Schweizer Bauer, 11. Mai 2024
Regionaler Naturpark Schaffhausen öffnet viele Türen
Sophie Bührer betreibt in einem abgelegenen Dorf auf dem Reiat einen Hofladen. Sie profitiert dabei in vielfältiger Weise von der Zusammenarbeit mit dem Regionalen Naturpark Schaffhausen.
Thomas Güntert
„Naturpark-Produkte kauft niemand, weil sie nur mit dem Parklabel ausgezeichnet sind“, sagt Sophie Bührer
aus dem Reiatdorf Bibern. Die 24- Jährige hat im letzten Jahr mit ihrem Mann Reto (25) in dritter Generation den elterlichen Hof «Wagis Farm» übernommen. Der Betrieb umfasst 50 Hektaren Land, wovon
auf zwei Drittel der Fläche Futter für die 50 Milchkühe angebaut wird. Der Hof hat auch eine eigene Käserei, in der jährlich etwa 40´000 Liter Milch verarbeitet werden, was etwa zehn Prozent der
jährlichen Milchproduktion entspricht. In einer Betriebsgemeinschaft wird zudem noch ein Legehennenstall mit 18´000 Tieren bewirtschaftet. Im Juni 2020 hat Sophie Bührer auf ihrem Betrieb im Thaynger
Teilort einen Selbstbedienungs-Hofladen eröffnet. Der Zeitpunkt war optimal, da in der Coronapandemie die Grenzen auch für die Einkaufstouristen geschlossen waren. „Als die Grenzen wieder aufgegangen
sind, ist der Umsatz von einem Tag auf den anderen um ein Drittel zurückgegangen“, sagt Sophie Bührer.
Naturpark setzt strenge Vorgaben
Die Produkte für den Hofladen werden von rund 30 regionalen Produzenten zugekauft, im eigenen Laden verkauft und damit auch verschiedene Hof- und Dorfläden beliefert. Knapp 30 Produkte aus dem
eigenen Anbau sind mit dem Label des Regionalen Naturparks Schaffhausen zertifiziert. Urdinkelmehl, Eier, sämtliche Milchprodukte oder auch selbst gepresstes Sonnenblumen- und Rapsöl. Die Label
Kommission des Parks vergibt das Zertifikat nur, wenn der Betriebssitz im Parkperimeter liegt und mindestens 80 Prozent der Zutaten von dort stammen. Bei nicht zusammengesetzten Produkten wie Wein,
Apfelsaft oder Frischfleisch muss der Anteil bei 100 Prozent liegen. Zudem müssen mindestens zwei Drittel der Wertschöpfung im Parkperimeter generiert werden. Sophie Bührer erklärt, dass es dadurch
noch möglich ist, dass ausserhalb des Perimeters geschlachtet oder andere kleinere Verarbeitungsschritte erledigt werden können. Das Produkt darf zudem nur natürliche Inhaltstoffe haben und muss
qualitativ hochwertig sein. Simone Reinhart, beim Naturpark Leiterin Landwirtschaft und regionale Produkte, unterstützt die Produzenten bei der Ausarbeitung aller Unterlagen. Nach der Labelvergabe
prüft eine unabhängige Zertifizierungsstelle regelmässig den Betrieb und die Produkte, was im Gegensatz zu den Leistungen des Naturparks kostenpflichtig ist. „Die Kontrolle von «ProCert» kostet für
uns alle zwei Jahre rund 1000 Franken“, sagt die Jungbäuerin.
Verschiedene Wege führen zur «Wagis Farm»
„Durch den Naturpark gehen neue Lieferwege auf“, sagt Sophie Bührer und erklärt, dass es beispielsweise immer mehr Naturparkwirte gibt, die Naturparkprodukte verwenden müssen. Sie profitiert auch vom
Tourismus- und Freizeitangebot «Savurando» des Naturparks. Das ist eine kulinarische Schatzsuche auf dem unteren Reiat, bei dem die Teilnehmer verrätselten Hinweisen nachgehen und auf der neun Kilometer langen Route
regionale Spezialitäten direkt ab Hof probieren können. Sophie Bührer ist bei der Schaffhauser Herbstmesse auch am Stand des Naturparks, an dem verschiedene Bauern ihre Naturparkprodukte anbieten
können. Zudem macht der Naturpark auf verschiedenen Plattformen Werbung für die „Wagis Farm“. „Es reicht eben nicht, dass man gut ist, die Leute müssen auch wissen, dass es so ist“, betont Sophie
Bührer.
Südkurier, 30. September 2023
Der Apfelpapst vom Zürcher Weinland
Beat Möckli rettet alte Apfelsorten
Marthalen (thg) „Ich bin ein guter Chirurg“, sagt Beat Möckli, Urgestein aus der Zürcher Weinlandgemeinde Marthalen, wo er auch als «Apfelpapst“ bekannt ist. Jeden Tag und bei jedem Wetter ist er in seinem Obstgarten, in dem er 300 Niederstamm-Obstbäume gepflanzt und mittlerweile 200 davon mit etwa 400 alten und seltenen Sorten veredelt hat. „Ich genieße hier die Ruhe und den Bezug zur Natur, den ich sonst nirgendwo so direkt erleben kann“, sagt der berufliche Gartenbauer, der ursprünglich eigentlich Spengler gelernt hatte und erzählt, dass Marthalen nach dem Krieg mit über 11´000 Obstbäumen die baumreichste Gemeinde im Kanton Zürich war. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft und den Siedlungsdruck ging der Bestand aber stark zurück. Ohne seinen Obstgarten eingerechnet, gibt es heute gerade noch etwa 700 Obstbäume und es werden immer weniger. „Jede Apfelsorte ist für mich ein Stück Heimat, das es zu erhalten gilt“, sagt der 58- jährige Junggeselle. Mit seiner Partnerin Bettina Weiss unternimmt er jedes Jahr ein paar Reisen, die ihn immer in Sortengärten führen, aus denen er Edelreiser mit nach Hause nimmt. Ende Oktober reist der «Apfelpapst“ mit seiner Lebensgefährtin an die Atlantikküste zur «Europom» nach La Rochelle, zur bedeutendsten Obstsortenausstellung in Europa. Beim Rundgang durch den Obstgarten erzählt er mit einer einzigartigen Begeisterung, dass er hier Apfelsorten aus der ganzen Welt veredelt hat. Aus Irland hat er den «Ard Cain Russet», aus Südtirol den «Kalterer Böhmer» und aus Sizilien den «Gelatiapfel». Aus Deutschland holte er Edelreiser vom «Oberländer Himbeerapfel» oder vom «Minister von Hammerstein», der 1882 in Geisenheim gezüchtet wurde. In Amerika fand er den «Basler Eierlederapfel» und die süddeutsche «Zabergäurenette», die vermutlich durch Auswanderer in den Mittleren Westen kamen. Der dem «Boskoop» ähnliche, aber weniger säurebetonte «Zabergäu» hat es ihm besonders angetan. Die Apfelsorte entstand 1885 in Hausen an der Zaber als Zufallssämling und die im Oktober reifenden und bis im März haltbaren Früchte sind sowohl als Tafelapfel als auch zum Kochen, Backen oder Mosten zu gebrauchen. Als Pollenspender ist die triploide Sorte allerdings ungeeignet. Möckli hat in seinem Heimatort einen alten Baum mit «Zabergäurenetten» entdeckt, der allerdings kurz vor seinem Daseinsende steht. In so einem Fall wird der «Apfelpapst» zum Sortenretter. Im letzten Winter nach dem ersten starken Frost holte Möckli einige Edelreiser und veredelte sie in seinem Sortengarten. Möckli beherrscht viele Veredelungstechniken. Am gängigsten ist die einfache Kopulation, bei der ein jeweils bleistiftdicker Spross und Edelreiser schräg angeschnitten, zusammengefügt und mit Klebe- oder Gummiband zusammengebunden und mit Baumwachs bestrichen werden. „Der früher verwendete Bast wird dafür nicht mehr eingesetzt, weil er nicht elastisch ist“, sagt Möckli. Bei der Geißfußveredelung werden zwei unterschiedlich starke Veredelungspartner verbunden, indem die Unterlage ab- und ein Keil herausgeschnitten und das zu einem Gegenkeil geschnittene Edelreis eingepasst und verbunden wird. Für Möckli ist aber die Kopulation mit Gegenzungen die beste Veredelungsart. Dabei werden die Schnittstellen zusätzlich mit einem Einschnitt versehen, wodurch ein Ineinanderschieben der beiden Gehölze ermöglicht wird. Durch die Gegenzunge entsteht eine höhere Festigkeit der Verbindung und eine größere Kontaktfläche der Kambiumschichten, wodurch das Holz schneller zusammenwächst. Möckli ist aber nicht nur ein guter Chirurg, zu vielen Apfelsorten hat er auch eine Geschichte parat. Beispielsweise zum «Weißapfel», der früher bei den Schulhäusern gepflanzt wurde. Der schmeckte so furchtbar, dass ihn die Kinder nicht vom Baum gegessen haben. Der Apfel ist erst genießbar, nachdem er einige Monate im Keller gelagert hat. Oder vom «Kramer Apfel», den er nach dem bekannten Marthaler Eisenplastiker benannt hat, der in Basel in einem Geranienkasten seiner Mutter einen Zufallssämling fand, ihn in Marthalen zum Baum gezogen und Möckli einen Edelreiser davon gab. „Dann gibt es noch den «Beatus Alpha», das ist mein erster Apfelbaum, den ich selbst aus einem Zufallssämling selektioniert habe“, sagt der Apfelpapst aus dem Zürcher Weinland.
St. Galler Bauer: 24. September 2022
Zurück zu den Schwäbischen Wurzeln
Seit 40 Jahren unterstützen Freiwillige vom Caritas Hilfsprojekt «Bergeinsatz» unentgeltlich Schweizer Bergbauernfamilien, die sich in einer stark belastenden Situation befinden. Ulrike Kolb erlebte dabei eindrücklich, wie faszinierend das einfache Leben in den Bergen sein kann.
„Back to the Roots“, war der Leitspruch von Ulrike Kolb, als sie auf dem Bergbauernhof Sprecher im Skigebiet Grüsch-Danusa
einen dreiwöchigen «Caritas Bergeinsatz» leistete. Die Lehrerin aus Stuttgart - Bad Canstatt ist im Schwabenland selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen und wollte ihre Kindheitserinnerungen wieder
aufleben lassen. Sie wollte in der Schweiz aber auch Land und Leute kennenlernen. Nicht an den bekannten Tourismusdestinationen, sondern im wahren Leben. Durch eine Freundin wurde die 57- jährige auf
den «Caritas Bergeinsatz» aufmerksam. Im Mai hat sie sich entschieden, einer Bergbauernfamilie in einer Notsituation für Kost und Logis unentgeltlich bei der Arbeit zu helfen und klickte auf der
Website «www.bergeinsatz.ch“ den Hof von Jakob und Martina Sprecher an. Dann bekam sie von der Vermittlungsagentur die Kontaktdaten und nach einem Telefongespräch mit der Bergbäuerin war alles klar.
Martina Sprecher kann sich bei der Auswahl der Freiwilligen mittlerweile auf ihr Bauchgefühl verlassen. „Ich hatte einmal einen jungen Mann am Apparat, der mir von Anfang an nicht geheuer war, das
war dann ein Arbeitsloser der nicht zu gebrauchen war und nur günstigen Urlaub machen wollte“, erinnerte sich die Bäuerin. „Den haben wir nach zwei Tagen wieder heim geschickt“, fügte ihr Mann Jakob
hinzu. Jedes Jahr kommt aber auch der fast 70- jährige Pensionär Andi aus dem Kanton St. Gallen, um den Germer zu schneiden. Er ist für Jakob und Martina Sprecher mittlerweile zum Freund
geworden.
Die Arbeit am Hang macht auch die Knochen kaputt.
Jakob und Martina Sprecher bewirtschaften im Vorderprättigau einen Bergbauernhof mit zehn Milchkühen mit Nachzucht und einer Munimast mit 20 Tieren. Der Hof liegt unterhalb vom Vacca-Skilift auf 1100
Meter Höhe und umfasst 23 Hektaren Land und 15 Hektaren Wald. Vor einiger Zeit wurde auf der anderen Talseite auf 1400 Meter Höhe der 15 Hektaren grosse «Stels» Hof vom Vater der Bäuerin übernommen.
Der Bergbauernhof von Sprecher liegt in der Bergzone 3, der steilsten von vier Bergzonen. Jakob Sprecher (51) hat bereits ein künstliches Hüftgelenk und muss in diesem Jahr bereits seinen zweiten
Meniskus operieren lassen. „Ich weiss nicht, ob es von der Arbeit im steilen Gelände kommt, förderlich ist es aber sicher nicht“, sagte seine Frau Martina (42), die bereits ein künstliches Kniegelenk
hat. Die Tochter Lana (18) macht auf der Lenzerheide eine Ausbildung als Seilbahnmechatronikerin und wohnt nicht mehr auf dem Hof. Der Sohn Luca (15) hat im Engadin eine
Landwirtschaftslehre begonnen und ist nur noch selten daheim. Er soll einmal den Hof weiterführen. „Beide Betriebe sollten zum Leben reichen“, sagt sein Vater, der im Winter über 20 Jahre in Vollzeit
im Pisten- und Rettungsdienst der Bergbahnen Grüsch-Danusa beschäftig war, als er nur einen Hof bewirtschaftete. Mittlerweile ist er von Dezember bis April nur noch in Teilzeit beschäftigt. Seine
Frau arbeitet im Winter im Sportgeschäft in Grüsch und als Skilehrerin. Zudem hilft sie noch im Bergrestaurant Schwänzelegg aus. Im Sommer braucht die Familie Sprecher Hilfe,
weil sie währen der aufwändigen Heuernte auch noch die Munis im Stall und das Jungvieh auf den eigenen Weiden versorgen müssen. Die 10 Milchkühe sind extern auf drei Almen zum Sömmern verteilt.
Für jede Kuh muss die Familie Sprecher fünf Stunden Arbeit auf der Almweide ableisten. Zudem braucht der Grossvater Unterstützung bei den Schafen. Martina und Jakob Sprecher wollen den «Caritas
Bergeinsatz» so lange in Anspruch nehmen, bis der Sohn wieder auf den Hof kommt.
Das einfache Leben in einer neuen Welt
Der Tag auf der Alp begann für Ulrike Kolb um 8.00 Uhr mit dem gemeinsamen Frühstück, ehe es an die Arbeit ging. Die zarte Frau musste heuen, den
Kartoffelacker jäten und beim Holz sägen helfen. „Beim Heu rechen bin ich manchmal den Hang hinuntergerutscht“, sagte Ulrike, die diese Arbeit aus ihrer Jugendzeit auf dem elterlichen Hof im
Flachland kannte, wo die Arbeit aber lang nicht so anstrengend war. Weil am Berg oft der Wind weht, kann im steilen Gelände der Heubläser nicht immer eingesetzt werden und es bleibt nur die mühsame
Arbeit mit dem langen Handrechen. Für Ulrike war es aber immer wieder ein Erlebnis, wenn ein grosses Stück fertig war und wie ein grüner Teppich am Hang lag. „Ohne unsere Landwirtschaft gäbe es hier
keinen Tourismus“, sagte Jakob Sprecher und betonte, dass jeweils die Hälfte vom Skigebiet Kulturland und Weideland ist. In der ersten Woche war die Hilfe aus der Stadt abends K.O. und hatte keine
Lust mehr für Unternehmungen. Statt Kino und Kneipenbummel genoss sie die Ruhe in den Bergen und hat viel geschlafen. „Ich hatte ein ganz kuscheliges Zimmer unter dem Dach“, sagte Ulrike Kolb, die
ihre Familie nicht unbedingt vermisste. „Die brauchen mich nicht, die sind alle sehr selbständig“, sagte die Ehefrau und Mutter von zwei erwachsenen Kinder. Den Kontakt zur Familie erfolgte über
Whatsapp. „Das Internet funktionierte einigermassen, aber beim Telefonieren ist Vorsicht geboten“, sagte Ulrike. Wer keine Roaming Flatrate besitzt, für den kann es in der Schweiz sehr teuer werden,
wenn man nach Deutschland telefoniert.
Schweizer Folklore hautnah erlebt
Nach der Eingewöhnungswoche wurde Ulrike auch in ihrer Freizeit aktiv. Bei der Chilbi auf der Alp Schwänzelegg lernte sie eine Pfarrerin aus Norddeutschland kennen, mit der sie sich mal wieder in
ihrer hochdeutschen Muttersprache unterhalten konnte. Sie war auch beim «Donnschtig-Jass» in Grüsch, zu dem 2000 Besucher kamen und der sogar live im Fernsehen übertragen wurde. Mit dem Jassen konnte
sie allerdings recht wenig anfangen. Sie wäre gerne noch bis zum 10. September geblieben, wenn der grosse Almabtrieb ist und etwa 100 Kühe über Pusserein und Schliers ans Fest nach Grüsch getrieben
werden. Gerne hätte sie noch mitgeholfen, die zehn Kühe von Grüsch den fünf Kilometer langen Weg hinauf nach Vacca in den heimischen Stall zu begleiten. „Das war mein erster, aber sicher nicht mein
letzter Bergeinsatz, Ja klar, das werde ich sicher wieder machen“, sagte Ulrike, bevor sie sich Ende August ins kleine Auto setzte und wieder in die Schwabenmetropole Stuttgart gefahren ist. Die
Familie Sprecher ist nun wieder auf sich allein gestellt und bräuchte für die nächsten zwei Monate dringend noch einen Freiwilligen. Im Wald gibt es noch viel zu tun, beim Gras erfolgt noch der
dritte und vierte Schnitt und im Tal muss der Mais geerntet werden. Zudem müssen die Viecher versorgt werden, die nach dem Almabtrieb alle wieder auf dem Hof sind. „Für diese anspruchsvollen Arbeiten
wäre ein Mann gut“, betont Jakob Sprecher.
Südkurier, 13. Januar 2021
Otto Heckel ist tot
Aus dem Oberbayer wurde ein Lottstetter Urgestein
Lottstetten (thg) Aufgrund der strengen Corona Schutzvorkehrungen nahm kürzlich nur eine kleine Trauergemeinde mit Familienmitgliedern, Freunden und Vereinskameraden auf dem Lottstetter Friedhof Abschied von Otto Heckel. In der einfühlsamen Trauerrede erinnerte der katholische Pfarrer Richard Dressel an das Leben des Verstorbenen, das am 26. März 1942 in Bad Aibling in Oberbayern begann. Heckel wuchs mit sechs Geschwister auf und zog als neunjähriger Bub mit der Familie nach Hottingen auf den Hotzenwald und 1961 mit den Eltern und den Brüdern Manfred, Willi und Paul in den Jestetter Zipfel. Heckel wurde Fliesenleger und machte sich nach einigen Jahren selbständig. Durch seine gesellige, lebenslustige und aufrichtige Art fand er schnell Anschluss im Lottstetter Dorfleben. Aus dem Oberbayer wurde ein Lottstetter Urgestein. Beim Sportverein spielte er bis zu den Alten Herren Fußball und wurde auch für seine besonderen Verdienste außerhalb des grünen Rasens zum Ehrenmitglied ernannt. Über 50 Jahre war er beim Kegelclub „Hämmerno“ und ging mit seinen Kegelbrüder alljährlich auf eine Städtereise. Lange Jahre war er auch Mitglied beim Skiclub. In den 1990-er Jahren fuhr Heckel leidenschaftlich gerne Rennrad und genoss die Trainingslager am Gardasee, in Cesenatico oder an der Obermosel. Einige Jahre später wechselte er auf sein blaues Trike Motorrad, das zu seinem Markenzeichen wurde. Ein Leben lang pflegte Otto Heckel die Beziehung zu seiner Großfamilie, insbesondere zu seinen Geschwister. Mit der bereits verstorbenen Jugendbeziehung Annemarie Benz verband ihn der gemeinsame Sohn Wolfgang, der heute in den USA lebt. Im Jahr 1966 heiratete Heckel Darka Gustetic. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Monika lebt in der Schweiz und Sabine in Kanada. Im Jahr 1982 wurde die Ehe nach 16 Jahren geschieden. Heckel hatte einige Jahre später eine über 20- jährige Beziehung mit Renate Rüdt. Bereits im Alter von 60 Jahren wurde das Leben von Otto Heckel durch verschiedene Krankheiten stark eingeschränkt. Ein schwerer Schicksalsschlag war vor zweieinhalb Jahren der Tod von seinem Bruder Manfred, der ihm in seiner schweren Zeit zusammen mit seinen Schwestern Elfriede und Anita stets eine wertvolle Stütze war. Aufgrund seiner fortschreitenden Krankheit zog Heckel im Frühling 2019 ins Kreisalten- und Pflegeheim „Seniorenwohnen“ nach Jestetten, wo er am 29. Dezember im Beisein seiner Tochter Monika im Alter von 78 Jahren verstarb.
Südkurier, 8. Oktober 2020
Im Klettgau war Waschtag
Läufer rennt um die Schweiz und sammelt über 20´000 Franken für guten Zweck.
Lottstetten (thg) „Es schiffte den ganzen Tag, aber der kalte Wind war schlimmer“, sagte der Langstreckenläufer Roland Gröflin, nachdem er am Samstag durch den Klettgau lief. Seit dem 1. August umrundet der 55- jährige aus Rheinfelden (AG) die Schweiz im Gegenuhrzeigersinn entlang den Landesgrenzen. Auf der Etappe von Stühlingen nach Jestetten folgte er der Wutach bis nach Eggingen und lief dann entlang der deutsch-schweizer Grenze, die auch den deutschen Klettgau vom schweizer Chläggi trennt. „Manchmal wusste ich nicht, ob ich jetzt in der Schweiz oder in Deutschland war“, sagte Gröflin. Doch das interessierte ihn auch wenig. Bei Dauerregen war er zwar von Kopf bis Fuß mit Multifunktionskleidung eingepackt und vor der Nässe geschützt, doch der kalte Gegenwind blies ihm kräftig ins Gesicht. „Im Wald wurde mir mulmig, als Äste von den Bäumen fielen“, sagte Gröflin, der bei starkem Wind nie im Wald läuft. Am Sonntag folgte die spezielle Etappe von Jestetten nach Rafz (ZH). Die Distanz zwischen beiden Gemeinden beträgt zwar nur fünf Kilometer, doch entlang der Rheinschleife sind es über 30 Kilometer. Kurze Abstecher machte Gröflin am Rheinfall und auf der Klosterinsel Rheinau. Der Rhein wird Gröflin auf den letzten drei Etappen bis Rheinfelden begleiten, wo er und sein Begleiter am Mittwoch, 18 Uhr, am Loki-Kreisel erwartet werden. Gröflin wird auf seiner 2000 Kilometer langen Tour durch 14 Schweizer Kantone von seinem Freund Mosh Mangha mit dem acht Meter langen Camper begleitet. In den Alpen übernachteten die Beiden auf knapp 2000 Meter auf dem höchst gelegensten Campingplatz Europas und Gröflin passierte im Wallis auf dem 3268 Meter hohen Zwischbergenpass den höchsten Punkt der Tour. Die Schinderei in den Bergen kompensierte der Läufer mit der Vorfreude auf das Tessin. Als er jedoch in der Sonnenstube der Schweiz ankam, wurde er zum ersten Mal mächtig gewaschen und musste aufgrund der ergiebigen Niederschläge verschiedene unwegsame Laufabschnitte in die Talsohlen verlegen. Den tiefsten Punkt der Tour wurde am Lago Maggiore und der südlichste in Chiasso erreicht. Halbzeit war in Brissago. Auf der Königsetappe von Scuols zum Silvretta Stausee überquerte Gröflin in elf Stunden drei Bergsattel und bewältigte dabei 3000 Höhenmeter. Die Wegstrecken entlang des Bodensees wurden dann zwar flacher, aber länger. Deutschen Boden erreichte er erstmals am Schienerberg bei Stein am Rhein. „Es gibt 1000 Gründe, das zu machen und 1000 Gründe, es nicht zu machen“, sagte Gröflin, der auf der Tour die Komfortzonen verlässt und besondere Momente intensiv genießt. Er hat 15 verschiedene Paar Laufschuhe dabei, isst jeden Tag eineinhalb Kilo Müsli, damit er auf 5´500 Kalorien kommt und schläft mindestens acht Stunden. Gröflin möchte, dass jeder seiner rund 2,2 Millionen Schritte einen Rappen für die Laureus Stiftung einbringt, die für ihn ein spezielles Spendenkonto eingerichtet hat. Die Laureus Sport for Good Foundation verbindet Spitzensport und soziales Engagement und unterstützt mit speziellen Sportprojekten hilfsbedürftige junge Menschen. Gröflin sieht seine Schweiz Umrundung auch als Wettlauf mit dem Spendenbarometer. Als Gröflin 88 % der Laufstrecke hinter sich gelegt hatte, waren mit 20´879 Franken bereits 95 % des Spendenziels erreicht. „Die angestrebten 22´000 Franken können gerne überschossen werden“, sagte Gröflin. Weitere Infos und ein Live-Tracking gibt es im Internet unter www.ruds22.info.
Rolf Neuweiler sagt leise Adieu
Schaffhauser Nachrichten, 9. August 2019
Der Galerist Rolf Neuweiler ist müde geworden. Er schliesst Ende des Jahres in Büsingen die Alte Schmiede und zieht wieder nach Kreuzlingen.
Nach der Ausstellung des Diessenhofener Künstlers Erich Milz anlässlich der grenzüberschreitenden Museumsnacht
Hegau-Bodensee schliesst Rolf Neuweiler am 5. Oktober die Alte Schmiede in Büsingen. Im Jahr 2011 übernahm Neuweiler die Galerie, die zuvor der Jestetter Künstler Jochen Singer führte und danach
einige Zeit leer gestanden war. Der Büsinger Galerist organisierte in den acht Jahren rund 60 Ausstellungen mit Künstlern aus der Ostschweiz und Süddeutschland. Zuvor führte Neuweiler zehn Jahre lang
eine Galerie in Kreuzlingen und einige Zeit zusammen mit Klaus Rothe die Scheunen-Galerie Hontes auf dem Hohentwiel.
Kunstszene hat sich gewandelt
Die Entscheidung, die Galerie aufzugeben und wieder nach Kreuzlingen zu ziehen, wo er aufgewachsen ist und über 40 Jahre lebte, reifte in Rolf Neuweiler bereits im letzten Jahr. „Ich will mehr Freiheiten an den Wochenenden“, sagte der 71- jährige. Jährlich gab es in der Galerie fünf bis sieben Ausstellungen, die sich über vier Wochenenden zogen und Neuweiler samstags und sonntags jeweils zwei Stunden hütete. „In der letzten Zeit kamen deutlich weniger Leute und oft bin ich alleine dagesessen“, sagte Neuweiler. Er führt das darauf zurück, dass Kunst ein Nischenprodukt und das Angebot in der Region zu gross ist. Zudem gehen insbesondere die Jüngeren in der Kunst andere Wege. Ein Grund für den Rückgang der Besucher sieht er auch darin, dass die Künstler zu den Öffnungszeiten selbst immer weniger vor Ort waren und sich auch nicht mehr um Besucher bemühten. Der Galerist verlangte von den Ausstellern keine Raummiete, lediglich 20 Prozent vom Verkaufserlös der Kunstgegenstände. „Das hat aber nicht immer für den Mietzins gereicht“, bemerkte Neuweiler. „Die Galerie hat mich gut gedünkt“, sagte die Besitzerin Vera Schraner, die die alte Schmiede ihres Ur-Ur Grossvaters am Liebsten wieder als Ausstellungsraum vermieten würde. Vorzeitiges Abschiedsfest
Vor zwei Jahren ist Neuweilers Ehefrau Barbara gestorben, wegen der er vor elf Jahren nach Büsingen kam. Neuweiler selbst ist gesundheitlich noch fit und will künftig in Kreuzlingen die Zeit mit alten Bekannten verbringen und sich wieder auf die eigene künstlerische Kreativität konzentrieren. Bereits am Sonntag, 18. August lädt er ab 15.00 Uhr Freunde, Bekannte und Künstler nochmals in die Alte Schmiede in der Junkerstrasse 59 zur „Uuslumpete“ ein. Zu seinem Abschiedsfest bringt Neuweiler über 70 seiner Kunstwerke mit, die er den Besuchern dann als Abschiedsgeschenk mit nach Hause gibt. Ich glaube nicht, dass mir die Galerie fehlen wird, obwohl ich dort sehr schöne Zeiten erlebt habe“, sagte Neuweiler. Seine Wohnung im Ortsteil Stemmer hat er gekündigt und wird Ende August zu seinen Wurzeln zurück kehren. Als Mitglied des Kunstforums und als Gönner des FC Büsingen wird Rolf Neuweiler der Exklave aber weiterhin erhalten bleiben
Der Heckel Willi wird 80
Sürdkurier, 4. April 2019
Wilhelm Heckel, der in Lottstetten als "Der Heckel Willi" bekannt ist, feiert am Mittwoch, 4. April seinen 80. Geburtstag. Dann kommt der Lottstetter Musikverein "Harmonie", um seinem Ehrenmitglied einen musikalischen Gruß zu überbringen. Die große Geburtstagsparty mit Familie und Freunden steigt am Samstag in der Lottstetter Engelscheune. Neben den in der Region wohnhaften Kindern Petra, Udo und Stefan kommt die Tochter Birgit extra aus Los Angeles angereist. Mit dabei sind auch sieben Enkelkinder. "Die Geburt des achten Enkelkindes wird im April erwartet", bemerkt Willi Heckel mit sichtlichem Stolz. Der Jubilar wurde in Villingen als Sohn von Otto und Therese Heckel geboren und wuchs mit den Brüdern Manfred, Otto und Paul, sowie den Schwestern Anita und Elfriede in der Heimat der Mutter in Oberbayern auf. Später zog die Familie Heckel nach Herrischried, wo der 14- jährige Willi in der Trachtenkapelle die Faszination zur Musik fand, die ihn ein Leben nicht merh loslassen sollte. Als 18- Jähriger war er auch dabei, als im Gasthaus Ochsen in Herrischried einer der ersten Fußballclubs auf dem Hotzenwald gegründet wurde. Obwohl er seine sportliche Karriere schon frühzeitig wegen Knieproblemen beenden musste, blieb er seinem Verein als Schiedsrichter lange Jahre erhalten. Vor zwei Jahren wurde er vom FC Herrischried anlässlich der 60- jährigen Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt und seit über 25 Jahren ist er auch Mitglied beim FC Weisweil, wofür er die Silberne Ehrennadel erhielt. Im Jahr 1959 zog die Familie Heckel nach Lottstetten, wo Willi Heckel bald darauf Ursula Baumann heiratete und auch das Dorfgeschehen prägte. Der "Heckel Willi" trat nicht nur in den Musikverein Harmonie ein, sondern sorgte mit dem Trio Heckel und als Alleinunterhalter insgesamt über 20 Jahre bei den verschiedensten Anlässen für tolle Stimmung. Beim Sportverein Lottstetten war er fünf Jahre Erster Vorsitzender und maßgeblich am Bau des Lärchensportplatzes beteiligt. Heckel gründete die Tischtennisabteilung und die Lottstetter Straßenfasnacht. In seiner sechsjährigen Amtszeit als Gemeinderat erlebte er den Wechsel der langjährigen Bürgermeister Max Keller und Lothar Mülhaupt. Nachdem die erste Ehe in die Brüche gegangen war, heiratete er am 12. 12. 2012 im betagten Alter von 74 Jahren die Schweizerin Edith Döbeli aus Otelfingen. Der Jubilar ist noch sehr vital und durch seine gesellige Art weit über die Region hinaus auch sehr beliebt. Am Ostersonntag besuchte Willi Heckel das Jahreskonzert der Trachtenkapelle Herrischried und jedes Jahr im August geht er ein paar Tage in seine alte oberbayrische Heimat nach Großhöhenrain, um seine alten Freunde und Schulkollegen zu besuchen.
Christian Gromann, der Exot unter den Hochrhein-Winzern
Südkurier, 4. November 2017
Christian Gromann ist der einzige Vollerwerbs-Biowinzer am Hochrhein und ist wieder einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Der gelernte Weinhandelsküfer, der in Rechberg und Erzingen rund fünf Hektar Reben bewirtschaftet, hatte eine 50 Prozent geringere Ernte als im Jahresschnitt. "Aber die Qualität stimmt", betonte Gromann, der in diesem Jahr wieder zwei große Auszeichnungen bekam. Zwei seiner 2015-er Rotweine wurden vom Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V., "EcoVin", in die Liste der besten Bioweine Deutschlands aufgenommen. Für solche Auszeichnungen muss sich Gromann jedoch großen Herausforderungen stellen, wovon die größte der Kampf gegen den unechten Mehltau Peronospora ist. Der Biowinzer darf dagegen nur Kontaktmittel verwenden, das nicht in die Pflanze eindringt. Bei Niederschlagsmengen ab 20 Liter pro Quadratmeter wird der Pflanzenschutz allerdings wieder abgewaschen. "Wenn es in den wichtigsten Perioden Mai und Juni nur regnet, brauchen wir mit der Pilzbekämpfung gar nicht mehr anfangen, das schafft man nicht mehr im Biobereich", betonte Gromann, der mittlerweile über die Hälfte seiner Rebberge mit pilzwiderstandsfähigen Sorten bestockt hat. Zudem muss er die Unterstockbegrünung niedrig halten, da viele Infektionen vom Boden her kommen. Ein Biowinzer darf das Gras nicht mit Glyphosat abspritzen. Zudem kommen immer wieder neue Schädlinge in den Rebberg. Im Jahr 2014 war es die Kirschessigfliege, die einen Großteil der Ernte vernichtet. In diesem Jahr kamen dann auch noch Frost und Hagel dazu. Der Spätfrost im April hat Gromann allerdings nicht allzu sehr betroffen, da er bei seinen Reben sowieso eine Mengenregulierung vornimmt. Im August kam dann aber der Hagel, der in seiner eineinhalb Hektar großen Rebparzelle in Rechberg rund 80 Prozent der Trauben vernichtete. Für den Bio-Weinbauer war das sehr schmerzhaft, da er im Schnitt sowieso nur rund 500 Gramm pro Quadratmeter erntet, was etwa der Hälfte eines konventionellen Winzers entspricht. Gromann bemerkte, dass sich der Weinbau durch den Klimawandel verändert hat. Beim traditionellen Spätburgunder verwendet er inzwischen andere Klone, weil die Beeren zu groß werden, keinen Platz im Traubengerüst haben und aufplatzen. Der gebürtige Nacker ist aber nach wie vor vom Biorebbau überzeugt, obwohl er ein viel höheres Risiko hat als ein traditioneller Weinbaubetrieb. "Bioweinbau bringt mir eine bessere Traubenqualität, weil die Traube nicht durch synthetische Stickstoffe oder sonst irgendetwas gepuscht, sondern von Natur aus wächst", bemerkt Gromann, der nur zu gut weiß, dass man nur mit guten Trauben auch guten Wein machen kann. "Den Bioweinbau mache ich auch aus ökologischer Sicht, weil es einfach gesünder ist", betont Gromann. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Rebflächen liegt in Deutschland mittlerweile bei knapp zehn Prozent, Tendenz steigend. Biowinzer wissen, dass sie auch mit schlechten Jahren leben müssen. Eine Versicherung gegen den Frost gibt es zwar, ist jedoch fast unbezahlbar. Seit die Wetterkapriolen zugenommen haben, hat Christian Gromann eine Hagelversicherung abgeschlossen. "Aber was nützt der finanzielle Ausgleich, wenn ich keinen Wein im Keller habe", fragt sich der 53- Jährige. Der Kunde ist anspruchsvoller geworden. Er erwartet jedes Jahr einen guten Wein und will auch wissen, wer hinter dem Produkt steht und wie es gemacht wird. Die Weinliebhaber haben am kommenden Wochenende die Möglichkeit, das Rechberger Bioweingut kennen zu lernen, wenn Christian Gromann samstags und sonntags ab 13 Uhr zur Gratis Rotweinprobe und Rotweingulasch einlädt. Gespannt sein darf man insbesondere auf die 2015-er Rechberger Spätlese und das C.G. Cuvee, zwei der besten Bioweine Deutschlands.
Trinktemperatur sorgt für vollkommenen Weingenuss
Badischer Winzer, 1. April 2016
"Gute Weine sind zu schade, um sie mit der falschen Temperatur zu trinken", betont der 71- jährige Pensionär Gerd Arnold aus der deutschen Gemeinde Wutöschingen am Hochrhein. Der selbständige Maschinenbautechniker, der sich mit Feuchtemessgeräten und vollautomatischen Produktionssteuerungen für Betonanlagen einen Namen gemacht hatte, ging vor vier Jahren in den Ruhestand, doch sein Erfindergeist ist geblieben. Der Weingeniesser weiss nur zu gut, dass bei einem Wein die Trinktemperatur von entscheidender Bedeutung ist, wenn man den vollkommenen Trinkgenuss erleben will. Zu hohe Temperaturen beeinträchtigen das sensorische Erlebnis, da sie die Empfindung von Frucht, Säure und Gerbstoff reduzieren. Besonders zu warme Weissweine schmecken oft breit und plump. Zu kühl getrunkene Weine verlieren hingegen ihren aromatischen Charme und bei zu kalten Rotweinen treten Tannine und Säuren aggressiver in den Vordergrund. Bei einem kräftigen gehaltvollen Rotwein kommt das Weinbouquet erst bei einer Trinktemperatur ab 16 Grad voll zur Geltung. Die Trinktemperatur erhöht sich durch die rasche Erwärmung des Weins im Glas allerdings um ein bis zwei Grad, was bei der Serviertemperatur zu berücksichtigen ist. Beim Einschenken sollte die Temperatur daher je nach Sorte und Ausbau zwischen sieben und 17 Grad liegen.
Die richtige Temperatur zum richtigen Wein
Da Gerd Arnold von handelsüblichen Manschetten, die man zur Temperaturmessung des Weines um die Flasche klemmt, nicht viel hält, hat er die Vinotherm Sensorfolie entwickelt. Mit einem hochsensiblen Digitaltemperaturfühler hat er die Temperatur eines gekühlten Weins in der Flasche gemessen und das passende Flüssigkristall zugeordnet, das sich genau bei der gleichen Temperatur grün verfärbt. In der Versuchsreihe, bei der er von seinem Sohn Philipp, einem Diplom Physiker unterstützt wurde, wurde eine Sensorfolie mit zehn verschiedenen Flüssigkristallen entwickelt, die eine Temperaturskala von sechs bis 24 Grad abdeckt. Die einheitlichen Temperaturfühlerstreifen werden auf Papierrollen aufklebt, damit sie mit den handelsüblichen Etikettiermaschinen ohne Mehraufwand auf die Weinflasche aufgebracht werden können. Gerd Arnold hat die Vinotherm-Sensorfolie patentrechtlich schützen lassen. Mit der Winzergenossenschaft Moselland in Bernkastel-Kues wurde eine Versuchsserie mit 20´000 Thermostreifen gefahren. Nachdem keine Reklamationen kamen, lässt Arnold sein Produkt in jeder gewünschten Stückzahl produzieren. Der Preis für die Temperaturmesstreifen liegt im Centbereich. Der Pensionär genießt es, seine neueste Erfindung ohne Druck auf den Markt zu bringen. Durch seine früheren Erfindungen konnte sich Arnold bereits einen gewissen Luxus leisten. In Schönenbach am Schluchsee hat er ein 150 Jahre altes Bauernhaus gekauft, das er nach seinen Wünschen zur Gaststätte "Bartlehof" umgebaut hat. Auch dort wurde das Patentamt bereits aktiv. Der Tüftler hat die auf 1000 Meter gelegene Weinstube als "höchste Weinstube des Schwarzwaldes" gesetzlich schützen lassen.
Ein Lehrer sitzt ein halbes Jahrhundert an der Orgel
Südkurier, 2. Mai 2015
Winfried Weeber feiert besonderes Jubiläum
Die katholische Lottstetter Pfarrgemeinde "Sankt Valentin" feiert am kommenden Samstag das Jubiläum ihres Organisten Winfried Weeber, der 50 Jahre lang seinen anspruchsvollen Dienst pflichtbewusst und gewissenhaft versehen hat. Winfried Weeber ist in Weil am Rhein aufgewachsen und studierte nach seiner Schulzeit Philosophie, Theologie und Pädagogik. An Ostern 1965 saß Weeber zum ersten Mal als junger Orgelspieler auf der Empore der Lottstetter Valentinskirche. Der heute 76- Jährige war als junger Lehrer nach Lottstetten gekommen, weil man dort einen Organisten brauchte, der zugleich in der Kirche den Orgeldienst übernehmen konnte. Bis dahin hatte Frau Burgemeister, die Frau des Messners, die Orgel gespielt. Weeber merkte schnell, dass die alte Braun-Pfeiffenorgel nahezu unbespielbar war. Der Erzbischöfliche Musikdirektor Binninger kam, und erklärte die Orgel als nicht reparabel. Da die finanziellen Mittel fehlten, wurde eine elektronische Kirchenorgel angeschafft. Obwohl diese nur ein Bruchteil einer Pfeiffenorgel kostete, musste sie größtenteils durch Spenden finanziert werden. Zur damaligen Zeit war eine solches Musikinstrument in der Kirche allerdings sehr ungewöhnlich. Als einige Jahre später ein Heizungsdefekt die Kirche schwer beschädigte und die Orgel zerstörte, wurde die zweimanualige elektronische Orgel mit den 30 Registern angeschafft, die heute noch auf der Empore steht. Weeber spielt auch an den Pfeifenorgeln in der Pfarrkirche Sankt Jakobus Altenburg und in der evangelischen Kirche in Jestetten. Die Messen in der Nacker Kapelle begleitet der Organist mit seinem eigenen elektronisches Harmonium, das er der Pfarrgemeinde gestiftet hat. Seine ersten Erfahrungen mit der Orgelmusik machte Weeber bereits als junger Ministrant, als er einem Vikar an der St. Peter und Paulskirche in Weil am Rhein zusah und zuhörte. Die Klangvielfalten waren es schon damals, die den kleinen Winfried faszinierten. Die Orgel klang eben anders wie das Klavier seiner Mutter. Weeber liebt es noch heute, wenn er bei Improvisationen die eigenen Empfindungen musikalisch zum Ausdruck bringen kann. Obwohl im Laufe der Jahre neues Liedgut und moderne Orgelmusik Einzug hielten, spielt Weeber immer noch am liebsten die Musik von Georg Friedrich Händel. Der Jubilar erinnert sich aber auch, dass der Orgeldienst in den Anfangsjahren, als es an den Wochenende noch mehrere Gottesdienste gab, auch eine Belastung für die junge Familie war. Weeber war über 40 Jahre im Schuldienst tätig und auch seine Ehefrau Ingeborg war Lehrerin. Weeber, der unter sieben Lottstetter Pfarrern den Orgeldienst leistete, konnte von der Empore auch den gesellschaftlichen Wandel in der Kirche erkennen. Im Laufe der Jahre wurden die Kirchenbesucher immer weniger. "Wer früher eine besondere Stellung in der Gemeinde hatte oder zum Dorfleben dazugehören wollte, bei dem gehörte der sonntägliche Kirchgang dazu", so Weeber, der heute vor allem die Kinder in den Gottesdiensten vermisst. Erfreut ist Weeber über den Zusammenhalt des Organisten-Teams der Seelsorgeeinheit Jestetten. "Wir helfen uns gegenseitig ganz unkompliziert aus", so Weeber. Wer beim Festgottesdienst an der Orgel sitzt und in welcher Form der Festgottesdienst stattfindet, weiß der Jubilar nicht. "Pfarrer Dressel will mich überraschen", sagt Winfried Weeber mit gespanntem Blick. Er weiß nur, dass der Gottesdienst um heute Abend um 18.30 Uhr beginnt, vom Gesamtkirchenchor der Seelsorgeeinheit Jestetten begleitet wird und dass es im Anschluss noch einen Umtrunk geben soll.
Der schnelle Diakon vom Klettgau
Konradsblatt vom 4. Oktober 2014
Johann Klee hat einen besonderen Bezug zu Sport und Kirche
Mit 55 hat er angefangen zu rennen, heute ist er 77 und hat 14 Marathons gelaufen, Halbmarathons mögen es etwa 50 gewesen sein, gezählt hat er sie irgendwann einmal nicht mehr. Die Rede ist vom Klettgauer Diakon Johann Klee. Wer allerdings denkt, der Geistliche sei gemütlich durch den Wald gejoggt, der irrt mächtig. Seine Marathon Bestzeit liegt bei 2:50, den besten "Halben" ist er in 1:14 gelaufen. Er wurde 17 Mal Badischer Meister, einmal sogar deutscher Berglaufmeister. "Als ich die zehn Kilometer nicht mehr unter 40 Minuten lief, habe ich mit Wettkampfsport aufgehört", bemerkte der sportliche Diakon. Für Klee erhöht sich die Lebensqualität durch das Laufen erheblich. "Durch die Bewegung in der frischen Natur nimmt die Sauerstoffaufnahme zu und man ist geistige viel fitter", sagt der Diakon, der sich viele Predigten beim Laufen ausgedacht hat. "Als Sportler lebt man viel bewusster und Sport ist auch eine gewisse gesundheitliche Vorsorge", bemerkt Klee. Er hat sich mit Wettkämpfen bewusst unter Druck gesetzt, da er sich sonst aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten zu wenig Zeit zum Trainieren genommen hätte. Der 77- Jährige läuft heute noch fünf- bis siebenmal die Woche, jeweils etwa 15 Kilometer. Der Klettgauer Diakon war schon jeher eine schillernde Figur. In jungen Jahren ist der Seelsorger Radrennen gefahren, seine große Leidenschaft galt dem Reiten. Bevor er das Amt des Diakons ausübte, erlernte er erst einmal den Beruf des Kellermeisters. Noch heute macht er aus seinen Hausreben das eigene Fässchen Wein. "Das ist allerdings nicht der Erzinger Messwein", betont Klee, der und erklärt, dass für den Messwein der vereidigte Winzer Lorenz Keller aus Erzingen zuständig ist. "Er musste auf der Bibel schwören, dass er seinen Wein nicht panscht", weiß Klee. Die Klettgauer Kirchgänger stören sich nicht an seiner Laufleidenschaft. "Als ich noch in Donaueschingen tätig war, haben ein paar muckiert, als ich statt in die Kirche, zu den Badischen Meisterschaften gefahren bin", erinnert sich Klee, für den die heutige Gesellschaft ehrlicher geworden ist, obwohl die Zahl der Kirchgänger rückläufig ist. "Früher war der sonntägliche Kirchgang mit einem sozialen Druck verbunden", betont Klee. "Wer keine Bindung an Gott hat, sucht sich heute einen Ersatzgott, um seinen Halt zu finden, obwohl er ihn dort sicherlich nie finden wird", sagt Klee, der diese Entwicklung an der vergangenen Fußballweltmeisterschaft beobachten konnte. Für ihn ist es wichtig, dass sich das heutige Kirchenpersonal unter die Gesellschaft mischt. "Wenn ich im kleinen Kämmerlein vor mich hin bete, verkünde ich keinen Glauben", bemerkt der Klettgauer Diakon. Kürzlich ist Klee wieder raus zu den Leuten gegangen, als er in Weisweil den Klettgaulauf moderierte, wo das Ziel bei der Kirche war. "Für mich ist es immer wieder ein tolles Gefühl, wenn ich sehe, wie so viele Leute so schnell zur Kirche hin rennen", scherzt Klee, der allerdings selbst nicht mehr mitlaufen wollte, da er Angst hatte, dass er rückfällig wird und ihn das Wettkampffieber wieder packt.
Josi-Plauen, der Kunstmaler der aus dem Osten kam
Veröffentlicht am 16. Mai 2013 im Südkurier und Alb Bote
Josi Plauen ist einer der bekanntesten Kunstmaler der Region. Eigentlich
heißt er Jochen Singer und stammt aus Plauen im Vogtland. Mittlerweile ist Jestetten seine Heimat geworden, wo er seit 1997 eine eigene Malschule führt. Handwerkliche Können ist für ihn die
Grundvoraussetzung für ein gutes Bild: „Wenn Malen das Fleisch ist, ist das Zeichnen das Skelett“. Laut Statistik sind beim Malen 30 Prozent Talent und 70 Prozent kann man lernen. „Ich hatte bisher
nur einen Fall, wo ich mit meiner Kunst am Ende war“, erinnert sich der Mallehrer, der seit über zwölf Jahren unterrichtet. Ein Maler kann sich selbst durch seine Bilder verwirklichen. „Ich gebe nur
das handwerkliche Können, das man nach einem halben Jahr in den Grundzügen beherrschen kann“, betont der Kunstmaler, der seine ersten malerischen Schritte bei Fredo Bley, einem bekannten vogtländer
Landschaftsmaler machte. Ab 1970 arbeitet Singer mit dem politisch kritischen Kunstmaler Rolf Andiel zusammen, der 1987 in der damaligen DDR Berufsverbot erhielt. Auch Singer malte kritische Bilder,
beispielsweise ein Seiltänzer oder ein Gesicht mit einer Maske, die er wegen „ungenügender Bewältigung politischer Problematik“ nicht ausstellen durfte. Nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf
Biermann im Jahr 1976 kam in ihm immer mehr eine kritische Haltung gegenüber dem Staat auf. Nachdem er 1987 einen Ausreiseantrag gestellt hatte, durfte er im September 1989, zwei Monate vor dem
Mauerfall, mit seiner Frau Elke und den Kindern Daniela und Pascal in den Westen ausreisen. In Jestetten, wo bereits einige Verwandte wohnten, hat die Familie schnell Fuß gefasst. Jochen Singer nahm
in einem Betonwerk in Lottstetten Arbeit an und widmete sich bald wieder der bildenden Kunst. Mit der Eröffnung seiner Malschule erfüllte sich Josi Plauen einen Lebenstraum und mittlerweile hat er
sein Hobby zum Beruf gemacht. Er gibt Grundkurse im Zeichen, vermittelt die richtige Perspektiven und Farbenlehren und erklärt den Bildaufbau. Seit elf Jahren gibt Singer auch Unterricht in der
Aktmalerei. Sein Malstil hat sich im Westen grundlegend verändert. Während
seine Bilder im Osten eher dunkel gehalten waren, vermittelt er heute vorzüglich die Schönheiten der Natur im Wechselspiel der Farben des Lichts. „Man sollte weniger mit den Augen, und mehr mit dem
Herzen malen“, betont Josi Plauen, für den malen eine ganz spezielle Art ist, Gefühle auszudrücken und Stress abzubauen. „Ein Maler sucht immer wieder nach neuen Motiven, wodurch er das Umfeld
bewusster wahrnimmt und viel intensiver lebt“, ist sich Singer sicher. Deshalb macht er auch immer wieder seine Überlebenstrainingstage, an denen er sich irgendwo aussetzen lässt und zu Fuß nach
Hause läuft, wobei er drei bis vier Nächte im Wald übernachtet und von dem lebt, was die wundervolle Natur hergibt.
Der Jestetter Kunstmaler Josi Plauen hat sich ein Lebenstraum erfüllt. Einst als Disponenten im Baugewerbetätig, führt er seit Jahren in Jestetten als Mallehrer die eigener Malschule
Rheinläufer hats geschafft
Nach genau 1425 Kilometer erreichte der Schweizer Extremläufer Reto Hunziker nach 42 Tagen das Ziel an der Nordsee. Am 13. Juni war er an der Rheinquelle in den Schweizer Bergen gestartet und ist den gesamten Rheinverlauf in 35 Tagesetappen gelaufen. Lediglich sieben Ruhetage gönnte er sich. Dabei sammelte er 50.000 Schweizer Franken für die Krebsliga.
Runners, 15. September 2012
Der Schweizer Reto Hunziker hat am Dienstag, nach exakt 1425 Kilometer, die er in 35 Tagesetappen gelaufen ist, die Nordsee erreicht. Er startete am 13. Juni an der Rheinquelle und gönnte sich lediglich sieben Ruhetage. Reto Hunziker hat bei seinem Projekt „Run for Kids“ 50.000 Schweizer Franken für krebskranke Kinder gesammelt. Am 4. November findet die Spendenübergabe beim Walliseller Lauf statt. Bereits am dritten Tag drohte das Projektzu scheitern, als Hunziker in Vaduz einen Kreislaufzusammenbruch erlitt. Entlang des Bodensees und des Hochrheins hat er sich dann wieder aufgerappelt. In Basel kam dann der zweite Tiefpunkt, als er sich nachts übergeben musste. „Ich habe da aus den Erfahrungen von Vaduz gelernt“, sagte Hunziker. An den folgenden drei Tagen ist er jeweils über 50 Kilometer gelaufen. „Von da an wusste ich, dass ich es schaffen kann“, betonte der Extremläufer. Verschiedene kleinere Blessuren verschwanden schnell wieder. Ein besonderes Etappenziel war Köln, wo er vor zehn Jahren den ersten Marathon gelaufen ist. Hunziker wurde auf der Strecke immer wieder von Läufern begleitet. In Rotterdam erwarteten ihn seine Ehefrau Jacqueline und Töchterchen Giannina.Die letzte Etappe ist Reto Hunziker mit Mario Ricci,der die gesamte Tour mit dem Wohnmobil begleitete, zusammen gelaufen. Trotz Temperaturen von nahezu 35 Grad, wurde esein Genusslauf. „Es war ein unglaubliches Gefühl, als der „Rijn“ aufhörte und wir das Meer sahen und kein Horizont mehr sichtbar war“, schwärmten beide. Weitere Infos gibt es unter www.1333km.ch.
Freddy wird zum Mythos
veröffentlicht am 19. Mai 2012 im "Südkurier" und "Alb Bote"
Die guten alten „Freddy -Zeiten“ wollen ehemalige Gäste vom Lottstetter Tanzcafé „Rheinblick“, wie es offiziell hieß, zurückholen. Die Goldenen Zeiten hatte der „Freddy“, wie die Disco im Ortsteil
Balm genannt wurde, in den achtziger Jahren. Es war Wochenende, das Lokal war brechend voll - DJ Rene legte "Mendocino" auf - "Freddy- Time" war angesagt und die Welt war in Ordnung. Dieses Hoch
reichte bis in die neunziger Jahre. Danach wurde es ruhiger. Eine andere Zeit, andere Interessen. Heike Kehl-Schiffler aus Griessen schwelgte wieder einmal in dieser alten Zeit, als sie am 21. April
die Facebook-Gruppe „Die guten alten Freddy Zeiten“ gründete, die mittlerweile etwa 500 Mitglieder hat. Man erinnert sich gerne an die Zeiten beim „Freddy“. An die Wochenend-Disco, die erste Liebe
und an ewige lange
Tanzabende. Das macht Lust auf mehr. Nun hat sich mit Heike Kehl-Schiffler,
Astrid Metzger-Heber, Thorsten Brückel, Sandy Davies, Irmgard Kromer und Armin
Krämer ein Organisationsteam gegründet. Armin Krämer ist der ehemalige Wirt vom
Lottstetter Café Engelscheune, das es zu jener Zeit gab. Er kam extra aus
Kappel-Grafenhausen bei Rust zur OK-Sitzung angereist. Freddies Kinder Marion
und Markus sind offizielle Ehrenmitglieder der Gruppe. Alfred „Freddy“ Knöpfle ist im Jahr 2002 im Alter von 54 Jahren verstorben. Sein Tod löste ein großes Medieninteresse aus, da er als Notfall von
verschiedenen Krankenhäusern nicht angenommen wurde. Seine Ehefrau Gordana verstarb 2008. Die Betreiber vom „Rheinblick“ wechselten dann mehrmals. Nach einem Brandschaden wurde die Immobilie
umgenutzt, seither ist dort ein Gastronomiebetrieb nicht mehr möglich.
Die Gruppe sucht nun nach Sponsoren und einer Halle, wo im Herbst eine Freddy
Party stattfinden kann. Abtanzen zu der Musik der 80- er Jahre, alte Freunde
treffen und Erinnerungen austauschen. Sandy Davis erinnert sich an die kleine Mauer beim Eingang: „Dort wurde diskutiert, lamentiert, gestritten, geraucht und geknutscht“. Thorsten Brückel, der eine
Freddy-Homepage erstellt, ist stolzer Besitzer einer speziellen Single, die er von Fredddy bekam: „Gute Nacht Freunde“, von Reinhard Mey. „Dieser Song lief immer ganz am Schluss des Abends“, erinnert
sich Brückel wehmütig. „Freddy war immer eine ehrliche Haut und hätte einem sein letztes Hemd gegeben“, erinnert sich Armin Krämer. Für Heike Kehl war er oft wie ein Vater. Dass er eine große
Persönlichkeit war, sind sich alle einig.
Alles nur kein Klöpfmoscht
Hochrhein Anzeiger, 31. August 2011
Kommt der Elbling zurück an den Hochrhein? Das wünschen sich einige
Freunde des Elblingweins aus Lottstetten. Heinz Peter Welter, Ökowinzer und Weinerlebnisführer aus Wincheringen an der Obermosel pflegt seit 24 Jahren eine intensive Freundschaft zu
Lottstetten. Den letzten Besuch nahm er zum Anlass, die mittlerweile angewachsene Zahl der Elblingfreunde über die älteste Edelrebe, die in Deutschland angebaut wird, zu informieren. Schon die
Römer fanden diese
Weißweinrebsorte an der Mosel vor, als sie 49 vor Chisti das Gebiet der
Treverer - die heutige Landschaft an Mosel, Saar und Ruwer - eroberten. Im
Mittelalter wurde die Elblingrebe im gesamten deutschsprachigen Raum in größter
Ausbreitung angebaut. So auch im Klettgau. Während früher in Erzingen drei
Viertel der Rebfläche Elbling und der Rest Spätburgunder waren, sind es
heute größtenteils Spätburgunder und Müller Thurgau, sowie neue Züchtungen und Burgundersorten. Nur in einigen Gebieten hat sich die Rebe erhalten. Heute ist der Anbau im Wesentlichen auf die
Obermosel begrenzt, wo man sich wieder auf den traditionellen Anbau besonnen hat. In den kleinen Anbaugebieten von etwa 150 Hektar auf luxemburgischem Gebiet und 700 Hektar auf deutscher Seite wurde
der Elbling zur Rarität. Der an der Obermosel vorherrschende Muschel-Kalkboden ist ähnlich dem der französischen Champagne. Die Frische, Fruchtigkeit und besondere
Herzhaftigkeit lässt immer mehr Weinfreunde zu Elblingfreunden werden. Der
Elbling wird trocken und halbtrocken ausgebaut und ist prädestiniert als
Grundwein für die hochwertige Sektherstellung. Dazu kommt das Flaschengärverfahren des Champagners. So haben sich die
Elbling- Cremants in vielen Verkostungen mit Champagnern als ebenbürtig erwiesen. „Sogar bei offiziellen Anlässen wird spanischer „Klöpfmoscht“ ausgeschenkt, der allenfalls durch seine
milchige Flasche auffällt, obwohl wir in Deutschland hervorragende Winzersekte haben “, ärgert sich einer aus den Reihen der Elblingfreunde. Mit wenig Bukett und kompakte Säure ist der Elbling auch
der perfekte Essensbegleiter zu Spargel oder Fisch. „Zu einer Forelle ist er unschlagbar“, weiß eine Teilnehmerin der Elblingweinprobe. Durch traurige Umstände setzte der Weinbaubetrieb
Welter auf Ökologie. In den Jahren um 1987, als Manfred Welter von seinem Vater Peter den Betrieb übernahm, starben an der Obermosel ungewöhnlich viele junge Winzer. „Wir wollten mit der
vielen Chemie nichts mehr zu tun haben“, so Manfred Welter, der den Öko-Weinbaubetrieb
auf vier Hektar Rebfläche ausbaute. Doch er sieht auch keine Vorteile durch die Bezeichnung Ökowein. „Ein Wein muss schmecken, sonst holt ihn keiner“. Durch geringere Erträge werden aber
gehaltvollere Weine erzeugt. Das junge Weingut „LCK“ (Lorenz & Corina Keller) aus Erzingen will den Elbling künftig wieder heimisch machen. „Ich möchte sehr gerne Elbling anbauen“, so
Corina Keller. Andreas Henes,
der in Lottstetten einen Obstbaubetrieb mit Verkaufsladen führt, plant künftig eine Nutzungsänderung zur Gastronomie auf seinem Hof. Auch er will auf die Karte Elbling setzten und diese Rarität
in der Region wieder anbieten. Für Otto Heckel ist der Elbling seit fast einem Vierteljahrhundert die passende Alternative zu den
einheimischen Weinen. „Der Elbling ist mit 11 Prozent Alkoholvolumen der ideale
Sommerwein“. Der „Verein der Elblingfreunde“ von der Obermosel kreierte den
eigenen Elblingbecher aus sehr dünnem Glas. Der Elbling sollte daraus innerhalb
zwei bis drei Jahren getrunken werden, wenn er am besten ist.“ Denn es wächst
jedes Jahr neuer guter Wein nach“, so Heinz-Peter Welter. „Zurück zu den
Wurzeln“ - Die Lottstetter Elblingfreunde planen für 2012 eine Weinerlebnisreise an die Obermosel mit Besichtigungen von deutschen und Luxemburger Wein- und Sektkellereien. Gäste sind willkommen.
Mehr Infos gibt es bei den Lottstetter Elblingfreunden, Telefon 07745/7058, Mail: elblingfreunde-lottstetten@gmx.de.