Schaffhauser Nachrichten, 5. September 2023
Mit alten Rennvelos durch die Rebberge des «Chläggis»
Am Sonntag fuhren 82 Rennradnostalgiker bei der «Chläggi Classic» mit alten Stahlvelos durch den Klettgau. Thomas Güntert hat als Korrespondent der Schaffhauser Nachrichten mitgemacht, illustre Typen kennen gelernt und einen persönlichen Erfahrungsbericht geschrieben.
Schaffhausen/Klettgau. Es ist Sonntagmorgen und ich stehe erstmals im Pferdesportzentrum Griesbach in Schaffhausen. Um mich herum keine wiehernden Pferde, sondern alles alte Rennvelos aus den 1980-er Jahren und älter. Ich will bei der Nostalgierundfahrt «Chläggi Classic» teilnehmen. Mit rund 2500 Kilometer in den Beinen sollte das sportlich kein Problem sein. Die grössere Herausforderung war mein zum Tourenrad umgebautes Rennvelo aus den 1980-er Jahren wieder in den Originalzustand zu bringen und ein passendes Tenü zu finden. Die meisten sind mittlerweile mindestens zwei Nummern zu klein. Ich fand ein altes Trikot vom Radfahrerverein Lottstetten, bei dem ich Mitglied war, ehe er zum Kunstradfahrerverein umfunktioniert wurde und eine Hose vom Radsportclub Obermosel Wincheringen, bei dem ich seit 35 Jahren Mitglied bin. Ich sehe drei junge Radlerinnen aus Altenrhein im karierten Rock und reihe mich mit ihnen in das 32-köpfige Startfeld ein, das auf die 70 Kilometerrunde geht. Ich bin im Pulk von alten Rennrädern mit eleganten Stahlrahmen mit filigranen Muffen, surrenden Naben und verchromten Vordergabeln. Erinnerungen kommen auf an schöne Radsporterlebnisse. Als ich mich für ein paar Jahre dem RMV Schaffhausen angeschlossen habe, um mich bei den Clubrennen für die Vereinsmeisterschaft des RSC Obermosel vorzubereiten. Erinnerungen auch an das grosse SRB Alpenbrevet, das ich bei strömendem Regen und Eiseskälte gefahren bin.
Das Leben ist wie eine Radfahrt
Beim ersten Zwischenhalt im «Cafe Sabato» in Osterfingen gibt es auch die ersten Small Talks. Bei Kaffee und Kuchen wird
vorgeschlagen, einen ehemaligen Profi für die nächste Veranstaltung zu gewinnen. "Am besten Beat Breu, der bringt dann einen ganzen Zirkus mit", sagt mein Tischnachbar. Bei einem Velofahrer aus dem
Zürcher Unterland sehe ich an einer Wade ein Tatoo von einem vorderen Kettenblatt mit einem Stück Fahrradkette und auf der anderen Wade wieder ein Stück Kette und das hintere Schaltwerk. Sein
Lebensmotto «Life is a ride» kann ich auf seinem Unterarm lesen. Es geht weiter. Am Hallauerberg reihe ich mich in der Spitzengruppe ein und fahre mit hohem Tempo bis zum Rastplatz oberhalb der
Bergkirche, um Pressefotos zu machen. Alle sind vorbei und ich muss kräftig Gas geben, um das Peloton wieder einzuholen. Das kostet Puste. Ich nehme mir vor, den nächsten Anstieg im Babental
gemächlicher anzugehen. In Schleitheim warten die Fahrer der Spitzengruppe, weil sie den Weg nicht kennen. Ich bin wieder mittendrin. Dann kommt auch noch ein gebürtiger Schwabe aus Winterthur und
erzählt mir, wie schön die Radwege in Dänemark sind und dass es auch in Niedersachsen Berge gibt. Das interessiert mich jetzt aber unheimlich. Anstandshalber bin ich sein Tempo mitgefahren und habe
ihm zugehört. Aber nichts gewesen mit gemütlich den Berg hoch zu fahren. Beim zweiten Zwischenhalt bei «vinoTon» in Gächlingen gibt es Bölledünne und Wein. Ich stelle mich an einen Tisch und ein 60-
jähriger Velofahrer erzählt mir, dass er der Schaffhauser Nachtfahrer ist. Er fährt am liebsten in der Samstagnacht um zwei Uhr mit LED Beleuchtung und Stirnlampe los, damit er den Sonntagmorgen für
die Familie frei hat. Er erzählt mir auch von seiner 300 Kilometer langen Nachtrunde über Basel und Konstanz, bei der er bereits Abends um zehn Uhr losfährt. Eindrucksvoll und doch ein bisschen
verrückt. Es geht nun auf das letzte Teilstück. Vor es los geht, müssen ein paar Velofahrer unser Service Begleitfahrzeug, einen Fiat 500 anschieben, der vermutlich eine zu schwache Batterie hat. Mit
dem «Tschinggenrucksack» sind wir ja bestens versorgt. Den Kistenpass drücke ich im Sitzen hoch, weil ich meinem verklemmten Freilauf nicht traue und nehme nach etwa drei Stunden Fahrzeit die Flasche
Rotwein in Empfang, die es als Erinnerungsgeschenk gibt. Ich gehe noch etwas an den Stand vom Radmuseum Rehetobel und bestaune die alten Velos von Beat Breu, Heiri Suter und Albert Zweifel. Dann
mache ich mich wieder auf den Heimweg in den grossen Kanton und versorge mein altes Rennvelo wieder für ein Jahr.
Klotener Anzeiger: 2. Juni 2022
Gregorio ist der Gewinner der Herzen
Nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause konnte am Auffahrtstag in Kloten wieder der Flughafenlauf durchgeführt werden. Ein «Kleiner Italiener» war für viele der Grösste. Thomas Güntert war als «rasender Reporter» live dabei.
Als Korrespondent vom «Klotener Anzeiger» stehe ich am Start vom 57. Flughafenlauf. Als Endfünfziger laufe ich im zweiten Senioren- und Damen-Startblock und neben mir steht Nicola Spirig aus Bachenbülach. Wird die Triathlon Olympiasiegerin von London heute den Streckenrekord bei den Damen knacken, wie es Christian Mathys bereits im ersten Laufblock bei den Männern gemacht hat?
Dann sehe ich die Klotener Lauf-Ikone Peter Gschwend. Ich erinnere mich, wie ich vor über 30 Jahren in Glattfelden
beim Glattlauf meine ersten von über 100 Volksläufen gelaufen bin und der Sieger immer Peter Gschwend hiess. Peter läuft heute das erste Mal in der Kategorie M70, im Trikot seiner Laufgruppe «Run and
smile». „Natürlich will ich mit einem Lächeln ins Ziel kommen, aber auch so schnell wie möglich“ sagt der ehemalige Spitzenläufer mit einem sympathisch-schelmischen Lächeln. Dann sehe ich einen
typischen Italiener mit Dächlikappe, der mit zwei jungen Athleten spricht. Das muss Gregorio Sablone sein, der vom Speaker kurz zuvor als ältester Teilnehmer angekündigt wurde. Gregorio erzählt, dass
er seit 42 Jahren über 2000 Volksläufe gelaufen ist und sich seine Fitness als Zeitungsausträger holte. Weil ich heute als «Rasender Reporter» unterwegs bin, steht bei mir wie bei vielen anderen
Startern nicht die Zeit, sondern der Laufgenuss im Vordergrund.
Laufen ist alles andere als monoton
Ich mach mich auf den 17 Kilometer langen Weg, den Flughafen im Uhrzeigersinn einmal zu umrunden. Kurz nach dem Startschuss sehe ich auf der Startpiste die grossen Flugzeuge, die in die Welt
hinausfliegen. Mir fällt dabei das bekannte Zitat von der tschechischen Lauflegende Emil Zatopek ein: «Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft». Passt eigentlich zu mir. Ich bin ein bekennender
«Nichtflieger», kann nicht wirklich schwimmen und laufe für´s Leben gerne. Weil ich ziemlich vorn im Feld starte, werde ich auf den ersten Kilometer von mehreren Läuferinnen und Läufer überholt. Ich
bestaune die Tattoos, die einige Athleten auf den Waden oder der Schulter tragen. Was mögen Sie für eine Bedeutung haben. Dann staune ich auch über die Leichtigkeit, der dunkelhäutigen Athleten, die
vom Herrgott eine besondere Begabung mitbekommen haben. Ich sah rote Getreidefelder, die voller Mohnblumen waren. Ich werde immer wieder mit «Hopp Thomas» angefeuert. Warum kennen mich so viele
Leute? Weil mein Vorname auf der Startnummert steht. „Hopp Giorgio“ schreien die Zuschauer in einem Waldstück bei Rümlang. «Läck, das ist der Italiener». Ich ziehe einen langen Sprint an, drehe mich
um und schiesse mit meinem Handy ein Bild von ihm. „Mit italienischer Eleganz und der Präzision eines schweizer Uhrwerks spult der 85- jährige die Kilometer herunter wie ein Junger, unglaublich. Am
Schluss laufen wir durch das zweitgrösste Naturschutzgebiet des Kantons, wo die landenden Flugzeuge auf Kopfhöhe an uns vorbeifliegen. Auf dem letzten Kilometer gebe ich auf dem harten Beton der
Panzerpiste nochmals richtig Gas und laufe nach Peters Motto «Run and smile» durchs Ziel. Peter Gschwend und Nicola Spirig sind wohl längst verschwunden. Nicola ist neuer Streckenrekord gelaufen und
Peter hat die Kategorie M 70 gewonnen. Auf dem Platz gratuliere ich Gregorio, der mit einem Kilometerschnitt von 5:38 Minuten eine Finisher-Zeit von 1:36:18 gelaufen ist. Der kleine Italiener ist für
mich der Gewinner der Herzen.
Für ein Glas Honig und ein Nachtessen
Wir haben alle Herausforderungen gemeistert und können auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken. Wegen der Anreise von hochrangigen internationalen Politiker zum Weltwirtschaftsforum in Davos und kurzfristig
auferlegten Brand- und Umweltschutzmassnahmen entstand ein personeller und finanzieller Zusatzaufwand. Die Strecke musste entsprechend angepasst
werden, wodurch für die Sportler geringe Einschränkungen entstanden sind. Trotz dem optimalen Laufwetter erreichten die Teilnehmerzahlen noch nicht ganz das «Vor-Corona Niveau». Im Vergleich zu
anderen Läufen, die diesen Frühling stattgefunden haben, war allerdings eine Steigerung zu verzeichnen. Der Flughafenlauf konnte einmal mehr nur stattfinden, weil wir neben Helfern und dem Goodwill
der Gemeinden und Behörden auch auf das Engagement der zum Teil langjährigen Sponsoren und Gönner, angeführt durch die Zürcher Kantonalbank als Hauptsponsorin, zählen können. Über 120 Helfer, die
Hälfte vom organisierenden Lauf- und Sportverein Kloten-Bassersdorf, leisteten am Lauftag und am Tag zuvor für ein Glas Honig und ein Nachtessen etwa 1100 Arbeitsstunden. Die Zeit der zwölf
O.K.-Mitglieder haben wir nicht aufgeschrieben. Die Strecke wurde mit etwa 1000 Meter Absperrband, 100 Markierfähnchen, 50 Wegweiser und fünf Dosen Markierfarbe ausgewiesen. Zudem wurde eine Tonne
Kies in den Naturwegen in die gröbsten Schlaglöcher gefüllt. Bei den Wettkämpfen wurden an den vier Verpflegungsstellen etwa 750 Liter isotonische Getränke, die doppelte Menge Wasser und etwa 1000
Schwämme ausgegeben. In der Festwirtschaft hatten wir 500 Würste, 300 Hot Dog, 80 Sandwiches, 400 Stücke selbstgemachten Kuchen, 300 Kaffee, 300 Flaschen Bier und 800 Flaschen Mineralwasser und
Süssgetränke parat. Für die Teilnehmer, die insgesamt 16´550 Kilometer zurückgelegt haben, wurden mit 1300 Gläser Honig, 200 Trinkflaschen und 150 Medaillen ausgezeichnet.
Hansjürg Ritzi, O.K.- Präsident, Lauf- und Sportverein Kloten-Bassersdorf
Südkurier: 8. Juni 2021
Radsport als Ortsmarketing
Die 84. Tour de Suisse machte Halt in der Jestetter Nachbargemeinde Neuhausen am Rheinfall. Am Montag um 13 Uhr gab der im letzten Jahr neu gewählte Gemeindepräsident Felix Tenger den Startschuss für die 2. Etappe und schickte über 150 Berufsfahrer auf die 173 Kilometer lange Strecke nach Lachen im Kanton Schwyz. In der ersten Startreihe waren der Weltmeister Julian Alaphilippe und Stefan Küng, der am Vortag das Zeitfahren in seiner Heimatstadt Frauenfeld gewonnen hatte und im gelben Trikot starten durfte. Nach dem Start auf dem ehemaligen SIG Areal erfolgte eine neutralisierte Runde über das Rheinfallbecken. Nachdem der Rhein bei Schaffhausen überquert wurde, wurde auch das Rennen frei gegeben. Bei der Durchfahrt des Pelotons war die Strecke jeweils für rund 15 Minuten für jeglichen Verkehr gesperrt. Die Sicherung erfolgte durch den speziellen Sicherheitsdienst der Tour de Suisse, das örtliche Organisationskomitee und die Polizei. Die Strecke führte über Stein am Rhein entlang dem Bodensee und weiter ans Ziel am Zürichsee. Nachdem die Tour de Suisse vor zehn Jahren das letzte Mal den Rheinfall passierte, war Neuhausen in diesem Jahr erstmals Etappenort. Der Verein Ortsmarketing Neuhausen am Rheinfall ist Träger vom Neuhauser Tour de Suisse Projekt und will sich damit einer breiteren nationalen und internationalen Öffentlichkeit präsentieren. Die Gemeinde mit dem größten Wasserfall Europas erhofft sich durch die Fernsehübertragung des weltweit viertgrößten Radspektakels in über 120 Länder einen entsprechenden Werbeeffekt. „Dank der Unterstützung von lokalen Sponsoren kann der Anlass auch finanziell gut gestemmt werden“, sagte der OK Chef Stephan Bühler im Gespräch mit dem Südkurier. Beim Start waren auch einige Zuschauer aus dem Jestetter Zipfel vor Ort. In diesem Jahr ist jedoch alles etwas anders. Die Tour de Suisse wurde auf ein einfaches Radrennen reduziert und soll nahezu ohne Zuschauer und Nebenevents stattfinden. Es gibt ein Schutzkonzept, das für Radsportteams auf einer Blasen- und Teststrategie basiert. Statt einer kilometerlangen Werbekolonne fährt in diesem Jahr ein mobiles Labor mit, in dem Fahrer und Begleitpersonen regelmäßig auf Corona getestet werden. Die Start- und Zielbereiche sind wie die Bergpreis- und Sprintwertungen für Zuschauer gesperrt. „Auf sämtliche „Side Events“ wird verzichtet“, sagte Bührer. Die achttägige Schweizer Landesrundfahrt endet am kommenden Sonntag nach über 1000 Kilometer mit der Königsetappe über Oberalp-, Lukmanier- und Gotthardpass in der Alpenmetropole Andermatt.
Everesting auf dem Kalten Wangen
Südkurier, 5. Mai 2020
Janine Schneider aus Lottstetten ist mit dem Mountain Bike 51 Mal den zwei Kilometer langen
Anstieg von Grießen auf den Kalten Wangen hochgefahren und hat dabei rund 6000 Euro für die Caritas eingefahren. In 13:38 Stunden legte sie dabei 266 Kilometer mit 9043 Höhenmeter zurück. Die
Deutsche Meisterin im Mountainbike-Marathon hatte bereits vor zwei Jahren die Idee vom Everesting und wollte an einem Tag die 8848 Höhenmeter des Mount Everest mit dem Bike bewältigen. „Unter
Everesting verstehe ich immer komplett hoch und wieder runterzufahren“, betonte Schneider. Gerade in der Coronakrise wollte die ausgebildete Physiotherapeutin zudem ein Zeichen setzen gegen das
Ungleichgewicht der Gehälter und für das Engagement von Pflegenden. Zusammen mit ihrem Freund Karsten Keller plante die Mountain Bikerin eine Benefizfahrt und suchte im Wald einen geeigneten Trail
aus. Nachdem das im Wald wegen der Zwei Meter Abstandsregel plötzlich nicht mehr ging, wollte sie die Benefizfahrt auf der Straße mit dem Rennrad machen. Nachdem mit der Caritas der finanzielle
Ablauf geklärt war, stand der Charity Aktion nicht mehr viel im Wege. Durch die Grenzschließung kam Schneider allerdings nicht nach Zürich, um ihr Rennrad im Gesundheitszentrum „Ortho Plus“
ergonomisch „bikefitten“ zu lassen. Im letzten Moment entschied sie sich dann doch für ihr Renn- Mountain Bike, an dem Karsten Keller noch die Stollenreifen gegen Sliks auswechselte. In der
Walpurgisnacht übernachtete Janine Schneider bereits in ihrem Wohnmobil auf dem Kalten Wangen Wanderparkplatz und kurz nach fünf Uhr ging es dann los. In den ersten vier Stunden gab es immer wieder
sehr starke Regengüsse und sie wurde derart „gewaschen“, dass sie am Vormittag schon die kompletten Kleider wechseln musste. Bis zur Mittagsstunde waren dann die ersten 5000 Höhenmeter geschafft. Die
Radrennfahrerin achtete bei ihren Runden, dass sie einen möglichst konstanten Rhythmus fuhr. Dabei wurde sie von rund 30 Freunden und Bekannten motiviert, die im Laufe des Tages an die Strecke kamen.
„Das ist sogar für jemanden, der seine Freizeit gerne und ausgiebig auf dem Rad verbringt, jenseits aller Vorstellungskraft“, sagte Martin Riegraf, Vorstand vom Caritasverband Hochrhein, der mit dem
Rennrad gekommen war. Auch Harald Vetter, Geschäftsführer der Lottstetter Vetter-Kabel Gmbh; einer von Schneiders Hauptsponsoren, begleitete die Bikerin einige Runden auf dem Rennrad. Für die Fans
hatte Schneider ansonsten nur wenig Zeit. „Man muss egoistisch bleiben, wenn man das gesetzte Zeitlimit einhalten will“, sagte Schneider. Als es dann weitere vier Stunden regnete, hatten sich die
Fans ins Trockene gemacht und Kälte, Regen und Wind zehrten am Körper der Bikerin. Die 25- Jährige war dann auf sich alleine und die Unterstützung ihres Freundes gestellt. „Dazu kam natürlich noch
die Motivation, dass alles für einen guten Zweck war“, sagte Schneider. Bei der 50. Auffahrt erreichte sie dann die angepeilten 8848 Höhenmeter. Um sicher zu gehen, fuhr sie allerdings völlig
durchnässt noch einmal den Berg hoch und stieg kurz vor acht Uhr erschöpft, aber überglücklich vom Rad. Durch die im Vorfeld gesammelten Spendenbeiträge, die pro Auffahrt gezahlte werden, kommen rund
6000 Euro zusammen. Im Gespräch mit dem Südkurier erklärte Martin Riegraf, dass diese Gelder für pro juve verwendet werden. Die Caritas Tochterorganisation betreut in speziellen Einrichtungen rund um
die Uhr 30 Kinder und Jugendliche vom Hochrhein, die teilweise aus schwierigen Familienverhältnissen kommen. „In der Corona Krise bekamen sie bisher wenig Beachtung und mussten in den vergangenen
Wochen isoliert mit ihren Erziehern leben“, sagte Riegraf. „Die Spendenübergabe durch Janine Schneider wird in einer dieser Einrichtung erfolgen. „Natürlich mit Bike“, sagte der Caritas Vorstand, der
zugleich auch Geschäftsführer und Einrichtungsleiter bei pro juve ist. Da das Benefizprojekt sehr kurzfristig lanciert wurde, gibt es auch die Möglichkeit, im Nachhinein noch die enorme Leistung von
Janine Schneider mit einer zweckgebundenen Spende an die Caritas entsprechend zu würdigen.
Freiburger Erfolgstrainer aus "Schlaate"
Klettgauer Bote, 30. November 2019
Der Profi-Fussballer Thomas Stamm referierte am Mittwoch im „Clientis Beratungszentrum“ in Neunkirch über sein sportliches Umfeld beim SC Freiburg. „Von 20 Spieler unserer Fussballschule schafft einer den Sprung in den Profibereich“, sagte Thomas Stamm, der seit 2015 beim Sportclub Freiburg Cheftrainer für die U 19 Juniorenmannschaft ist. Stamm selbst hat den Sprung in den Profizirkus geschafft. Der Fussballspieler aus Schleitheim spielte in seiner Jugend- und Aktivzeit beim FC Schaffhausen, FC Winterthur und den Grasshoppers Zürich. Vor seiner Anstellung in Freiburg war er bereits beim FC Schaffhausen, FC Winterthur und im Schweizer Nachwuchsbereich als Trainer tätig. Thomas Stamm erzählte den rund 30 Besuchern von dem Wiedersehen mit dem Schweizer Nationalspieler Manuel Akanji, den er zwei Jahre lang trainierte und der heute bei Borussia Dortmund spielt. Bei den meisten klappt es nicht mit der Profilaufbahn Über 95 % der Jugendspieler schaffen den Sprung nach oben aber nicht und brauchen einen Plan B. In der Fussballschule Freiburg gibt es deshalb ein Duales System mit dem Ziel einer ganzheitlichen Entwicklung. Wer am Morgen nicht zur Schule geht, trainiert am Abend auch nicht und wer mit der Schule aufhören will, muss entweder ein freiwilliges soziales Jahr machen oder einen anderen Verein suchen. Die meisten von Stamms Spieler machen das Abitur. In den letzten fünf Jahren gab es nur einen Spieler, der eine Ausbildung gemacht hat: Im elterlichen Betrieb als Landschaftsgärtner. Stamm selbst machte bei Blunschi Sport eine Ausbildung und pendelte zwischen Schleitheim, Neuhausen und Zürich. Später bildete er sich im Marketingbereich weiter und hat alle Stufen bis zum UEFA Trainer Pro Diplom durchlaufen. Der 36- Jährige bemerkte, dass in Deutschland den Profispielern die ersten Stufen der Trainerausbildung erspart bleiben. „Die Substanz ist dann aber zu wenig, wenn man in den Profibereich will und dort auch bleiben will“, sagte Stamm. Freiburg ist eine Wohlfühlinsel Thomas Stamm hat schnell gemerkt, dass der Mensch beim SC Freiburg extrem im Vordergrund steht. Die relativ kleine Fussballschule mit 16 Internatsplätzen wurde 2001 auf Initiative des langjährigen Bundesligatrainers Volker Finke und des Clubpräsidenten Achim Stocker eröffnet und hatte eine Vorreiterrolle. Der SC Freiburg spielt aktuell mit allen Jugendmannschaften in den höchsten Ligen. Die U 19 spielt zusammen mit dem FC Bayern München und dem VFB Stuttgart in der Jugend Bundesligagruppe Südwest und ist mit sechs DFB Jugend-Pokalsiegen deutsche Rekordhalter. Die U 19 Junioren bekommen im Vergleich zu anderen Vereinen aber lediglich ein Sackgeld. Stamm bemerkte dass Bayern München und RB Leipzig den Junioren bereits Löhne im fünfstelligen Bereich bezahlen. Stamm hat bei seiner Arbeit ein gutes Umfeld mit professionellen Trainern, Pädagogen, Physiotherapeuten und Sportpsychologen zur Seite. Pro Woche haben die Jungs fünfmal vormittags und zwei Mal nachmittags Schule, an vier Tagen Training und am Wochenende ein Spiel. Wenn keine englische Woche ansteht, ist donnerstags und sonntags trainingsfrei. Stamm zeigte ein Trainingsplan eines Spielers aus Weil am Rhein, der das Abi macht und jeden Abend erst um 20.30 Uhr daheim ist. Es gibt aber auch auswärtige Schüler, die in einem halben Jahr nur zwei bis dreimal nach Hause fahren. Bis zur U 15 kommen die Spieler aus der Region, in der U 16 Mannschaft kommen bereits 40 % der Spieler von auswärts, Aus Misserfolgen werden die besten Lehren gezogen „Ich rege mich extrem auf, wenn wir verlieren“, sagte Stamm und betonte, dass es die extremen Enttäuschungen und Energieverluste sind, die einem im Fussball weiterbringen. „Jürgen Klopp ist mit Mainz dreimal nicht aufgestiegen und gehört heute zu den besten Trainern der Welt“, sagte Stamm, der immer wieder Christian Streich erwähnte, der früher beim SC Freiburg die A-Junioren trainierte und seit fast acht Jahren Cheftrainer der Bundesligamannschaft ist. „Ein Trainer muss authentisch und ein Vorbild sein“, sagte Stamm, der die Rollen und Aufgaben innerhalb des Teams verteilt und seine Haltung den Spielern vorlebt. In der Diskussionsrunde wurde er gefragt, wie er denn seine berufliche Zukunft sieht. Stamm bemerkte, dass er bereits Angebote von deutschen und schweizer Profivereinen bekam. „Ich bereite mich für den Schritt vor, weiss aber nicht, wann er kommt“, sagte Stamm, der bei seinem Referat auf seine Gage zugunsten einer grosszügigen Spende der Clientis Bank an die Stiftung Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe verzichtete.
Lehrstunde beim Weltmeister
Schaffhauser Nachrichten, 5. Februar, 2019
Am Wochenende wurde in Jestetten das Kampfsportstudio „Ramon´s Kickbox Gym“ eröffnet. Unser Korrespondent Thomas Güntert war bei einer Schnupperstunde bei Ramon Kübler. Der in der Kampfsportszene als „The Punisher“ bekannte Thai- und Kickboxer aus Lottstetten ist dreifacher Weltmeister und Europameister. Bevor das Training los geht, halte ich einen Small Talk mit Ramons Vater Norbert, der zusammen mit dem späteren FC Schaffhausen Trainer Roli Frei und dem heutigen Ständerat Hannes Germann Jestetter Fussballgeschichte geschrieben hat. Ramon, der seine ersten Kampfsporterfahrungen in der ScorpionGym in Schaffhausen machte, erklärt, dass beim Thaiboxen im Gegensatz zum Kickboxen auch Schläge mit den Knien und Ellenbogen erlaubt sind und dassdie meisten seiner über 70 genähten „Cuts“ von solchen Verletzungen stammen. Mir wird schnell klar, warum Muay Thai zu den gefährlichsten Kampfsportarten der Welt zählt. Während im Hintergrund leise Ghetto Musik läuft, betrete ich in Socken das Mattenareal. Als langjähriger Rennradfahrer und Marathonläufer bemerke ich bereits beim Warmlaufen, wie unbeweglich ich eigentlich bin. Ramon teilt mir Lautana Jean-Michel als Sparringspartnerin zu. Er hat sie als Assistentin vom Muay Thai Gym Mendez aus Überlingen mitgebracht, wo er als Trainer arbeitet. Die sympathische junge Frau zeigt mir schnell und sehr eindrücklich, dass Thaiboxen nicht aus schlagen und treten, sondern aus Konzentration und Koordination besteht. Wer sich nicht schützt ist schnell platt Überlebenswichtig beim Kampfsport ist die eigene Deckung. Beim Thaiboxen wird jedoch nicht wie beim Boxen das Gesicht, sondern die Stirn geschützt, damit die Ellenbogen als Schlaginstrumente besser positioniert werden. „Das Kinn runter, die Brust hoch“, betont Kübler immer wieder, damit die hochgezogene Schulter das Kinn schützt. Er erklärt, dass nicht mit dem Fuss, sondern mit dem unteren Drittel des Schienbeins getreten und die volle Kraft der Drehung ausgenutzt wird. „Durch so einen Schlag mit dem Schienbein kann doch auch schnell mal ein Knochen brechen“, sage ich zu meiner Partnerin, während Kübler zeigt, welche Wucht ein Power Kick hat. „Naja, das ist eigentlich auch die Absicht“, entgegnet mir Lautana. Jetzt geht´s richtig los Ramon verteilt Bandagen, Boxhandschuhe und Schienbeinschoner und mir dabei etwas mulmig zumute. Der Thaiboxprofi erklärt uns die einzelnen Schlagkombinationen, die nach und nach länger werden. Während ich meine Partnerin zaghafte schlage, tritt sie mit voller Kraft auf das Schaumstoffpad ein, mit dem ich mich schütze. Die perfekte kombination beginnt mit einem linken Jab ins Gesicht, dem ein Power Kick auf den Oberschenkel und eine rechte Gerade auf den Kopf folgen, ehe die Schläge mit einem gezielter Knietritt in die Lebergegend ihr Ende nehmen. Damit alles klappt, muss die nötige Distanz, das Stellungsspiel und vor allem die Deckung eingehalten werden. Meine Sparringspartnerin beherrscht die Technik perfekt. „Das Mädchen sollte man mal nach Köln auf die Sylvesterparty schicken“, denke ich mir so nebenbei. Mein positives Fazit Ich beende ich die Übungsstunde unverletzt und sichtlich erschöpft. „Das Training ist immer anstrengend“, bemerkt Ramon und betont, dass man beim Thaiboxen menschlich und körperlich viel profitieren kann. „Man wird ruhiger und ausgelassener“, so der 33- jährige Profiweltmeister. Ich muss neidlos anerkennen, dass das Thaiboxtraining bedeutend schwerer war, als eine Stunde durch den Wald zu laufen oder mit dem Rad durch den Kanton zu fahren. „Super, tipptop, voll zufrieden“ schwärmt auch Milan Stankovic aus Herblingen. Er war auch das erste Mal dabei und will auf jeden Fall weitermachen und dabei sein Selbstwertgefühl steigern. Ich freue mich hingegen auf meine erste Rennradtour, zolle aber jedem einen hohen Respekt, der Muay Thai zur körperlichen Fitness, als Wettkampf oder zur Selbstverteidigung betreibt. Ich gehe aber auf jeden Fall am 30. März zur Bodensee Fightnight nach Uhldingen-Mühlhofen und schaue mir Ramons Fight an, den er gegen einen Wiener bestreitet.
Erinnerungen an das Wunder von Bern
Unterland Zeitung, 27. Juni 2018
Am 4. Juli 1954 wurde Deutschland nach dem sensationellen 3:2 Sieg gegen Ungarn im Berner Wankdorf - Stadion zum ersten Mal Fussball-Weltmeister. Einen Tag später machten die WM Helden auf ihrer triumphalen Heimfahrt in Jestetten den ersten Halt auf Deutschem Boden.
Das Wunder von Bern löste in Deutschland eine Begeisterungswelle aus, die es in dieser Form noch nie gegeben hatte. Beim zweitägige Triumphzug von Spiez nach München standen über eine Million Menschen auf der Strecke. Der Jestetter Zeitzeuge Heinz-Dieter Metzger (77) und Rene Jenny (66), Sohn des damaligen Bahnhofvorstandes, haben alte Erinnerungen zusammengetragen.
Musiker und Fussballer drohten mit Sitzstreik
Am 5. Juli 1954 schickte die Deutsche Bundesbahn ihren nobelsten Diesel-Schnelltriebwagen, einen VT 08, in die Schweiz, um ihre Helden abzuholen. Bereits in Basel wurde der Schriftzug "Fussballweltmeister 1954" auf die weinrote Aussenwand geklebt. Nachdem in Lottstetten die Landesgrenze passiert wurde, sollte der Sonderzug bis Singen durchfahren, wo ein Empfang geplant war. Konrad Jenny war damals Bahnhofsvorstand auf dem Jestetter Bahnhof. Die Kunde, dass die Helden von Bern durch Jestetten fahren, ging wie ein Lauffeuer durch das Dorf und schon früh versammelten sich die Leute samt Musikverein auf dem Jestetter Bahnhof und wollten wissen, wann denn der Sonderzug endlich ankommt. Als der Bahnhofsvorstand sagte, dass der Zug gar nicht hält, brachten die Musiker ihre kostbaren Instrumente nach Hause und kamen erzürnt zurück. Zusammen mit einer Gruppe vom Sportverein drohten sie, sich auf die Gleise zu setzen. Jenny telefonierte mehrmals mit der SBB-Leitstelle, die mit den Fussball-Verantwortlichen verhandelten. Nachdem es kein Pardon gab und es immer wieder hiess "Kein Halt in Jestetten" ging Jenny kurzentschlossen ins Stellwerk und stellte das Signal für den Lokführer auf rot. Kurz vor 16 Uhr rollte dann der Sonderzug langsam ein. "Wir hatten noch nie einen so schönen Zug gesehen", erinnerte sich Metzger. Konrad Jenny bildete mit Zöllnern eine Menschenkette, um die jubelnde Masse vom Bahngleis fern zu halten. Als sich die Türen und Fenster öffneten und der Kapitän Fritz Walter den Weltmeisterpokal zeigte, gab es kein Halten mehr. Der Lottstetter Jäger Gustav Baumann übereichte als erster einen Wald-Blumenstrauss, der Gastwirt Max Frank kam mit einem Ring Fleischwurst daher und junge Mädchen streckten den Spielern ihre Poesiealben entgegen. Der Bürgermeister Otto Holzscheiter überreichte dem Trainer Sepp Herberger und den Spielern jeweils eine Bronzeschale mit dem Jestetter Wappen und der Aufschrift "Jestetten dankt Ihnen", die der einheimische Bildhauer Siegfried Fricker entworfen und die Metallgiesserei Hiemer gefertigt hatte. Rene Jenny bemerkte, dass sein Vater später dafür gerade stehen musste, dass er den Zug auf eigene Initiative angehalten hatte. Konrad Jenny verstarb vor fünf Jahren im Alter von 86 Jahren.
Nachhall kam nach 30 Jahren.
Bei Heinz-Dieter Metzger kamen im Jahr 1977 wieder Erinnerungen auf, als Sepp Herberger anlässlich seines 80. Geburtstages im aktuellen Sportstudio erzählte, dass auf der Heimreise in einem kleinen Dorf kurz nach der Grenze der erste Halt auf deutschem Boden gemacht wurde. Weil Herberger den Namen des Dorfes nicht kannte, schickte ihm Metzger spontan eine Geburtstagskarte. Er legte ein Album mit Zeitungsberichten und einer Original Eintrittskarte vom Finale dazu, die er von seinem Freund Walter Speichinger bekam. "Ich war damals lieber auf den Sportplätzen in Jestetten und Lottstetten, wo richtig was los war, wenn die Leute mit den Regenschirmen aufeinander los gingen", erinnert sich Metzger, warum er nicht mit Speichinger zum Finale nach Bern fuhr. Herberger bedankte sich persönlich bei Metzger und schickte das Album samt persönlichem Eintrag zurück. Es sollte jedoch eines seiner letzten Autogramme werden, denn Herberger starb überraschend vier Wochen nach seinem 80. Geburtstag. Anlässlich des 60- jährigen Jubiläums organisierte der Sportjournalisten Werner Muth im ehemaligen deutschen Mannschaftshotel Belvédère in Spiez ein Treffen der ehemaligen Akteure und ihren Familienmitgliedern. Mit René Jenny und Heinz-Dieter Metzger waren auch zwei Vertreter der Gemeinde Jestetten mit dabei. Bei dem viertägigen Treffen lernten die Beiden auch den deutschen Außenläufer Horst Eckel und den letzten noch lebenden ungarischen Spieler, Jeno Buzanszky (89) kennen. Nachdem der ungarische Außenverteidiger ein halbes Jahr später starb, ist der 86- jährige Horst Eckel heute noch der letzte Vertreter vom "Wunder von Bern". Das Erinnerungsheft mit den Zeitungsberichten, der unbenutzten Eintrittskarte und einem der letzten Herberger Autogramme will Heinz-Dieter Metzger an das Deutsche Fussballmuseum in Dortmund stiften, damit der "Geist von Spiez" noch lange erhalten bleibt.
Eine bärenstarke Familienbande
Klettgauer Bote, 11. März 2017
Der Veterinär Martin Küng hat seine Tierarztpraxen und die Pferdezucht auf dem Hägliloo bei Beringen aufgegeben, um seine Töchter Leonie und Lisa zu trainieren, die eine Tennis-Profikarriere eingeschlagen haben.
Im Januar ist Leonie Küng aus Beringen als 16- Jährige Schweizer Indoor Tennismeisterin in der Kategorie U 18 geworden, nachdem sie bereits ein Jahr zuvor das erste U18 Turnier auf internationaler Ebene gewonnen hatte. In der Schweiz ist Leonie Küng die Nummer 1 in ihrem Jahrgang und 23. in der Frauenrangliste. Momentan wird Leonie Küng als 796. der Weltrangliste geführt und kann zwölf Profiturniere im Jahr spielen. Begonnen hat es an der Gellerstrasse Erste Kontakte mit der gelben Filzkugel machte die kleine Leonie im Alter von sechs Jahren bei einem Schnupperkurs des Beringer Kindergartens Gellerstrasse. Nachdem sie Freude daran gefunden hatte, nahm sie im Beringer Tenniszentrum "TIBE" Tennisstunden. "Im Tennis muss man alles selber machen, da gibt es keine Clubtrainer wie im Fussball", bemerkte ihr Vater Martin Küng, der bereits vier Jahre später seine Tochter vier Mal wöchentlich in die Tennisschule Aarau-West zu kompetenten Tennislehrer und Trainingspartner gefahren hatte. "Schon mit zehn Jahren träumte ich von einer Profikarriere", erinnert sich die Teenagerin. Obwohl Leonie eine gute Schülerinnen war, gab es immer wieder Probleme, wenn sie zu Turnieren wollte und im Unterricht fehlte. "Die Beringer Schule war sehr unflexibel gegenüber dem Sport, Leonie musste sogar das Häkeln nachholen", erinnert sich ihre Mutter Angelika Küng. Ausgewandert in die USA Die Familie Küng wollte auswandern und hatte im Jahr 2011 in Florida ein Haus gekauft, da die IMG Tennisakademie Leonie ein volles Stipendium versprochen hatte. Angelika Küng hat mit ihren Töchtern drei Winterhalbjahre in den USA gelebt. In jener Zeit hatte auch die damals neunjährige Lisa mit dem Tennis begonnen. Am Morgen ging es in die Schule, am Nachmittag wurde Tennis gespielt und die Mutter war für die Betreuung zuständig. Martin Küng pendelte zwischen der Schweiz und den USA, weil er neben der Pferdezucht auch noch Tierarztpraxen in Diessenhofen, Thayngen und Herblingen betrieb. "Zweimal hätten wir den Hof fast verkauft, alles war unterschriftenbereit" so Martin Küng. Die IMG-Tennisakademie war dann allerdings eine Enttäuschung. "Typisch amerikanisch, die versprechen Dir den Himmel, bis Du bezahlt hast", schimpft Martin Küng. Im Januar 2014 gewann Leonie dann die Schweizer U 14 Indoor Meisterschaft, obwohl sie in Amerika ein halbes Jahr zuvor auf Sand trainierte. Vor drei Jahren haben die Küngs das Haus in Florida verkauft und sind in die Schweiz zurückgekehrt. "Seither machen wir alles selbst und es läuft", betont Martin Küng, der die Tierarztpraxen und die Pferdezucht aufgegeben hat. Die Küngs mieten sich in verschiedenen Tennishallen ein und Martin Küng trainiert seine Töchter täglich drei bis vier Stunden. Der 53- Jährige kommt eigentlich vom Fussball, wo er bei den Grasshoppers und bei Lausanne Sports im Nachwuchsbereich spielte. "Ich wäre allenfalls ein Nati A-Treter geworden", bemerkt Martin Küng, der sich Tennis autodidaktisch beigebracht hat. Für das Management ist Angelika Küng zuständig. Unzufrieden mit dem Verband Martin Küng bemerkte, dass solche Familienprojekte vom Tennisverband nicht gerne gesehen und nicht unterstützt werden. "Das Bisschen, das wir vom Verband erhalten haben, haben wir alles zurückbezahlt", betonte er und bemerkt, dass kein einziger schweizer Spitzenspieler aus dem Schweizer Tennisverband "swisss- tennis" heraus gekommen ist. Die Küngs sind ansonsten in keiner schweizer Tennisstruktur. Im Tennisverband müssen sie sein, da sie sonst keine Turniere spielen dürften. "Wenn ein anderer Verband käme, dann wären wir offen, Leonie wäre in allen westeuropäischen Nachbarländern die Nummer eins in ihrem Jahrgang", bemerkte Martin Küng. Tennis ist bei den Frauen die bestbezahlteste Sportart und kann zur Existenz werden. Leonie hat mittlerweile in einem Deutschen Fernlehrwerk die neunte Gymnasium-Klasse beendet und reist von Turnier zu Turnier, um Weltranglistenpunkte zu sammeln, damit sie höher dotierte Turniere spielen kann. "Leonie will jedes Jahr ihr Ranking halbieren, bis sie auf Nummer eins steht", schmunzelt der Vater über seine ehrgeizige Tochter. Er bemerkte, dass eine Berufsausbildung und eine gleichzeitige Tennis-Profikarriere heute nicht mehr möglich ist. Auch die kleine Schwester Lisa will diesen Weg gehen und in diesem Jahr ebenfalls im Fernlehrwerk die Schule beenden und die Schweizer Nummer eins in ihrem Jahrgang werden. Aktuell ist sie dort dritte und in der Schweizer Frauen-Rangliste auf Rang 89. geführt. Bei den letzten Indoor Schweizermeisterschaften holte sie den Titel der Vize-Schweizermeisterin in der Kategorie U 14. Als 14- jährige darf sie jährlich acht internationale Profiturniere spielen. Es gibt ein Plan B Die Küng Schwestern haben gemeinsam eine Menge Spass beim Tennis. Wenn der Vater im Stall ist, dann joggen sie jeden Morgen eine halbe Stunde auf dem Hägliloo zwischen Beringe n und dem Siblinger Randenhaus. Dort, wo sie besonders nach langen Auslandsaufenthalten die Ruhe geniessen. "Natürlich gibt es auch manchmal einen Tag, wo man am Morgen lieber im Bett bleiben würde", sagt Lisa. "Als ich mein schwieriges Alter hatte, wollte ich einmal mit dem Tennis aufhören, habe aber glücklicherweise den Rank wieder gefunden", erinnert sich Leonie. Beide wissen, dass es im Leben auch noch etwas anderes als Tennis gibt. Falls es mit der Profikarriere doch nicht klappen würde, würde Leonie eine Banklehre machen. Lisa könnte sich etwas mit Kinderpsychologie vorstellen. Zudem steht bei beiden eine eigene Familie auf der Wunschliste. "Sie dürfen morgen aufhören, wenn sie keine Lust mehr haben, es ist nicht unser, sondern ihr Projekt", betont Martin Küng immer wieder. Die Familie Küng freut sich jetzt auf einen längeren gemeinsamen Türkeiaufenthalt, wo Leonie und Lisa bei Turnieren ihr Ranking verbessern wollen.
Einmal Weltmeister ist nicht genug
Südkurier, 2. April 2016
Nachdem der Lottstetter Thaiboxer Ramon Kübler bereits am 12. März Profiweltmeister der AFSO (All Fight System Organization) wurde, will er am 14. April auch den Weltmeistertitel des WBC (World Boxing Council) holen. In Paris kämpfte er gegen den 36- jährigen, mehrmaligen Weltmeister Grégory Choplin aus Miami. Thaiboxen, wo mit Beinen, Fäusten und Ellbogen geschlagen wird, wird als die härteste Kampfsportart der Welt bezeichnet. Die Profis kämpfen ohne Kopfschutz und schützen sich lediglich mit Handschuhen, Zahn- und Tiefschutz. Kübler sieht im Thaiboxen keine große Verletzungsgefahr, obwohl er einmal einen Lungenriss, Gelenkprobleme und zahlreiche Platzwunden im Gesicht hatte, von denen sieben genäht werden mussten. "Große Verletzungen sind sehr selten, da im Profibereich gut trainiert wird", bemerkt der 30- Jährige, der sich allerdings daran erinnert, wie er nach den ersten Kämpfen tagelang Schmerzen hatte. Viel lieber erinnert er sich an die großen Momente des Weltmeisterkampfes in der Bodensee Fightnight in Uhldingen-Mühlhofen, als er auf kuriose Weise gegen Ridene Hamza gewann. In der vierten Runde setzte Kübler zum Kniestoß an, nachdem der Marokkaner zu Boden ging. Beim Thai Boxen darf man so lange mit dem Knie schlagen, bis der Gegner mit drei Punkten den Boden berührt. Der Trainer des Gegners sah solche Berührungspunkte und beschwerte sich lautstark. Aus Wut hat er dann gegen den Willen des Kämpfers das Handtuch in den Ring geworfen und somit den Kampf beendet. Für Kübler war es bereits ein besonderes Gefühl, als er vor 1200 Zuschauern in den Ring geführt wurde und sein Song "Till I collapse" von Eminem durch die Halle dröhnte. Der Kampf war ausgeglichen, wobei Kübler die effektiveren Treffer setzte. In der zweiten Runde fielen beide Kämpfer im Clinch durch die Seile direkt auf den Tisch der Punktrichter. "In der dritten Runde wusste ich, dass ich den Kampf gewinnen werde", erinnert sich Kübler, der das Ende als nicht wünschenswert bezeichnete. Vom Thaiboxen wird man nicht reich. Für die Reisekosten kommt zwar der Veranstalter auf, doch für den Weltmeistertitel gibt es keine Fixprämie. "Das ist Verhandlungssache des Managers", so Kübler. Es gibt Kämpfer, die bereits für 200 Euro in den Ring steigen, andere verlangen das Zehnfache. "So richtig Geld bekommt man erst, wenn man für Eurosport kämpft", bemerkt Kübler. "Es gibt vielleicht zehn Thaiboxer, die von ihrem Sport leben können", sagt Kübler, der als Trainer im Thaiboxstudio "Muay Thai Gym Mendez" in Überlingen arbeitet, das sein Trainer und Manager Sebastian Herms-Mendez führt. Dort bereitet er sich auch auf den kommenden Weltmeisterschafts-Fight vor. Ramon Kübler geht täglich zweimal, jeweils zwei Stunden zum Training, das aus Ausdauer, Kraft und Technik besteht. Für das Krafttraining hat er einen Privattrainer engagiert. Kübler trainiert sechs Tage in der Woche. Meistens gönnt er am Freitag einen freien Tag, da er am Sonntag nicht auf die Sparringskämpfe verzichten will. Sechs Wochen vor einem Kampf trinkt er keinen Alkohol und geht wenig weg. Er meidet besonders die großen Menschenmassen, um nicht eine Grippe einzufangen. "Es wird nicht gerne gesehen, wenn man einen Kampf absagen muss ", so Kübler. Den Schlüssel zum Erfolg sieht er im soliden Lebenswandel, der nötigen Disziplin und dem Respekt vor den Sportkameraden. "Obwohl Thaiboxen ein Einzelsport ist, geht es ohne den anderen nicht", betont Kübler. Seine Freundin Aylin ist stolz auf den Erfolg von Ramon, doch zusehen will sie nicht. "Ich verstehe das, es ist O.K.", sagt der Lottstetter Thaiboxer Ramon Kübler.
Schwitzen im Bregenzerwald und Toggenburg
Südkurier, 7. August 2015
Die Radsportgruppe "WinLo", die vor mehr als 25 Jahren aus der Freundschaft der Rennradfahrer aus Lottstetten und Wincheringen an der Obermosel entstanden ist, vergoss in einem Trainingslager in Rankweil/Vorarlberg eine Menge Schweiß. Die Radsportfreunde haben sich in den letzten Jahren zur internationalen Radsportgruppe entwickelt. Da das Winzerdorf Wincheringen direkt an Luxemburg grenzt, gesellten sich schon bald einige Luxemburger Radsportler dazu. Durch ähnliche Grenzverhältnisse in Lottstetten fanden auch schnell Schweizer Velofahrer den Weg zur Radsportgruppe, die sich einmal jährlich zum mehrtägigen Trainingslager trifft. Teilnehmer aus Österreich, vom Saarland, der Pfalz und dem Schwabenland komplettieren das Fahrerfeld seit Jahren. Mit Gerd Heintzius war erstmals ein Teilnehmer aus Belgien mit dabei. In diesem Jahr wurde mit 32 Teilnehmern eine neuer Rekord erreicht. Den Grundstein für die erfolgreichen Radsporttage legte das Gasthaus Mohren in Rankweil, das die beste Unterkunft der letzten Jahre war. Gut gestärkt und verpflegt strampelten die ambitionierten Sportler in vier Tagen über 400 Kilometer und bewältigten dabei über 6000 Höhenmeter. Am ersten Tag fuhr das Peloton durch den Toggenburg, wobei giftigen Steigungen nach Eggerstanden und zur Schwägalp bezwungen werden mussten. Die Radler waren beeindruckt, wie die Schweizer am Tag vor ihrem Nationalfeiertag die 80 mal 80 Meter große und damit größte Schweizerfahne der Welt am Säntisfelsen befestigten. Als das Wetter den Radlern am Samstag einen Strich durch die Rechnung machte, wurde kurzfristig eine Besichtigung der Rankweiler Liebfrauenbergkirche organisiert. Mit den ersten Sonnenstrahlen setzten sich die Radler jedoch wieder auf ihre karbonverstärkten Drahtesel und fuhren in den Bregenzerwald, wo sie am Bödele Steigungen bis zu 16 Prozent erwarteten. Die Königsetappe führte einen Tag später über den Thüringerberg, Faschina- und Furkajoch. In den Serpentinen zwischen Damüls und Rankweil waren die Radsportler nicht nur der sengenden Hitze, sondern auch den riskanten Überholmanöver der Motorrad- und Quadfahrern ausgesetzt. Am letzten Tag fuhr ein Teil der Gruppe noch von Rankweil nach Lottstetten. Dabei wurden die Radsportler Zeuge des Großbrandes bei Arbon, wo trotz des Einsatzes von 200 Feuerwehrleuten und drei Militärhubschraubern ein ehemaliges Industrieareal zerstört wurde. Die Rauchschwaden begleiteten die Radsportler 25 Kilometer durch den Kanton Thurgau. Nach kurzen Stopps in Stein am Rhein und am Rheinfall erreichten die Fahrer nach 150 Kilometer völlig erschöpft und dennoch glücklich Lottstetten.
Die internationale Radsportgruppe WinLo, die aus der Freundschaft der Lottstetter Rennradfahrer und dem Radsportclub Obermosel Wincheringen entstanden ist, war in einem Trainingslager in Rankweil/Vorarlberg. Die Teilnehmer aus Lottstetten, kniend von links: Gerold Keller, Klaus Philipps, Manfred Fröhlich, Fredi Nussbaum, Dieter Mattersteig und Thomas Güntert.
Waschtag am Oberhallauer Bergrennen
Südkurier, 1. September 2014
Letztes Rennen für Publikumsliebling Fritz Erb
Die Motorsportfreunde trafen sich am Wochenende beim Bergrennen in der Schweizer Nachbargemeinde Oberhallau. Viele Besucher kamen aus dem süddeutschen Raum. Die 500 Einwohner zählende Weinbaugemeinde im Schweizer Klettgau verwandelte sich in ein großes Fahrerlager. Insgesamt waren 230 Fahrer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich am Start. Bereits am Freitag war das Dröhnen der frisierten Motoren aus verschiedenen Garagen und Scheunen zu hören. Die Rennwagen fielen neben dem Gedröhne auch durch aufwendige Lackierungen und schönes Tuning auf. Beim Bummeln durch das Dorf konnten die Besucher die Boliden bewundern, den Mechanikern bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen oder einen Small Talk mit den Rennfahrern halten. Teilweise hatte Fahrer in der Klasse der Eigenkonstruktionen über 5000 Stunden für den Zusammenbau ihrer Gefährte investiert. Nachdem am Samstag die Trainingsläufe und der Mini-Cup gefahren wurden, gab es am Sonntagmorgen die ersten Wertungsläufe. Nach der Mittagspause kamen nicht nur die Formel Rennwagen auf die Strecke, sondern auch der Regen. Die unterschiedlichen Antriebs- und Bereifungsbedingungen sorgten in den einzelnen Klassen für einen offenen Rennverlauf. Beim anhaltenden Dauerregen stellte sich die Frage nach den Regenreifen allerdings nicht mehr. Die eingefleischten Motorsportfans ließen sich allerdings die Laune nicht verderben. Sie waren mit Regenkleidung, Schirmen und Alufolie bestens ausgestattet, um das Renngeschehen oberhalb der legendären Tarzankurve am Oberhallauerberg so erträglich wie möglich zu verfolgen. Der weite Blick in das Klettgau interessierte am Sonntagmittag allerdings wohl niemanden mehr. Auch nach den Boxenludern des Automobilrennsports wurde bei dem Wetter vergeblich Ausschau gehalten. Publikumsliebling war einmal mehr der 69- jährige Fritz Erb aus Hallau, der mit seinem Opel Kadett GT/E nach acht Kategoriesiegen zum letzten Mal am Oberhallauer Bergrennen antrat. Er wurde in diesem Jahr Opfer des Regens und wurde nur Vierter. Trotzdem wurde er nach dem Rennen von den Organisatoren und dem Publikum in der Tarzankurve groß verabschiedet. Der amtierende Schweizer Bergmeister Eric Berguerand war wie im Vorjahr der Schnellste auf der drei Kilometer langen Bergrennstrecke, auf der es galt bei einer durchschnittlichen Steigung von 5,2 Prozent 157 Höhenmeter zu überwinden. Mit seinem 500 PS starken Lola Formel 3000 Rennwagen, der nur 600 Kilo wiegt, fuhr Berguerand wieder mit 1:32.08 Minuten Bestzeit, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 117 Kilometer in der Stunde entspricht.
Mit dem Finnen durch den Klettgau
Hochrhein Anzeiger, 10. Juli 2013
Mit Pekka Roppo, dem wohl besten Läufer der 10 Kilometer Distanz in der deutschen Region, treffe ich mich in Weisweil auf eine Trainingsrunde. Mit dabei sind Andrea Todt, Gerhard Kaiser und Brunhilde Weber vom Lauftreff Klettgau, die uns die lange Strecke des bevorstehenden Klettgaulaufes zeigen, welchen Pekka Roppo dieses Jahr gewinnen will. Wie es unter Läufern üblich ist, ist man gleich auf Du und Du. Schon zu Beginn der 10-Kilometer Runde geht es den Bachtobel hinauf Richtung Hofgut Albführen, wobei wir 250 Höhenmeter überwinden. Der 30- jährige Finne erzählt mir, dass er wöchentlich zehn bis zwölf Mal trainiert. „Wie soll das gehen, die Woche hat doch nur sieben Tage“, wird sich mancher Hobbyläufer fragen. Roppo trainiert sowohl früh am Morgen, wie auch nach der Arbeit als Entwicklungsingenieur bei der Griessener Firma Bucher. Sonntags hat er frei. Der dreieinhalb Kilometer lange Anstieg wird immer länger und länger. Ich fasse meine Fragen immer kürzer und hoffte auf lange Antworten, da mir das Reden immer schwerer fällt und ich die Luft zum Atmen brauche. Bei Pekka ist von Anstrengung nichts zu sehen. Er erzählt mir lockeren Schrittes, dass er eigentlich gar kein Talent hat und mit 85 Kilo bei einer Körpergröße von 1,83 Meter viel zu schwer für einen Läufer ist. Seine Leistungen führt er auf seine eiserne Disziplin zurück. Jährlich läuft er über 4000 Kilometer, ernährt sich ausgewogen, trinkt keinen Alkohol und braucht jeden Tag neun Stunden Schlaf. Trotz der Anstrengung finde ich das Laufen in der Gruppe kurzweiliger, wie wenn man alleine auf weiter Flur unterwegs ist. Auf dem noblen Pferdegestüt Albführen erwarten mich meine Buben Matthias und Maximilian, die uns ein paar Meter begleiten. Pekka erinnerte sich, als er das erste Mal durch das Pferdegestüt lief und fasziniert war, dass man durch einen Torbogen in die Schweiz läuft. Auf dem Napberg angekommen, geht es dann viereinhalb Kilometer den Berg hinunter. Durch Waldschneisen können wir ins Schweizer „Chläggi“ bis zur Hallauer Bergkirche „Sankt Moritz“ sehen. Als Weinliebhaber faszinieren mich am meisten die Osterfinger und Wilchinger Rebberge, aber darüber brauchte ich mit Pekka ja nicht zu reden. Er erzählt mir, dass sich nach einem solch anstrengenden Anstieg Laktat in den Beinen absondert. Er meint damit wohl die schweren Beine, die sich bei mir wie aus Blei anfühlen. Bemerkenswert ist, dass der finnische Spitzenläufer keinem Verein angeschlossen ist. Bei der LG Hohenfels gebe es keine Läufer in seinem Alter und das Training beim LC Schaffhausen sei ihm zu zeitaufwändig, obwohl er dort mit Spitzenläufer wie Gerhard Schneble oder Hamd Mohamednur trainieren könnte. Endlich unten angekommen, passieren wir wieder die grüne Grenze und finden nach einer zwei Kilometer langen Flachpassage am Dorfbrunnen in Weisweil die so nötige Erfrischung. Pekka verabschiedet sich schnell, denn sein Tag neigt sich bereits dem Ende zu, da am nächsten Morgen um halb sechs die nächste Trainingseinheit auf dem Plan steht. Ich freue mich bereits auf ein Wiedersehen mit meinem Laufkollegen Pekka Roppo am 26. Juli beim Klettgaulauf.
Der "Harte Kern" ist nicht zu knacken
Südkurier, 25. Juli 2012
Traditionelles Grümpeturnier mit Neuerungen
Der „Harte Kern“ ist älter geworden, doch zu knacken sind sie immer noch nicht. Walter und Carola Rogg, Klaus Weigand und Ralf Handloser spielen nahezu seit 20 Jahren gemeinsam beim Lottstetter Grümpelturnier und gewinnen fast jedes Jahr die Wertung bei den Ortsmannschaften. „Wir gewinnen immer noch, obwohl wir bald 60 sind“, wundert sich Klaus Weigand. Einmal mehr war das Team „WEN“ der unterlegene Endspielgegner. Das Lottstetter Grümpelturnier war in diesem Jahr einmal mehr eine gelungene Veranstaltung. Erstmals begann es mit einem Handwerkervesper. Am Freitagabend wurde auch erstmals ein Bocciaturnier durchgeführt, was gut angenommen wurde. 12 Teams spielten den Sieger aus, ehe es bei Musik und Barbetrieb in die Partynacht ging. Am Samstag wurde dann Fußball gespielt, 22 Teams hatten sich angemeldet. Interessant sind jedes Jahr die einfallsreichen Namen der Teams. So spielten die legendären Blitzbergbuben, Fünf Deutsche und ein Türke, oder die Spitzkicker Hochrhein. Der Sonntagmorgen begann mit einem Brunch im Sportheim, der ebenfalls zum ersten Mal angeboten wurde, ehe die Spiele begannen. Bei den Aktivmannschaften gewann die Klabusterbeerenbande aus Jestetten. Bei den Plauschmannschaften siegte in überlegener Manier die Lottstetter Familie Bujupi vor den Jugendspielerinnen des Jestetter Zipfels. Für das beste Kostüm wurde der FC Feierabendbier mit einem Spezialpreis ausgezeichnet. Der erst 16- jährige Lottstetter Julian Paradiso, der in der Schweizer Drittliga beim FC Glatttal spielt, gewann in einem packenden Ausscheidungsschiessen den Titel des Lottstetter Elfmeterkönigs. Hansi von Maikowski hatte als Spielleiter wieder alles im Griff und war mit dem Verlauf der Lottstetter Traditionsveranstaltung durchaus zufrieden.
Der "Harte Kern" war beim Lottstetter Grümpelturnier wieder nicht zu schlagen. Das Siegerteam von links: Mico Kalem, Thomas Kreutz, Tobias Rogg und Christopher Schönefeld. Stehend rechts: Der Elfmeterkönig Julian Paradiso. Vorn von links die weiteren Spieler vom "Harten Kern": Walter und Carola Rogg, Robin Kalem, Klaus Weigand und Ralf Handloser.
Schweizer Meisterschaft auf deutschem Boden
31.Mai 2011 im Südkurier
Lokalmatador egalisiert Platzrekord und wird Vizemeister
Lottstetten (thg) Die Nationalen Schweizermeisterschaften der Amateurgolfer wurden auf deutschem Boden beim Golfclub „Rheinblick“ in Lottstetten-Nack durchgeführt. Diese endeten aus Sicht der Nacker Golfer mit einer Überraschung. Ihr Vereinskamerad Marco Iten wurde Vize-Schweizermeister. Er musste sich nur dem 18- jährigen Viktor William Doka von der Golf Academy Orlando geschlagen geben. Der 20- jährige Lokalmatador jagte ihn auf allerhöchstem Niveau bis zum 19. Loch der zweiten Finalrunde. Viktor Doka, jüngster Spieler der Schweizer Golf Junioren Nationalmannschaft, hatte am Schluss die besseren Nerven und ließ sich letztendlich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Das Finale wurde im Matchplay ausgespielt, im direkten Zweikampf, Loch um Loch. Doka und Iten zeigte bereits in den Qualifikationsrunden, bei denen die gesamten Schläge gezählt wurden, ihre hervorragende Form. Mit einer 66-er Runde egalisierte Iten den Platzrekord des Profis Robert Wiederkehr aus dem Jahr 2005. Günter Burkhard, der deutsche Golflehrer des Golfclubs „Rheinblick“, führte den jungen Sportler zu seinem größten Erfolg. Als Iten fünf Jahre alt war, kam er beim Familienurlaub in Amerika zum ersten Mal mit Golf in Kontakt. Vater Heiner wurde 1996 Mitglied im Golfclub „Rheinblick. Nach dem ersten Juniorentraining bei Günter Burkhard aus Stühlingen, war der damalige Filius vom Golfsport total begeistert und der Golfvirus hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Die Turnierspieler fanden auf dem Gelände vom „Rheinblick“ optimale Bedingungen vor. „Die Greens sind sehr, sehr schnell“. „In diesem Zustand präsentierten sich unsere Greens noch nie“, so das „Rheinblick- Urgestein“ Hannes Huggel. Die Greens wurden extra für dieses Turnier mehrmals täglich auf die minimale Schnitthöhe geschnitten. Doka und Iten mussten den körperlich anspruchsvollen Golfplatz achtmal, zu je zwei Runden bespielen. Dabei hieß es, 289 Mal hochkonzentriert einlochen. Die Damen spielten eine Runde weniger. Die Mid-Amateure, Golferinnen und Golfer ab 35 Jahren, spielten die Schweizer Meisterschaften ebenfalls aus. Bei den Damen siegte die Vorjahreszweite Fabia Rothenfluh vom „Golfclub Küssnacht am Rigi“ souverän. Paul Burkhard (Hittnau) und Janou Kammann (Zumikon) waren bei den Mid-Amateuren die Sieger.
Levi Leipheimer gewinnt in Schaffhausen die Tour de Suisse
21. Juni 2011 in der Andelfinger Zeitung
Grosses Radsportwochenende in Schaffhausen. Nach der Samstagsetappe von Tübach nach Schaffhausen entschied der Californier Levi Leipheimer am Sonntag im abschliessenden Zeitfahren die 75. Jubiläumsausgabe der Tour de Suisse. Nach 1246 Kilometer war er am Ende vier Sekunden schneller als der Italiener Damiano Cunego. Viele nutzten dieses Grossereignis zum Familienausflug.
Die Tour de Suisse ist die grösste schweizer Radrundfahrt. Nach Tour de France, Giro d´Italia und Vuelta a Espana gilt diese Veranstaltung als wichtigstes Etappenrennen im Radsport. Viele Radprofis, wie die Luxemburger Brüder Frank und Andy Schleck, nutzten diese Tour als Vorbereitung für die Tour de France, die am 2. Juli beginnt. Radsportlegenden wie Jan Ullrich, Lance Armstrong, Eddy Merckx oder Ferdy Kübler stehen auf der ewigen Siegerliste der Tour de Suisse, in die sich nun auch Levi Leipheimer einreihen kann. Am Sonntag ist in einem 32- Kilometer Einzelzeitfahren die Entscheidung gefallen, wer nach 1246 Kilometer und den Steigungen an Nufenen-, Grimsel- und Flüelapass sowie an der Grosse Scheidegg die Nase vorn hatte. Der Leader Damiano Cunego hatte in der Gesamtwertung fast zwei Minuten Vorsprung vor seinen ärgsten Konkurrenten. Im Zeitfahren reichte sein Vorsprung gegenüber Levi Leipheimer nicht ganz und es fehlten vier Sekunden zum Toursieg. Der Schweizer Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara gewann das abschliessende Zeitfahren mit einem Stundenmittel über 45 Kilometer. Am Samstag führte bereits die vorletzte der neun Etappen das Fahrerfeld von Tübach nach Schaffhausen. Eine Zusatzrunde entlang des Rheinfallbeckens, weiter über den Klettgau und den Hallauerberg, verlangte von den Fahrern noch einiges ab. Nach 163 Kilometer siegte der 21- jährige Slowake Peter Sagan, der schon die Königsetappe in Grindelwald für sich entschied. „Der Wettergott muss ein Velofahrer sein“, so ein Fan nach der Zieleinfahrt auf der Breite. Am Samstagmorgen und am Abend hatte es in Schaffhausen immer wieder kräftig geregnet. Als die Radfahrer kamen, schlossen sich die Regenpforten und die Region präsentierte sich den Fahrern und den vielen Fernsehzuschauer fast als Sonnenstube der Schweiz. Imposante Bilder in Neuhausen: Der Fernsehhubschrauber stand direkt über dem Rheinfall. Ein unendlich scheinender Tourtross mit Sicherheits- und Werbefahrzeugen, Begleitmotorräder, Pressefahrzeuge und VIP Wagen eilten entlang der Rheinfallpromenade dem Fahrerfeld voraus. Nach dem Peloton passierten die Mannschaftswagen die neugierigen Touristen und Radsportfans. Viele Familien nutzten diesen Anlass zum gemeinsamen Ausflug. Die kleinen Schnäppchenjäger kamen bei den Werbefirmen voll auf ihre Kosten. Wir haben bei den Fans nach den Eindrücken, die die Tour hinterlassen hat, gefragt:
Manfred Fröhlich, Neuhausen/SH: Die Tour de Suisse in Schaffhausen- das finde ich einfach toll. Beim Zeitfahren beim Opfertshofener gibt es kein „husch-husch“. Da erlebst Du die Fahrer hautnah. Schade dass der Radsport durch den Dopingsumpf derart in Verruf geraten ist. Es gibt mir zu denken, dass einige Radfahrer ihren Sport so in den Dreck ziehen. Doch durch diese „schwarzen Schafe“ lasse ich mir allerdings die Freude am wunderbaren Radsport nicht nehmen.
Thomas Keller, Nohl/ZH: Nicht nur vom sportlichen, auch wirtschaftlichen Aspekt gesehen ist die Tour de Suisse ein grosses Ereignis. Das Schaffhauserland mit dem Klettgau hat sehr viel touristisches Potenzial. Dieses Radsportereignis bietet der Region eine einzigartige Möglichkeit, sich während zwei Tagen einem internationalen Fernsehpublikum zu präsentieren. Die Schweizer Fahrer konnten sich, mit Ausnahme von Fabian Cancellara und Mathias Frank, kaum in Szene setzen. Dafür präsentierte sich die Region in Bestform.
Edgar Maier, Jestetten/D: Bei diesem Sportereignis war ja ganz Schaffhausen auf den Beinen. Die Top Organisation kann ich als deutscher Nachbar nur loben. Präzise wie ein Schaffhauser Uhrwerk. Zudem das begeisterte und gesittete Publikum. Leider habe ich von den deutschen Fahrern gar nichts gesehen.
Christoph Kaufmann, Schlatt/TG: Die Tour de Suisse gehört zur Schweiz wie der Schweizer Käse. Die Rundfahrt hat Tradition und ich wäre froh, wenn sie weiter Bestand hätte. Unser grosser Star Fabian Cancellara war der Publikumsliebling auf jeder Etappe. Sein Sieg im abschliessenden Zeitfahren war natürlich das „Zückerli“. Auch die Leistung von Mathias Frank wird sich positiv auf die Zukunft der Tour de Suisse auswirken.
Im Leben geht manchmal ein Schuss daneben
3. August 2012, Klettgauer Zeitung
Im Leben geht mancher Schuss daneben
Der Hallauer Tontaubenschütze Fabio Ramella hat sein Ziel bei den Olympischen Spielen in London nicht erreicht. Er wurde 34.
Bereits nach den ersten drei Qualifikationsrunden landete er mit 21, 23 und 22
von jeweils 25 möglichen Treffern nur auf dem 33. Rang. Die Finalrunde war praktisch nicht mehr zu erreichen. Am zweiten Wettkampftag traf er bei den letzten zwei Durchgängen nochmals 23 und 20
Scheiben, was eine Gesamttrefferzahl von 109 bedeutete. Dadurch rutschte er nochmals einen Platz nach hinten. Der Amerikaner Vincent Hancock gewann mit 123 von 125 möglichen Treffern die
Goldmedaille. Ramella hatte sich einen Einzug in die Finalrunde der sechs besten Schützen als Ziel gesetzt. Die Klettgauer Zeitung hat erste Reaktionen nach dem Wettkampf
eingeholt:
Guido Ramella, Vater und Betreuer: Mögliche Ursachen (nicht Ausreden) für sein Abschneiden sieht Fabio darin, dass er mit den schlechten Sichtverhältnissen in der ersten Runde sehr
schlecht zurechtkam. Ähnlich schlecht wie die anderen grossen Favoriten in der gleichen Rotte: Aramburo, Brovold und Lodde. Der schlechte Start hat ihn sehr unter Druck gesetzt. Die vielen Zuschauer,
das Klatschen, die Kameras taten das Ihrige dazu. Fabio hat sich plötzlich leer gefühlt, der Biss hat gefehlt und es ist mit jedem Fehler schlimmer geworden. Es war für ihn unmöglich mit dieser
Befindlichkeit ein Topresultat zu erzielen. Ein technischer Coach stand ihm leider nicht zur Seite. Fabio wird dies unter dem Aspekt "Lehrgeld", als wertvolle Erfahrung für künftige Ziele, abbuchen
müssen. Ansonsten ist Fabio gut bei Laune und geniesst nun die Stimmung und die anderen Sportarten an den Spielen. Am Donnerstag hat er mit Mentaltrainer Heinz Müller den Wettkampf unter diesem
Aspekt ausgewertet. Swiss Olympic hat sein Potential erkannt, das steht auch weiterhin ausser
Frage.
Thomas Hägin, Swiss Clay Shooting Federation: Ganz bestimmt liegt es nicht daran, dass Fabio jetzt oder in der Vorbereitung etwas nicht richtig gemacht hat. Das ist nur eine Frage
der Erfahrung. Es ist Olympia, der Gipfel des Sports. Dass man da halt etwas nervöser ist als sonst schon, ist doch ganz klar. Man will es natürlich besonders gut machen und belastet sich damit umso
mehr. Ich kann das nur zu gut nachvollziehen. Ich mache mir da um Fabio gar keine Sorgen. Überhaupt bei
Olympia dabei sein zu können, alle Hürden dorthin genommen zu haben, das ist doch die grosse Leistung. Die zu erbringen schaffen doch nur schon die allerwenigsten (36 Wettkampf Teilnehmer). Insofern
ist jeder bei Olympia schon ein Sieger wenn er nur starten kann. Sicher wird Fabio im Moment enttäuscht
sein. Aber in kurzer Frist wird er mit grossem Stolz zurückschauen und sich freuen. Ich bin sicher, auf höchstem Niveau wird es Fabio nach dieser ultimativen Erfahrung in Zukunft viel leichter haben,
seine wahre Leistung zu bringen. Also schauen wir doch mit Freude, was morgen noch geht. Toll war es in jedem Fall.