Opfiker Stadtanzeiger, 8. August 2023

Nur das Wetter spielte nicht mit

Bei der 1. Augustfeier in Opfikon gab es Comedy statt Livemusik, den traditionellen Lampionumzug und auch wieder ein Höhenfeuer.

 

Thomas Güntert

 

„Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit dem Festanlass, der auch in diesem Jahr ganz ohne Zwischenfälle und Unfälle durchgeführt werden konnte“, sagte Stephan Jäger vom OK Bundesfeier Opfikon. Seit über 20 Jahren wird in Opfikon die Augustfeier vom Dorfverein «Party Union» organisiert. Das Festprogramm zum 732. Geburtstag der Eidgenossenschaft begann bereits wieder am Vorabend des Nationalfeiertags mit Alphornklängen und schwingenden Fahnen der «Alphornbläser- und Fahnenschwingervereinigung Zürcher Unterland». Ungemütlich und kalt war es am folgenden Morgen, als es einen ökumenischen Gottesdienst mit anschliessender Festwirtschaft gab. „Wir hatten zu wenig Besucher und auch zu wenig Umsatz“, sagte der Gemeindepräsident und Festwirt Roman Schmid. „Zusammen mit den Gästen haben wir aber das Beste daraus gemacht“, fügte Stephan Jäger hinzu. Neben der unbeständigen Wetterlage mit Regengüssen haben aber auch die Ferienzeit und der 31. Juli als optimaler Brückentag dazu geführt, dass nicht ganz so viele Gäste kamen, wie in den Jahren zuvor“. Bewährt hat sich in diesem Jahr allerdings auch wieder der Umzug des Festplatzes von der Rütliwiese zur Mettlenwiesen, wo die Besucher neben dem kulinarischem Angebot auch eine fantastische Weitsicht geniessen konnten. Ebenso bewährt hat sich die Organisation mit dem Küchenzelt und der Getränketheke statt der Bar im grossen Festzelt. Auch das nachhaltige Zuckerrohr Einweggeschirr wurde als Alternative zum Abwaschgeschirr angenommen. Jäger bemerkte, dass die Rückmeldungen der Gäste zu Ricky Sieber als Comedy-Live-Act und zum Opfi-Pub-Quiz durchaus sehr positiv waren und diese Art der Unterhaltung sehr geschätzt wurde.

Der Stadtpräsi hielt die Festrede

Der Versprecher des Stadtpräsidenten Roman Schmid bei der Festrede, als er Opfikon mit Kloten verwechselte, wurde gerne überhört oder mit einem Raunen kommentiert. „Das passiert halt, wenn man in Kloten schafft“, sagte Schmid. Unter den Zuhörern war auch sein Stadtratskollege und Nationalrat Jörg Mäder, der Schmid am Nationalfeiertag im Münstertal im Engadin als Festredner vertrat. „Ich musste ja hier hinter dem Grill stehen“, sagte Schmid, der 2003 den Dorfverein «Party Union» mitgegründete und seither als Festwirt im OK 1. Augustfeier Opfikon im Einsatz ist. „Als gebürtiger Opfiker finde ich es sehr schön, dass man bei dem Fest zusammenkommt und zelebriert, dass man eine gemeinsame Nation ist“, sagte Jörg Mäder. Der Nationalrat findet es jedoch schade, dass der Schweizer Nationalfeiertag in die Sommerferien fällt. „Vor 700 Jahren konnte man das nicht wissen, da gab es noch keine Ferien“, sagte Mäder. Er bemerkte, dass das Fest früher an einem anderen Ort und etwas grösser war. Mittlerweile sei es etwas kompakter und einfacher geworden, weil es immer schwieriger werde, Freiwillige zu finden, die das Fest organisieren und durchführen. „Man muss aber einen Ansatz haben, damit die Leute kommen“, betonte Mäder. Dass keine Livemusik mehr spielt, sei auch darauf zurückzuführen, dass am 1. August viele gute Bands bereits engagiert sind und auch ein finanzielles Risiko besteht, wenn das Wetter schlecht ist und der Umsatz fehlt. Das Highlight kam dann zum Schluss: Das Höhenfeuer das im letzten Jahr wegen der Trockenheit ausgefallen war. „Alle Entscheidungen ob, wie und wann gefeuert werden durfte, haben das Bauamt getroffen“ sagte der Feuerwehr Kommandant Joachim Hegi. Die Feuerwehr Opfikon sorgte aber einmal mehr für die perfekte Durchführung. „Die Nachbesprechung des gesamten OK’s steht noch aus, ich gehe aber ganz fest davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr das Fest im gleichen Rahmen durchführen werden“, sagte Stephan Jäger.

 

 

 
 
 
 

 

 

Bei der Bundesfeier in Opfikon sind alle willkommen: Einheimische, Zugereiste und Heimweh-Opfiker. 

Schaffhauser Nachrichten: 2. August 2022

Freiheit und Sicherheit sind nicht selbstverständlich

In Rafz begann der 741. Geburtstag der Schweiz hinter dem Gemeindehaus mit einem gemeinsamen «Zmorge», bei dem Ernst Stocker die Festrede hielt. Der Zürcher Finanzdirektor und Regierungspräsident bemerkte, dass die grundlegende Idee der Eidgenossenschaft darin besteht, dass die Menschen im Staat ein Leben in Freiheit und Sicherheit führen können. Werte, die man unterschiedlich interpretieren kann. Für Jungbürger bedeutet Freiheit, die Schule und den Beruf frei zu wählen, für andere, dass man sich frei äussern, abstimmen, demonstrieren oder verreisen kann, wohin man will. Manche Freiheiten wurden auch ausgedehnt, beispielsweise dass man das Familienmodell selber wählen kann. Der Festredner bemerkte, dass das Konkubinat im Kanton Zürich erst im Jahr 1972 erlaubt wurde und es im Kanton Schwyz bis 1992 verboten war. “Ich weiss es haargenau, ich hatte nämlich mal eine Freundin im Kanton Schwyz“, schmunzelte Stocker mit schelmischer Mine. Freiheit sei aber auch das Gefühl, wenn man abends heim kommt und sich sicher fühlen kann. Für Stocker stimmt allerdings etwas nicht mehr, wenn Polizei und Rettungskräfte bei der Erfüllung ihres Sicherheitsauftrages angegriffen werden. „Man merkt erst, was man hatte, wenn man etwas nicht mehr hat“, betonte Stocker. Soziale Absicherungen wie Krankenversicherung, AHV, Pensionskasse und dass das Geld auf der Bank sicher ist, sei für weite Teile der Welt nicht selbstverständlich. Stocker bemerkte, dass sich allerdings einiges gekehrt hat. Vor zwei Jahren wurde über Negativzinsen gejammert und jetzt hat die Schweiz eine noch moderate Teuerung von drei Prozent. Die kleine Schweiz müsse aber nicht alle Regeln von den Nachbarn übernehmen, um mit ihnen ein gutes Handelsverhältnis pflegen zu können. „Die Direkte Demokratie und die Freie Wirtschaft sind ein gutes Gespann, um Wohlstand und Sicherheit für die Menschen in diesem Land zu finden“, sagte Stocker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zürcher Regierungsrat Ernst Stocker hielt in Rafz die Festrede zum Schweizer Nationalfeiertag.

 

Klettgauer Bote, 28. Januar 2021

 

Winterserie "Das vermisse ich schmerzlich in der Krise".

 

Mir fehlt die Schweiz

 

Ich konnte es kaum glauben, als im vergangenen Jahr am 16. März die Grenze zur Schweiz wirklich geschlossen wurde. Ich wohne in Nack im hintersten Zipfelchen des Jestetter Zipfels, das fast vollständig in die Schweiz eingebettet und von ihr geprägt ist. Ausser einem Golfclub mit über 95 % Schweizer Mitgliedern und einem Gourmetrestaurant, das überwiegend von Schweizer Gästen besucht wird, gibt es nicht viel im 200 Seelendörfchen. Als der Golfplatz den Betrieb einstellte und das Restaurant schliessen musste, wurde es von einem Tag auf den anderen plötzlich gespenstisch ruhig und ich hatte das Gefühl, als befänden ich mich bereits in Quarantäne.

In Beruf und Freizeit eingeschränkt
Da ich als selbständiger Freier Journalist überwiegend in der Schweiz tätig bin, wurde mir auch plötzlich der Weg zur Arbeit abgeschnitten. Weil ich arbeitsmässig aber noch genügend „Futter auf der Halde“ hatte, konnte ich mich die ersten zwei Monate gut über Wasser halten. „Es kann nichts so schlecht sein, dass es für etwas gut ist“, sagte ich damals, ohne mir vorstellen zu können, welche schlimme Ausmasse diese Pandemie noch haben wird. Ich hatte plötzlich mehr Zeit für mein Hobby, den Radsport. Aber auch da warf mir Corona einen Bengel zwischen die Beine. Die alljährliche Saisoneröffnungsfahrt zur Kalvarienbergkapelle bei Stühlingen führte nicht wie in den letzten 30 Jahren durch das Chläggi, sondern wurde entlang der Landesgrenze zur 100 Kilometer Schinderei. Durch die geographische Lage war man als Radsportler sehr eingeschränkt. Der knapp 35 Quadratkilometer grosse Jestetter Zipfel ist von 55 Kilometer Schweizer Grenze praktisch „eingezäunt“ und lediglich eine Landstrasse führt ins deutsche Hinterland. Jedes Mal wenn ich aufs Rad stieg, musste ich zuerst zehn Kilometer bis zur „Neuen Welt“ bei Baltersweil fahren, ehe ich von der LKW-lastigen L163 abzweigen konnte. Alternativen boten mir der deutsche Klettgau, das Bohnenviertel und das Wutachtal. Bei einer Radrunde im Jestetter Zipfel kamen höchstens 35 Kilometer zusammen, was den Aufwand fürs Umziehen und Rad rüsten nicht rechtfertigte. Als ich nach zwei Monaten eine Sondergenehmigung für die arbeitsbedingte Einreise in die Schweiz beantragte und auch problemlos bekam, nutzte ich die Möglichkeit, Pressetermine mit dem Rad wahrzunehmen.

Zweiter Lockdown fällt in günstigereJahreszeit
Als am 15. Juni die Grenzen wieder öffneten, holte ich meine Eidgenössische Abstinenz nach und machte tolle Radtouren in den Schweizer Alpen. Der zweite Lockdown schränkte mich in meinen sportlichen Betätigungen nicht mehr ein. Ich gehöre nicht mehr zur Generation der „Jungen Wilden“ und steige unter 10 Grad sowieso nicht mehr aufs Rad. In der kalten Jahreszeit nehme ich mir lieber Zeit für ein schönes Raclette mit meiner Familie. Aber ist Raclette ohne Schweizer Käse wirklich schön? Weil die Coronaverordnungen ständig wechseln und unterschiedlich auslegungsfähig sind, verbringe ich meine Freizeitaktivitäten zurzeit auf der deutschen Seite. Da Golfer und Feinschmecker auch beim zweiten Lockdown fehlen, ist es wieder gespenstisch ruhig in Nack. „Der Jestetter Zipfel lebt und stirbt mit der Schweiz“, sagte schon der Jestetter Alt- Bürgermeister Alfons Brohammer.

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Korrespondent Thomas Güntert nutzte die Zeit zwischen den beiden Lockdowns für Pässefahrten in den Schweizer Alpen. 

 

Mit dem Jät-Ferrari auf Unkraut Safari

Thurgauer Zeitung, 6. Mai 2020

Die Formel 1 Weltmeisterschaft sollte ursprünglich am 15. März in Melburne beginnen, doch der Saisonstart wurde aufgrund der CoVID 19 Pandemie auf unbekannte Zeit verschoben. In Rheinklingen hat beim Biobauer Daniel Vetterli hingegen die Biozwiebelsaison begonnen, wofür er sich einen speziellen Jät-Ferrari angeschafft hat. Der von purer Muskelkraft angetriebene Bolide kommt nicht aus der italienischen Edelschmiede Maranello, sondern aus dem bernischen Aarberg. Er wurde nicht bei Enzo und Dino Ferrari entwickelt, sondern beim Biogemüsebauer Stefan Brunner. Dennoch sind Sitzpolster und Trinkflasche im klassischen «Rosso Corsa» Ferrari Rot ausgeführt. Nachdem der Prototyp aus einem alten Bürostuhl und zwei Velopneu gefertigt wurde und die technischen Ansprüche nicht ganz erfüllen konnte, wird das neuste Modell in Alu Leichtbauweise mit Vollgummi Rollstuhlrädern gebaut. Die Karosserie mit dem 75 Zentimeter breiten Radstand und den Steckachsen ist sehr wendig und überzeugt durch eine ausgeklügelte Aerodynamik. Den Geschwindigkeiten sind nach oben keine Grenzen mehr gesetzt. Zurzeit erfolgen die ersten Probefahrten, nicht auf dem Autodrom in Imola, sondern beim Schlatthof in Rheinklingen, wo die Biozwiebel durch die anfallende Handarbeit eine der herausforderndsten Kulturen ist. Wo chemische Pflanzenschutzmittel immer mehr verboten werden, gewinnt die mechanische Unkrautbekämpfung zunehmend an Bedeutung. Die Unkräuter müssen in den sehr engen Zwiebelkulturen vorsichtig von Hand ausgerissen werden, wenn sie noch sehr klein sind. Damit die Angestellten nicht länger mit gekrümmtem Rücken auf den Feldern herumknien müssen, hat sich Vetterli für 900 Franken den Jät Ferrari angeschafft. „Ich möchte dem Jäten den Sklaventouch nehmen», sagte Vetterli. Die Piloten liegen rückenschonend bäuchlings auf dem Gerät, das zudem mit Sonnenschirm, Getränkehalter und mobiler Hi-Fi Anlage ausgerüstet ist. In der Regel wird der Ferrari abwechselnd benutzt, wodurch ein ganztägiger Einsatz möglich ist. Dani Vetterli möchte seine Scuderia auf dem Schlatthof künftig noch mit der Doppelsitzer Romantic-Version erweitern, die eigentlich für das Mondschein Jäten für verliebte Paare entwickelt wurde. Der Teamchef Vetterli könnte sich aber auch vorstellen, den Ferrari Piloten Sebastian Vettel zumindest für diese Saison als Co-Pilot zu engagieren. Da der viermalige Formel 1 Weltmeister in der Nachbargemeinde Eschenz ein Ferienhaus besitzt, würde ihm Vetterli den Jät-Ferrari auch als Geschäftsfahrzeug für den Arbeitsweg zur Verfügung stellen.

 

 
 
 
 
 
 
Die ersten Testfahrten auf dem Jät-Ferrari machte der Scuderia Teamchef Daniel Vetterli selbst.

 

Tatütata im Jestetter Zipfel

Südkurier, nicht veröffentlicht

 

Die Besichtigung vom Kantonsspital Schaffhausen hat den Bewohner vom Jestetter Zipfel neue Erkenntnisse gebracht. Im Notfall kann das Kantonsspital in Schaffhausen in Anspruch genommen werden und die gesetzliche Versicherung bezahlt das auch. Auch der Rettungswagen kommt in den Jestetter Zipfel, wenn er angefordert wird. Der Spitaldirektor Daniel Lüscher betonte, dass Patienten vom Grenzgebiet im Kantonsspital Schaffhausen sehr willkommen sind. Es bleibt nur noch abzuklären, dass auch die ambulanten und stationären Behandlungen von den gesetzlichen Versicherungen übernommen werden. Hier müsste angestrebt werden, dass die Versicherungen die freie Krankenhauswahl, die in Deutschland besteht, im Grenzgebiet etwas über die Landesgrenze ausgeweitet wird. Die Freien Wähler Jestetten haben mit der interessanten Exkursion ins Kantonsspital den Karren angeschoben. Nun gilt es, dass er zum Laufen kommt. Diesbezüglich sollten die Kommunalpolitiker vom Jestetter Zipfel zusammenspannen und einen entsprechenden Rahmenvertrag in die Wege leiten. 

Körperkunst oder Massendynamik

Südkurier, nicht veröffentlicht

 

Wenn die Temperaturen steigen, wird wieder Haut gezeigt. Mittlerweile sind in Deutschland rund ein Viertel der 25 bis 40- jährigen tätowiert. Früher beschränkte sich diese Körperkunst auf Piraten, Motorradrocker oder Zuchthäusler. Das Tattoos haben sich mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten etabliert und sind zum Mainstream geworden. Bänker, Juristen und Anwälte lassen sich genauso stechen wie Friseure, Verkäuferinnen und Zeitungsschreiber. In der heutigen allseits toleranten Gesellschaft muss das zumindest zur Kenntnis genommen werden. Für viele Menschen sind Tattoos Körperschmuck, den man ein Leben lang trägt, was die Tattoo Expo in Tiengen zweifellos bestätigt hat. Eine schöne Rosen auf dem Busen einer jungen Frau mag vielleicht etwas Verführerisches haben, wenn die Blume mit den Jahren aber den „Grind“ hängen lässt, sieht es dann doch etwas anders aus und auch das klassische „Arschgeweih“ ist heute nur noch peinlich. Mittlerweile gibt es auch Techniken, um Tattoos wieder zu entfernen, was allerdings mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Der Tattoo-Hype ist durch eine Massendynamik entstanden, die vor Jahren von millionenschweren Fußballprofis ausgelöst wurde. Nun gut, jeder kann tun und lassen, was er für richtig hält, wenn er niemandem damit schadet. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, wie man auf der Tattoo Expo Kindern kostenlos Airbrush Tattoos auf den Arm aufspritzt und ihnen indirekt eine Richtung vorgibt. Man würde den Kids viel besser vermitteln, dass nicht das Oberflächliche des Menschen zählt, sondern das, was er unter der Haut zu bieten hat.

 

Halt die Klappe Du Schweizer

Südkurier, 16. August 2017

Bei meiner beruflichen Tätigkeit als Freier Journalist bin ich größtenteils als "Auslandskorrespondent" in der Schweiz tätig. Da in unserem Nachbarland eine gewisse Skepsis gegenüber deutschen Bundesbürger besteht, habe ich es mir nicht nur bei SVP Delegiertenversammlungen angewöhnt, mein Auto zwei Querstraßen hinter den eigentlichen Veranstaltungsorten zu parkieren. Es kommt nicht gut, wenn man mit WT-Kennzeichen direkt vorfährt. Durch meinen etwas ausgeprägten Nacker Dialekt, werde ich in der Schweiz nicht sofort als Deutscher identifiziert. Vielleicht auch deshalb, weil ich mich gerne auch der Schweizer Mentalität und den Umgangsformen anpasse, die ich als viel freundlicher und angenehmer empfinde. Oftmals genügen aber trotzdem nur ein paar Wortfetzen oder eine Silbenbetonung, bis ich entlarvt bin. Doch meistens ist das Eis bis dann bereits gebrochen und es spielt keine Rolle mehr, ob ich Deutscher oder Schweizer bin. Einmal erkannte mich eine 90- jährige Frau daran, dass ich den Ehering an der rechten Hand trage. Bis dahin wusste ich nicht, dass unsere Nachbarn den Ring links tragen. Eine nette Anekdote, an die ich mich gerne erinnere. Eine andere Geschichte erlebte ich kürzlich in einem deutschen Schwimmbad in der Region, als ich meinen auswärtigen Radsportfreunden Land und Leute zeigen wollte. Nachdem wir bei kühlem Wetter durch den Thurgau geradelt waren und über die Holzbrücke wieder unser Heimatland erreichten, wollten wir uns im Gailinger Bad-Bistro beim Mittagessen etwas aufwärmen. Obwohl es keine Badegäste hatte, beschimpfte uns eine bundesdeutsche Mitbürgerin, weil wir die Räder mit aufs Badegelände nahmen. Mein Radkollege erklärte ihr in reinem Schriftdeutsch, dass unsere Rennräder sehr teuer sind und ihm bereits vor Jahren ein Rad gestohlen wurde. Nachdem ihre Unfreundlichkeit stetig zugenommen hatte, mischte ich mich ein und erklärte ihr freundlich, dass es doch schön sei, wenn man sonst keine Probleme hätte. "Halt die Klappe Du Schweizer", schrie sie mich an. Ich wollte ihr antworten, doch war ich derart perplex, dass mir nichts mehr einfiel. Nun werde ich wohl weiterhin mein Auto bei meinen Auslandstätigkeiten weiterhin hinter den Häusern parkieren. Doch wenigstens weiß ich jetzt, warum wir manchmal bei unseren Schweizer Nachbarn mit Vorurteilen belastet sind.

 

Ferngesteuerte Marionetten

Südkurier, 16. Juni 2017

Wie im Südkurier am letzten Samstag zu lesen war, soll im Jestetter Zipfel die Versorgung mit mobilem Breitband (LTE) verbessert werden, da der Mobilfunk für Smart Home oder autonomes Fahren auch im östlichen Kreisgebiet eine immer größere Bedeutung erlangt. "Ein Bundesbürger hat im Schnitt zwei Mobilfunkgeräte im Einsatz", erklärte Frank-Peter Käßler von der Deutschen Telekom dem Jestetter Gemeinderat, für den die LTE Versorgung mehr als überfällig ist. Neben dem eigenen Sendemast soll auch auf Lottstetter Hoheitsgebiet eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Aus der Nachbargemeinde ist diesbezüglich kein politischer Gegenwind zu befürchten, obwohl auf dem Lottstetter Fernsehturm bereits über zehn Sender/Empfänger hängen. Zudem ist angedacht, zu gegebener Zeit noch einen weiteren Funkmasten zu installieren. Durch die LTE-Technik wird unsere Umwelt nicht nur zum lückenlosen Hotspot, sie wird auch lückenlos verstrahlt. Eine Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation Diagnose-Funk besagt, dass durch den Ausbau von LTE Netzen eine Verdoppelung der Strahlenbelastung zu erwarten ist. Dass sich Funkstrahlen bei manchen Menschen gesundheitsschädigend auf den Organismus auswirken, ist offenbar noch nicht bis in den Jestetter Zipfel gedrungen oder keiner will das wissen. Ein CDU-Gemeinderat wies aber darauf hin, dass Bereiche bei der Kläranlage und entlang des Rheins auch weiterhin im Funkschatten liegen werden. Ein Sonntagsspaziergang am Rhein - Offline - nicht auszudenken! Statt Funkmasten ständig aufzurüsten, hätte die Telekom besser schon lange den Jestetter Zipfel mit einem flächendeckenden Glasfasernetz ausgebaut. Dadurch wären Funkübertragungen als Ersatz für das kabelgebundene Internet weitgehend überflüssig geworden. Doch dafür ist es jetzt zu spät, weil das Smartphone mittlerweile zum liebsten Kind des Gewohnheitstiers Mensch geworden ist. Es ist für mich immer wieder erschreckend, wie viele junge Menschen mit Smartphone und Ohrstöpsel wie ferngesteuerte Marionetten umhergehen. Der Mobilfunk erleichtert vielleicht unseren Lebensalltag in manchen Dingen, sie reduziert aber ganz sicher unsere Lebensqualität. Und dazu bezahlen wir dafür noch einen verdammt hohen Preis.

Falsche Hymne

Südkurier, 18. Februar 2014

Als der Musikverein Dettighofen am Sonntagabend zu Ehren der neu gewählten Bürgermeisterin Marion Frei das Badnerlied anstimmte, sangen viele der anwesenden Bürgermeisterkollegen lautstark mit, während manche Besucher sogar ihre Hand badnergetreu ans Herz legten. Beim Lottstetter Bürgermeister Jürgen Link, der aus Karlsruhe stammt, kann man durchaus nachvollziehen, wenn er davon singt, dass Karlsruh die Residenz, Mannheim die Fabrik, oder Rastatt die Festung ist. Das Badnerlied wird in unserer Region mit unserer Hymne schlechthin gleichgesetzt. Aber was hat denn das besungenen Alt- Heidelberg oder Haslach mit dem Hochrhein zu tun? Wäre es nicht sinnvoller, wir würden das Munotglöggli singen? Ein Lied über die letzte von Hand geläutete Glocke Europas, die nur wenige Kilometer über der Grenze auf der Schaffhauser Stadtfestung erklingt. "Auf des Munots altem Turme,

schaue hinaus ich in die Nacht, über Dächer und Giebel, einsam halte ich die Wacht. Leise rauscht des Rheins Welle....Spätestens seit der Beringer Musikproduzent David Bell die Urheberrechte dieser Hymne erworben hat, gibt es auch eine deutsche Version vom "Munotglöckelein". Das Dettighofer Feuerwehrchörli hat dieses Lied sogar in ihrem Repertoire. Es hätte vielleicht am Sonntag, ungeachtet oder trotz der Schweizer Abstimmung vom letzten Wochenende, besser ins östliche Kreisgebiet gepasst wie das (Nord) Badnerlied.

 

Das Bergdorf

Südkurier, 25. Januar 2013

Die Dettighofer und Baltersweiler werden von den benachbarten Gemeinden seit Generationen „die Bergemer“ genannt. Warum eigentlich, weiß keiner so richtig. Vielleicht weil sie 100 Meter höher liegen, als die umliegenden Gemeinden? So langsam entwickelt sich die Gemeinde wirklich zu einem Bergdorf. Die Post und die Bank haben schon lange geschlossen, auch der Elektro Verkaufsladen von Christian Hauser ist schon länger dicht. Nun schließt auch noch der Dorfladen. Die einzig übrig gebliebene Wirtschaft, der Löwen, macht in nächster Zeit auch zu, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht Das Gewerbe in Dettighofen besteht noch aus einem Frisör, zwei Metallbaubetrieben und einem „Ein Mann“ Maurergeschäft. Außer dem Verkehr, der mitten durch den Ort fährt, hat die selbständige Gemeinde nicht mehr viel. Dettighofen entwickelt sich zur Schlafstätte der Grenzgänger und zahlt einen hohen Preis in der hektischen Geschäftswelt unserer schnelllebigen Gesellschaft. Die 1000 Menschen und 600 Pferde, die „auf den Bergen“ noch leben, müssen sich wohl damit abfinden.

Jedem Tierli sein Plaisierli

veröffentlicht am 12. Juni 2012 in der "Klettgauer Zeitung"



Die nächsten drei Wochen regiert wieder einmal der König Fussball. Die Schar der millionenschweren Fußballsöldner aus den europäischen Ligen trifft sich zum sportlichen Grossereignis der Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Dadurch wird der Alltag vieler Mitbürger zur Nebensache. „Panem et circenses - gebt dem Volk Brot und Spiele“ wird in der Antike der römische Kaiser Trajan zitiert, der Massenunterhaltungen besonders gepflegt habe, um das Volk im Bann zu halten. Dieses Zitat wird heute dazu verwendet, um eine abgestumpfte Gesellschaft, deren Interesse über elementare Bedürfnisse und „niedere Gelüste“ nicht, zu hinterfragen. Ich möchte mir darüber kein Urteil erlauben und halte mich an den Spruch „Jedem Tierli sein Plaisirli“. Allerdings sollte man die „Nicht-Fussballfans“ keinesfalls drei Wochen in die Ecke stellen. Deshalb verweise ich die Minderheit, die dem Fußball in seiner Schein- und Seinwelt überdrüssig ist, auf zwei Alternativen. Der schweizer Extremläufer Reto Hunziker startet am Mittwoch an der Rheinquelle zu seiner 1333 Kilometer langen Rheintour. (wir berichteten in der Ausgabe 61 ausführlich über das Projekt). Am Mittwoch ist er im Kanton Schaffhausen unterwegs und sammelt dabei für an Krebs betroffene Kinder. Ein Projekt, das man unterstützen sollte. Mehr Infos gibt es auf seiner Homepage“ www.1333km.ch“. Eine weitere Alternative zur Glotze sind die Rebhüüslifeste, die bereits am kommenden Wochenende in Hallau, Oberhallau, Osterfingen Trasadingen und Wilchingen stattfinden.

Kommentar Biogasanlagen

Klettgauer Zeitung, 14. August 2012

 

Wohin das Auge reicht, Mais, Mais und nochmals Mais. In Lottstetten hat sich der Maisanbau in den letzten Jahren vervielfacht. Die Äcker gleichen oft einer großen Maisplantage. Bald wird es wieder losgehen. Riesige Traktoren werden durchs Dorf fahren und die  Bewohner, besonders die des Dornenweges, werden  wieder auf die Barrikaden gehen. Der Mais wird zum Befüllen der Biogasanlagen geerntet. Biogasanlagen, die mit Mais, sprich Lebensmittel, Strom erzeugen. Strom, der unser Leben auf irgendeine Weise erleichtert. Im „Südkurier“ sah ich auf der Titelseite hungernde Kinder abgebildet und folgender Bildtext  war zu lesen: „Für sie zählt jedes Maiskorn“  „Pakistanische Kinder sammeln Maiskörner auf, die bei der Lebensmittelverteilung in einem Notlager auf den Boden gefallen sind“.  Im Mittelalter verstand man unter dem Wort Frevel die Schandtaten gegen etwas Geheiligtes. Ein Beispiel für Frevel ist für mich das Stromerzeugen mit Lebensmittel  aus einer Biogasanlage. Und dazu rühmt man sich noch, dass man umweltfreundliche Energie herstellt. Bei dem ganzen Ökostromgetue geht es doch weder um Umweltfreundlichkeit oder Klimawandel, noch um die Rechtfertigung ökologischen Strom durch nachwachsende Rohstoffe zu erzeugen. Reden wir nicht um den Brei herum. Das Zauberwort heißt doch Subventionen. Ob Windenergie, Photovoltaik oder Biogasanlage - interessant ist doch gerade das, was subventioniert wird. Das will keiner hören, lieber sitzt man im Fernsehsessel und schaut  den Film des Tages an. Natürlich mit Strom aus ökologischer Herstellung. Hergestellt durch nachwachsende Rohstoffe wie  Mais und anderes Getreide. Gleichzeitig verhungern täglich etwa 30 Tausend Menschen auf unserer Erde. Der Energieanteil in Deutschland durch Biogasanlagen liegt unter fünf Prozent. Wenn ich dann die riesigen Maisäcker betrachte und gleichzeitig an den Zeitungsartikel denke, kommen in mir ziemlich besch…., bescheidene Gedanken hoch

Kommentar Notarztmisere

 Klettgauer Zeitung, 7. August 2012

 

Im Jestetter Zipfel gibt es seit dem ersten Juli eine neue Regelung bezüglich der Notarztversorgung. Bisher haben die vier ortsansässigen Allgemeinärzte Notarztdienst geleistet. Eine reibungslose Abwicklung war gewährleistet. Nach Vertragsablauf zum 1. Juli sind die Landärzte jedoch nicht mehr bereit, unter den bisherigen Bedingungen Notarztdienst zu tun, denn Notärzte aus den
Krankenhäusern verdienen das Doppelte wie die hiesigen Notärzte. Die Tarifverhandlungen zwischen den Ärzten
und den Kostenträger sind gescheitert. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist muss nach 15 Minuten qualifiziertes Rettungspersonal beim Patienten sein. Der Bereichsausschuss musste eine neue Lösung finden. Die nächsten Krankenhäuser liegen in Waldshut und Stühlingen, da ist diese Frist unmöglich einzuhalten. Das gleiche gilt für die Rettungshubschrauber, die in Freiburg und Villingen-Schwenningen stationiert sind. So kommt der Notarzt seit dem 1. Juli mit der REGA aus der Schweiz. „Vier Mal kam der Heli wegen Pipifax, wo der
Hausarzt gereicht hätte“, schimpfte der ehemalige Jestetter Bürgermeister und Vorsitzende der DRK- Ortsgruppe Alfons
Brohammer. Der Streit wird wieder einmal auf dem Rücken des kleinen Mannes ausgetragen. Indirekt auch auf dem Rücken des Schweizer Bürgers. Nicht zu denken, wenn der Rettungshubschrauber im „Chläggi“ benötigt wird und er nichtverfügbar ist, da er wegen irgendeinem „Pipifax“ gerade im Jestetter Zipfel weilt.

Kommentar Wein & Musik

 

Klettgauer Zeitung, 11. September 2012

 

Wein und Musik gehören seit jeher zusammen. Was wäre ein
Weinfest ohne die passende Musik dazu? Der Vergleich zwischen dem Wein und der Musik drängt sich auf. Der Wein reift mit dem Alter und oft wird die Musik erst zum Ohrwurm, wenn sie in die Jahre gekommen ist. Viele Komponisten wurden erst berühmt, als sie längst gestorben waren. Musik und Wein sind allerdings
Geschmacksachen. Wenn ein Wein sauber gemacht ist, entscheidet allein der Konsument, ob er schmeckt oder nicht, als lieblicher Rotwein wie auch als stocktrockener Weisswein. Für die Musik gilt das Gleiche. Egal ob einer Handörgeli spielt oder sich auf der E-Gitarre austobt, alles was Rhythmus oder Melodie hat, ist als Musik anzuerkennen. Die Weine haben sich im Laufe der Jahre verändert. Das Schaffhauser Blauburgunderland setzt voll auf Qualität. Wenn man die Trauben jetzt an den Reben hängen sieht, kommt wahre Freude auf den bevorstehenden Jahrgang auf. Auch die Musik hat sich entwickelt. Bei einem Weinfest, wohlgemerkt ausserhalb des Kantons, wunderte ich mich über die Entwicklung der Musik. Zwei Musikanten sorgten für die passende Stimmung. Wo früher zwei Notenständer standen, stehen heute drei Notebooks. Meiner Meinung nach wird dabei gepanscht und die sogenannte „Livemusik“ entwickelt sich leider in die falsche Richtung. Das einzig fruchtbare der Musik vom fröhlichen Weinfest war der „Apple“, der als Markenzeichen gross auf der Rückseite des Laptops sichtbar war.

 

 

Loreley im Jestetter Zipfel

nicht veröffentlicht

 

Clemens Brentano schrieb in der Ballade „Zu Bacharach am
Rheine“ von der Nixe „Loreley“, die auf Grund ihrer Schönheit allen Männern den Verstand raubte. Der Ballade nach saß sie auf einem Felsen und kämmte mit einem goldenen Kamm ihr langes Haar. Sie lockte mit ihrer Stimme die Rheinschiffer an, die wegen ihres schönen Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten zerschellten. Ähnliches geschehen am Rheine bei Lottstetten. „Golf und Wein“ hieß die Herbstwanderung der Lottstetter Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins. Der Golfclub „Rheinblick“ in Nack lud spontan zu eine kostenlosen Führung durch die Golfanlage ein. Die Wanderfreunde erhielten einen Einblick in die Welt des Golfsports, manche auch einen Durchblick durch das komplizierte Regelwerk dieser Freizeitbeschäftigung. Auf dem Eisenberg bekamen die Wanderer durch einen einzigartigen  Fernblick einen wunderschönen  Ausblick auf die Schweizer Bergwelt. Einblick – Durchblick – Fernblick – Ausblick – aber wo war der Rheinblick? Paradox- aber von keinem Punkt der über 100 Hektar großen Anlage vom Golfclub „Rheinblick“ sieht der Golfer den Rhein. Ähnlich mysteriöses ist im Nachbarort Jestetten der Fall. Dort wurde die Hauptschule umbenannt zur „Schule an der Rheinschleife“. Die Rheinschleife ist jedoch nicht bei Jestetten, sondern bei Rheinau in der Schweiz. Bleibt die Frage, ob eine schöne Loreley auch den Namensgebern im Jestetter Zipfel den Kopf verdrehte und ihnen den Verstand raubte.

 Willkommen auf der Titanic

Nicht veröffentlicht

 

 

„Nun bist Du da, um sieben Uhr geboren, auf diesem Schiff, das man die Erde nennt. Wohin es geht, ich kann es dir nicht sagen. Du weisst noch nicht, wie seltsam wir hier leben. So klein wie Du, hat´s mir an nichts gefehlt. Ich wünschte so sehr, ich könnte dir was ersparen, denn vieles ist ganz schön verrückt auf dieser Welt. Willkommen auf der Titanic, komm an Bord mein Kind, machs´s dir bequem. Dieses Leben ist der reinste Wahnsinn. Wir reden schon lange nicht mehr vom Untergehn. Willkommen auf der Titanic. Diese Reise ist so furchtbar schön. Und blinde Passagiere und Kapitäne, die von nichts was verstehn“. Dieses Lied von Howard Carpendale lief in meinem Auto, als ich letzte Woche frühmorgens ins Kantonsspital nach Schaffhausen fuhr, wo meine Frau zwei Stunden später unseren dritten Sohn Matthias zur Welt gebracht
hatte. Das Kantonsspital war überfüllt mit Neugeborenen. Dies lag vielleicht an den lauen Spätsommernächten des vergangenen Jahres. Was aufgefallen ist, dass nur etwa 20 Prozent Schweizer Kinder waren, die geboren wurden. Am Spital kann es nicht gelegen haben, da in Schaffhausen die medizinische und pflegerische Betreuung keine Wünsche offen lässt. Spiegelt dies vielleicht den Geburtenrückgang in der Schweiz? Naja, wer will denn schon auf die Titanic? Sind wir wirklich auf der Titanic? Wieso sehen wir alles so negativ? Zurzeit liest man von Klimakatastrophen, von zunehmender Arbeitslosigkeit und von einer düsteren Zukunft. Aber war das nicht schon immer so? Wieso sind in den Kriegsjahren Kinder in die Welt gesetzt worden? Wieso in den Zeiten als alles in Schutt und Asche lag? Vielleicht war früher eben die Einstellung anders. Man war auf die Kinder angewiesen. Kinder waren irgendwie die Altersvorsorge. Wer alt war, setzte sich auf die Ruhebank und die Jungen schauten nach einem. Doch das hat sich geändert. Die heutige Jugend hat eine bessere Ausbildung und den Beruf übt man dann normalerweise nicht mehr im Heimatort aus. Man hat keine Verpflichtung gegenüber den Eltern, weil es „einfach nicht geht“. Der Weg ins Altenheim, der immer öfter ansteht. Einsichtige Grossväter, die den Jungen nicht mehr zur Last fallen wollen, bekommen ein Billett >>Zürich – einfach<< zur „Dignitas“. Warum soll man denn da noch Kinder in die Welt setzen? Der Mensch im Wandel der Zeit. Es ist doch alles eine Frage der Einstellung. Ist berufliche Karriere wirklich das Non Plus Ultra? Karriere wird oft mit viel Geld in Verbindung gebracht. Und mit Geld kann man vieles kaufen, aber eben nicht alles. Ist es nicht ein Luxus, wenn man sich mit kleineren Brötchen zufrieden gibt. Wer sagt, Reichtum ist alles, hat noch nie ein Kind lächeln gesehen. Wer sagt, diese Welt sei nicht mehr zu retten, hat vergessen, dass Kinder Hoffnung bedeuten. Ist es nicht ein unsagbarer Luxus, wenn man etwa in der Mittagspause mit der Familie am Mittagstisch sitzen kann. Wenn man sieht, wie die Kinder gross werden? Ein Kind ist eine kleine Hand, die uns Erwachsenen zurückführt in eine wunderbare Welt, die wir längst vergessen haben. Deshalb bin ich zuversichtlich. „Willkommen auf der Titanic, nun fühl dich erst mal wohl in meinem Arm, mein Kind“