das Fest beginnt bereits am Freitagabend, 31. August, ab 16.30 Uhr mit dem Handwerkervesper und endet am späten Sonntagabend, 2.September. Die Band „Soundstoff“ umrahmt den Auftaktabend. „DJ Hugo“ heizt ab 22 Uhr ein und die Bar ist geöffnet. Am Samstag geht dann ab 10 Uhr die Ausstellung richtig los. Bürgermeister Jürgen Link wird die „Traktörler“ und die Gäste empfangen. Verschiedene Oldtimer und
Raritäten, Traktoren und Landmaschinen werden ausgestellt. Verschiedene Vorführungen vom Pflügen bis zum Dreschen mit der historischen Dreschmaschine sind zu sehen. Altes Handwerk wird präsentiert. Für die musikalische Unterhaltung sorgen die „Herdemer Dorfmusikanten“ und die „Sunshine Band“. Am
Sonntagmorgen gehen die Traktorenfreunde zum Kirchgang ins Zelt. Um 9 Uhr ist Festgottesdienst mit anschliessender Segnung der Fahrzeuge. Anschliessend unterhalten die „Original Markgräfler Blaskapelle“ und die „Sunshine Band“ die Gäste. Ebenfalls wird die Treichelgruppe Hüntwangen-Will in Aktion treten. Es werden einige tausend Besucher aus dem In- und Ausland erwartet.

 

Alte Traktoren gab es beim Internationalen Traktorentreffen in Lottstetten

Unterland Woche

Jestetten im Wandel der Zeit                       
Kommt eine Vereinfachung der
Mehrwertsteuerrückerstattung ?

Fährt man vom Zürcher Unterland ins Schaffhauserland, führt der Weg nach dem Zollamt Rafz/Solgen ein kurzes Stück durch Deutschland, ehe man beim Zollamt Hard/Neuhausen den Kanton Schaffhausen erreicht. Mittendrin liegt die Einkaufsmetropole Jestetten, wo bereits am Ortseingang das farbige Gebäude vom Bettenstudio Prinz und der überdimensionale Reifen bei Fehrenbacher für Aufmerksamkeit sorgen. An der Durchgangsstrasse reihen sich die Geschäfter fast nahtlos aneinander. Die 5000 Einwohner zählende Gemeinde hat ein Angebot von Handel- und Dienstleistungsgeschäften, von der manche Kleinstadt zu träumen vermag.                                                                                                                                  Es ist viel passiert in Jestetten                                                                                      Seit vor zehn Jahren die Ortsdurchfahrt erneuert und die Ortsmitte saniert wurde, siedelten sich viele neue Geschäfte an, übernahmen alteingesessene Betriebe oder deren Räumlichkeiten. Wo Emil Weiler jahrelang Reifen montierte, ist heute das grosse Ärztehaus mit der Postfiliale. Wo eint das renommierte Elektrogeschäft Hosp ansässig war, verkauft heute die Firma Meier hochwertige Fenstertechnik. Auch die Gastronomie hat sich in verändert. Der Löwen ist noch das einzige Gasthaus mit der guten alten deutschen Küche. Im Hirschen wird seit einigen Monaten thailändisch gekocht, es gibt den Griechen und den Italiener. Die Chinesen verwöhnen ihre Gäste im ehemaligen Sex Shop oder im ehemaligen Nightclub, denn das Rotlicht ist in der Grenzgemeinde mittlerweile nahezu erloschen. Es gibt aber auch noch dem alteingesessenen Geschäfte wie das Reformhaus Lehner oder die Textil-Truhe, die von ihren langjährigen Stammkunden leben, die gezielt zum Einkaufen kommen.                                    
Zentraler Punkt für den Aktivurlaub  
                                                                          Nicht nur Einkaufstouristen finden den Weg nach Jestetten, denn die Grenzgemeinde mausert sich immer mehr zum Geheimtipp für Aktivurlauber, die herrliche Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung machen. Jestetten liegt im Schnittpunkt von Bodensee, Schwarzwald und den Schweizer Bergen. Zudem ist es nicht weit zur Weltstadt Zürich oder nach Schaffhausen. Die deutsche Gemeinde liegt an der Schweizer Bahnlinie Schaffhausen-Zürich, wo die Züge im Stundentakt verkehren. Auch zum Flughafen Zürich bestehen die besten Zug-Anbindungen. Die Wasserratten können sich im grosszügigen Schwimmbad oder an der Liegewiese am Rhein vergnügen, während Naturfreunde auf dem gut ausgebauten Wanderwegenetz mit über 50 Kilometer Wald- und Wanderwegen eher ihre Ruhe finden. Etwas ganz besonderes ist eine Bootsfahrt durch die Rheinschleife zum Rheinfall. Die nahegelegene 18-Loch-Golfanlage des Golfclubs Rheinblick in Lottstetten-Nack, wie auch das Hallenbad in der Schweizer Nachbargemeinde Rheinau bieten weitere Möglichkeiten zu Freizeitgestaltung. Durch die zentrale Lage ist der Ort auch der ideale Ausgangspunkt für Radfahrer. "Jestetten ist der zentrale Punkt für Aktivurlaub", so der Luxemburger Pol Berg, der immer wieder mit seinen Radsportfreunden in Jestetten weilt.
Fasnacht steht vor der Tür
 In Jestetten finden immer wieder kulturelle Veranstaltungen statt. Viele Events organisiert der Kulturkreis Jestetten. Die nächste Veranstaltung ist am 16. Januar in der Gemeindehalle, wenn der Fotograf  Tobias Hauser seine Live-Reportage "Paradies am Ende der Welt", über Neuseeland präsentiert. Die weiteren Termine des Kulturkreises sind im Internet unter www.kulturkreis-jestetten.de abrufbar. Die nächsten Wochen stehen in Jestetten allerdings im Zeichen der Fasnacht. Der Auftakt macht am 10. Februar die Wiiberfasnacht der katholischen Frauengemeinschaft im Pfarrsaal. Am 12. Februar ist in der Gemeindehalle der grosse Sportlerball und am 14. Februar Preismaskenball. Am Fasnachtssonntag gibt es nach dem fasnächtlichen Gottesdienst in der Kirchstrasse ein Narrenmarkt. Dabei sorgen verschiedene Guggenmusiken für Ramba Zamba und Stimmung. Alljährlicher Höhepunkt der Jestetter Fasnacht ist das "Mählsuppeässe" mit dem Chasper Henry Brückel, am 16. Februar, um 8.45 Uhr in der Gemeindehalle.  

                                                                                                                   

Die kleinen Fachgeschäfte in Jestetten überzeugen besonders mit dem geschulten Wissen ihres Personals. 

Schweizer Jäger

Januar 2018

 

Treibjagd über Grenzen hinweg

 

Sechs schweizer und drei deutsche Jagdreviere beteiligten sich kürzlich an der grössten Drückjagd, die es in diesem Jahr im Sikarevier Südranden gab. Jede Jagdgesellschaft jagte dabei nur im eigenen Revier.

Gemeinsam waren etwa 300 Schützen, 100 Treiber und 100 Stöberhunde der Schaffhauser Jagdgesellschaften Wilchingen-Rossberg, Osterfingen, Neunkirch West und Ost, Guntmadingen und Neuhausen sowie der beiden Revierjagden und der Staatsjagd der deutschen Gemeinde Jestetten in den Wäldern zwischen Osterfingen und Neuhausen unterwegs. Insgesamt wurden  48 Sikahirsche, 29 Wildschweine, 74 Rehe und zwei Füchse erlegt. Die 24 Sika und 45 Rehe, die davon auf Schweizer Seite geschossen wurden, entspricht etwa einem Drittel des geforderten Pflichtabschusses des Kantons Schaffhausen.

Deutscher Staatsforst jagt in Regie

"Die Drückjagd im Südranden ist für auswärtige Jäger besonders verlockend, weil man ein solches Sikarevier sonst kaum findet", bemerkte der deutsche Forstdirektor Hans-Peter Barth, der rund 100 Jäger zur Jagd in den Jestetter Staatswald eingeladen hatte. Etwa 20 Prozent seiner Gastjäger kamen allerdings aus der Schweiz. Als oberstes Organ des Staatsforstes nahm sogar Peter Hauk teil, Minister für den Ländlichen Raum in Baden Württemberg. Auf dem Hochsitz kam er allerdings nicht zum Schuss.

Die Waldfläche des Jestetter Staatsforst wird in Eigenregie bejagt. Bei einer Regiejagd jagt überwiegend das Forstpersonal. Mittlerweile gibt es in Deutschland auch Gemeinden, die ihre Jagd in Regie vergeben. Die Jäger können dabei gegen einen Unkostenbeitrag jagen und haben keine weiteren Verpflichtungen im Revier. Der Jäger muss das geschossene Wildbret allerdings abgeben und der Erlös geht in die Gemeindekasse. Allerdings hat die Gemeinde bei einer Regiejagd keine Jagdpachteinnahmen mehr, die im deutschen Sikagebiet bei rund 10 Euro pro Hektar liegen. In der Schweiz gibt es keine Regiejagden. "Bei uns gibt es auch keine Grafen und Herzoge mehr, das haben wir schon lange abgeschafft", schmunzelte der Wilchinger Jagdpächter Karlheinz Gysel, der zusammen mit drei Jagdkollegen die Jagdgenossenschaft Rossberg bildet, die rund 40 Jäger und Treiber aus der ganzen Schweiz zu dieser besonderen Treibjagd eingeladen hatte.

Jagd mit besonderen Charakter

Bevor sich die Jäger auf die Hochsitze verteilten, gab es die Einweisungen, die sich von Revier zu Revier unterscheiden konnten. "Wenn ein kapitaler Sika kommt, dann dürft ihr ihn schiessen, aber keinen Zweiten", betonte Markus Schneider, Jagdaufseher auf dem Rossberg.  Kräftige Spiesser durften hingegen nicht erlegt werden. "Für mich ist einer ein Held, der die kleinste Sau aus einer Rotte heraus schiessen kann", bemerkte Schneider, der die Jäger zur weidmännischer Jagd und zur Sicherheit mahnte.  

Die Treiber haben in allen Revieren gleichzeitig damit begonnen, das Dickicht zu durchstöbern, wodurch eine grosse Unruhe im Wald erzeugt wurde. Geschossen wurde mit der Kugel auf Sika, Reh und Wildschwein, sowie mit Schrot auf den Fuchs. Das Besondere an der Jagd war der grenzüberschreitende Charakter, wobei insbesondere die Stöberhunde keine Grenzen kannten. "Die bleiben dort, wo es etwas Gutes zum Fressen gibt", bemerkte Hans-Peter Barth, dessen Jäger 15 Jagdhunde aus der Schweiz zurückholen mussten. "Diese grenzüberschreitende Jagd findet seit 25 Jahren statt und ist sehr effizient", bemerkte Silvio Lorenzetti, Präsident der Jagd Schaffhausen. Im Revier Rossberg wurden sechs Sikahirsche, ein Wildschwein, acht Rehe und zwei Füchse geschossen. Der Jagdpächter Karlheinz Gysel hatte das Wild rasch verkauft. Für 13 Franken das Kilo, findet es besonders in der Vorweihnachtszeit reissenden Absatz.

Der Wald hat sich verändert

Die Jagd in den hiesigen Wäldern wird immer schwieriger, da sich die Waldstrukturen durch die Naturverjüngung verändert haben und sich das Wild besser verstecken kann. "Es merkt auch, wenn der Jäger ansitzt", betonte der Jestetter Revierförster Ralf Göhrig. Laut seinem Chef Hans-Peter Barth gibt es im Südranden einen Bestand von etwa 2000 Sikatieren. Durch die gemeinsame, revier- und grenzüberschreitende Jagd und die kontrollierten Abschusszahlen können die Wildschäden seit Jahren in Grenzen gehalten werden. "Lieber konzentriert einmal richtig durch, wie das Wild ständig zu beunruhigen", betonte der deutsche Landwirtschaftsminister Minister Peter Hauk. In Deutschland ist der Jagdpächter auch für Schäden im Wald haftbar. Die Treibjagd am Südranden zog sich mit unterschiedlichen Rechtsystemen über die EU-Außengrenze, wo das Waffenrecht das Haupthemmnis ist. Eine solche Treibjagd ist nur aufgrund dem besonderen Vertrauensverhältnis und persönlichen Kontakten in der Jägerschaft, sowie der engen Zusammenarbeit von Jagdbehörden, Zoll- und Grenzschutz möglich. Grundsätzlich dürften die Jäger mit den Waffen nicht über die Grenze. Eine Jagdgrenze wird allerdings über den kleinen Dienstweg zwischen dem Kreisjagdamt Waldshut und der Jagd Schaffhausen definiert. "Wir brauchen nicht Bern und Berlin, sondern vertrauen uns gegenseitig", betonte Hans-Peter Barth.

 

 

Der Jestetter Forstdirektor Hans-Peter Barth  hatte  bei der grenzüberschreitenden Treibjagd im Jestetter Zipfel prominenten Besuch. Der Baden Württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk nahm an der Jagd teil, kam jedoch nicht zum Schuss.

Jagd & Natur

Januar 2018

 

Treibjagd über Grenzen hinweg

 

Sechs schweizer und drei deutsche Jagdreviere beteiligten sich kürzlich an der grössten Drückjagd, die es in diesem Jahr im Sikarevier Südranden gab. Jede Jagdgesellschaft jagte dabei nur im eigenen Revier.

Gemeinsam waren etwa 300 Schützen, 100 Treiber und 100 Stöberhunde der Schaffhauser Jagdgesellschaften Wilchingen-Rossberg, Osterfingen, Neunkirch West und Ost, Guntmadingen und Neuhausen sowie der beiden Revierjagden und der Staatsjagd der deutschen Gemeinde Jestetten in den Wäldern zwischen Osterfingen und Neuhausen unterwegs. Insgesamt wurden  48 Sikahirsche, 29 Wildschweine, 74 Rehe und zwei Füchse erlegt. Die 24 Sika und 45 Rehe, die davon auf Schweizer Seite geschossen wurden, entspricht etwa einem Drittel des geforderten Pflichtabschusses des Kantons Schaffhausen.

Deutscher Staatsforst jagt in Regie

"Die Drückjagd im Südranden ist für auswärtige Jäger besonders verlockend, weil man ein solches Sikarevier sonst kaum findet", bemerkte der deutsche Forstdirektor Hans-Peter Barth, der rund 100 Jäger zur Jagd in den Jestetter Staatswald eingeladen hatte. Etwa 20 Prozent seiner Gastjäger kamen allerdings aus der Schweiz. Als oberstes Organ des Staatsforstes nahm sogar Peter Hauk teil, Minister für den Ländlichen Raum in Baden Württemberg. Auf dem Hochsitz kam er allerdings nicht zum Schuss.

Die Waldfläche des Jestetter Staatsforst wird in Eigenregie bejagt. Bei einer Regiejagd jagt überwiegend das Forstpersonal. Mittlerweile gibt es in Deutschland auch Gemeinden, die ihre Jagd in Regie vergeben. Die Jäger können dabei gegen einen Unkostenbeitrag jagen und haben keine weiteren Verpflichtungen im Revier. Der Jäger muss das geschossene Wildbret allerdings abgeben und der Erlös geht in die Gemeindekasse. Allerdings hat die Gemeinde bei einer Regiejagd keine Jagdpachteinnahmen mehr, die im deutschen Sikagebiet bei rund 10 Euro pro Hektar liegen. In der Schweiz gibt es keine Regiejagden. "Bei uns gibt es auch keine Grafen und Herzoge mehr, das haben wir schon lange abgeschafft", schmunzelte der Wilchinger Jagdpächter Karlheinz Gysel, der zusammen mit drei Jagdkollegen die Jagdgenossenschaft Rossberg bildet, die rund 40 Jäger und Treiber aus der ganzen Schweiz zu dieser besonderen Treibjagd eingeladen hatte.

Jagd mit besonderen Charakter

Bevor sich die Jäger auf die Hochsitze verteilten, gab es die Einweisungen, die sich von Revier zu Revier unterscheiden konnten. "Wenn ein kapitaler Sika kommt, dann dürft ihr ihn schiessen, aber keinen Zweiten", betonte Markus Schneider, Jagdaufseher auf dem Rossberg.  Kräftige Spiesser durften hingegen nicht erlegt werden. "Für mich ist einer ein Held, der die kleinste Sau aus einer Rotte heraus schiessen kann", bemerkte Schneider, der die Jäger zur weidmännischer Jagd und zur Sicherheit mahnte.  

Die Treiber haben in allen Revieren gleichzeitig damit begonnen, das Dickicht zu durchstöbern, wodurch eine grosse Unruhe im Wald erzeugt wurde. Geschossen wurde mit der Kugel auf Sika, Reh und Wildschwein, sowie mit Schrot auf den Fuchs. Das Besondere an der Jagd war der grenzüberschreitende Charakter, wobei insbesondere die Stöberhunde keine Grenzen kannten. "Die bleiben dort, wo es etwas Gutes zum Fressen gibt", bemerkte Hans-Peter Barth, dessen Jäger 15 Jagdhunde aus der Schweiz zurückholen mussten. "Diese grenzüberschreitende Jagd findet seit 25 Jahren statt und ist sehr effizient", bemerkte Silvio Lorenzetti, Präsident der Jagd Schaffhausen. Im Revier Rossberg wurden sechs Sikahirsche, ein Wildschwein, acht Rehe und zwei Füchse geschossen. Der Jagdpächter Karlheinz Gysel hatte das Wild rasch verkauft. Für 13 Franken das Kilo, findet es besonders in der Vorweihnachtszeit reissenden Absatz.

Der Wald hat sich verändert

Die Jagd in den hiesigen Wäldern wird immer schwieriger, da sich die Waldstrukturen durch die Naturverjüngung verändert haben und sich das Wild besser verstecken kann. "Es merkt auch, wenn der Jäger ansitzt", betonte der Jestetter Revierförster Ralf Göhrig. Laut seinem Chef Hans-Peter Barth gibt es im Südranden einen Bestand von etwa 2000 Sikatieren. Durch die gemeinsame, revier- und grenzüberschreitende Jagd und die kontrollierten Abschusszahlen können die Wildschäden seit Jahren in Grenzen gehalten werden. "Lieber konzentriert einmal richtig durch, wie das Wild ständig zu beunruhigen", betonte der deutsche Landwirtschaftsminister Minister Peter Hauk. In Deutschland ist der Jagdpächter auch für Schäden im Wald haftbar. Die Treibjagd am Südranden zog sich mit unterschiedlichen Rechtsystemen über die EU-Außengrenze, wo das Waffenrecht das Haupthemmnis ist. Eine solche Treibjagd ist nur aufgrund dem besonderen Vertrauensverhältnis und persönlichen Kontakten in der Jägerschaft, sowie der engen Zusammenarbeit von Jagdbehörden, Zoll- und Grenzschutz möglich. Grundsätzlich dürften die Jäger mit den Waffen nicht über die Grenze. Eine Jagdgrenze wird allerdings über den kleinen Dienstweg zwischen dem Kreisjagdamt Waldshut und der Jagd Schaffhausen definiert. "Wir brauchen nicht Bern und Berlin, sondern vertrauen uns gegenseitig", betonte Hans-Peter Barth.

 

 

 

 

 

Die Jäger des Staatsforstes hatten auch nach der Treibjagd alle Hände voll zu tun. Das erlegte Wild wurde bei der Jestetter Gunzenriedhütte  ausgenommen, gewogen und verkauft.